Eigentlich mag ich es gar nicht: dieses Rückschauhalten, dieses Ein-ganzes-Jahr-Bewerten und dabei entweder alles rosarot- oder schlechtreden, und auch nicht dieses persönliche – ab jetzt aber wirklich – Gute-Vorsätze-Schmieden oder es den anderen so richtig Reinsagen, was sie – ab jetzt aber wirklich – zu tun haben.
Und hört man anderen Jahresrückblick-Befragten zu, die nicht aus politischer Räson dem Schwarz- oder Weißreden verpflichtet sind, dann war das Jahr meist – genau: „durchwachsen“. Das gilt wohl auch für den Gesundheitsbereich.
Abgesehen vom endlich durchgesetzten Rauchverbot, das nicht zuletzt als Erfolg der Ärztekammer gewertet werden darf, hat sich im letzten Jahr für Ärzte ein bisschen was bewegt – Stichworte: Rahmenvertrag zu Primärversorgungseinheiten, Anstellung von Ärzten bei Ärzten –, und mit der Sozialversicherungsreform und der Ausrollung der E-Medikation ist auch im Gesundheitssystem insgesamt Bewegung erkennbar. Schwieriger wird es, wenn man sich die Situation in der Allgemeinmedizin anschaut. Einige Weichen sind neu und gut gestellt: Eine langjährige Forderung der ÖGAM nach einem Facharzt für Allgemeinmedizin ist mittlerweile auch zu einer Forderung der Ärztekammer geworden. Und neue Organisationsformen werden dem Hausärztemangel entgegenwirken können, allerdings kaum ausreichen. Denn der Ärztemangel ist zwar nicht nur, aber vor allem ein Hausärztemangel. Weniger Mediziner denn je gehen in die Allgemeinmedizin. Die neue Ausbildungsordnung wirkt hier nicht entgegen, sondern aggraviert offenbar das Problem. Eifrige Fachrichtungen werben die Noch-nicht- und Jung-Absolventen schon an, bevor diese überhaupt die Chance hatten, die Allgemeinmedizin kennenzulernen. Und jene, die sich für die Allgemeinmedizin entscheiden, durchleben kurze Rotationszeiten – an Abteilungen, wo die Ausbildenden schon für ihren eigenen Fach-Nachwuchs wenig Zeit haben und noch weniger für Kurzzeit-Rotationen. Und in der Allgemeinmedizin selbst werden nur 6 Monate Ausbildung absolviert … Es bleibt also auch im neuen Jahr gesundheitspolitisch und strukturell vieles zu tun.
Und für uns, vieles zu beobachten, aufzuzeigen und zu berichten …
Ihnen sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, wünschen wir alles Gute für die Feiertage und viel Freude und Kraft für den Start ins neue Jahr.
Wir freuen uns, wenn wir Sie mit der Ärzte Krone auch 2020 wieder mit Berichten, Hintergrundinformation und Fachbeiträgen bestmöglich begleiten können.
Ihr Team der Ärzte Krone