Ich kenne nach gut 13 Jahren den zeitweilig vorherrschenden Zeitdruck in der Hausarztpraxis, jeder zusätzliche Zeit- und Energieaufwand ist unerwünscht. Wieso verwende ich dennoch die ICPC2-Codierung in meinem Ordinationsalltag?
ICPC-2 (International Classification of Primary Care) wurde im Zuge der Zielsteuerung Gesundheit im Jahr 2017 als Codierung für die medizinische Primärversorgung festgelegt. Seit vielen Jahren arbeiten Mitglieder der WONCA unter Beteiligung von Vertreter:innen der ÖGAM an einer praxistauglichen Kodierung. ICPC-2 ist von der WHO anerkannt.
Die diagnoseorientierte ICD-10-Klassifizierung, die in den Krankenhäusern verwendet wird, ordnet mit hoher Genauigkeit jeder Erkrankung samt Untergruppen einen Code zu und füllt ein ganzes Buch. Die Codes und Begriffe von ICPC-2 finden auf einer Doppelseite Platz. Es werden nur Diagnosen mit einer Prävalenz über 1 berücksichtigt (Vorkommen in der Hausarztpraxis: „gelegentlich bis regelmäßig“). Die ca. 300 Diagnosen und ca. 100 Symptome wurden in 17 Kapitel nach Körperregionen (inklusive „sozialer Probleme“) und innerhalb der Regionen in verschiedene Erkrankungsgruppen (Symptome, Infektionen, Neubildungen, Verletzungen u. a.) inkl. Prozeduren-Codes eingeteilt. Gewünscht wäre eine episodenorientierte Dokumentation – vom Beratungsanlass (zumeist ein Symptom) bis zum Beratungsergebnis. Dies muss in der Primärversorgung keineswegs immer eine Diagnose darstellen.ICPC-2 ist somit der Arbeitswelt der Hausärztin- und Hausarztmedizin besser angepasst und spiegelt unsere Realität besser wider als andere Klassifizierungen. Sie liefert zudem Daten für wissenschaftliche Studien oder kann als Feedback für die eigene Praxis bzw. z. B. als Grundlage für Diskussionen in Qualitätszirkeln herangezogen werden.
Letztendlich werden für den Erfolg dieses Projektes zwei Fragen für uns Hausärztinnen und Hausärzte entscheidend sein: