Die Ursachen für chronische Rückenschmerzen sind mannigfaltig und können sich von muskulären Verspannungen über chronische Entzündungen bis zu sekundärblastomatösen Geschehen spannen. Ausgangspunkt des Rückenschmerzes können entweder die Wirbelkörper selbst oder aber auch die Bandscheiben beziehungsweise die umgebenden stützenden Strukturen wie insbesondere Facettengelenke, Muskeln und Bänder und sogar innere Organe sein. Auch Nervenreizungen wie eine Interkostalneuritis oder ein Prolaps können zu ausstrahlenden Rückenschmerzen führen.
Die häufigste Form des Rückenschmerzes ist der sogenannte funktionelle Rückenschmerz, bei dem es durch Fehlhaltung oder Überlastung in Kombination mit einer schwachen Muskulatur zur Schmerzsymptomatik kommt. Häufig sind aber auch Asymmetrien der Wirbelsäule (z. B. Skoliosen) oder des Beckens (Beckenschiefstand) zu beobachten, die die Entstehung eines funktionellen Rückenschmerzes fördern. Bandscheibenprotrusionen und Bandscheibenprolaps können in vielen Altersgruppen ohne bestimmte Ursache oder auch nach bestimmten Bewegungen auftreten und führen meist zu in Extremitäten ausstrahlenden Schmerzen und Dysästhesien (Dorsolumbalgie). Bei betagteren Patient:innen sollten auch eine Osteoporose und dadurch bedingte Wirbelkörpereinbrüche in Betracht gezogen werden.
Seltenere Ursachen sind Spondylodiszitiden infektiöser Ursache, die vor allem bei immunsupprimierten Patient:innen oder Diabetiker:innen auftreten können. Auch sollte immer an die Möglichkeit sekundärblastomatöser Ursachen, insbesondere bei entsprechender Klinik, gedacht werden. Nicht zuletzt sollte bei chronischen Schmerzen im Rücken (insbesondere im Iliosakralbereich) und bei jüngeren Patient:innen auch das Vorliegen eines autoimmunbedingten Geschehens, also eine axiale Spondyloarthritis, in Betracht gezogen werden. Die Charakteristik des entzündlichen Rückenschmerzes ist in der Abbildung aufgelistet und unterscheidet sich meist von jener mit anderen genannten Ursachen.
Die Spätform der Krankheit wurde früher auch „Morbus Bechterew“ genannt und ist eine chronische Erkrankung, bei der es durch eine Autoimmunreaktion zu einer Entzündung der Iliosakralgelenke kommt. Diese Entzündung kann sich in weiterer Folge auch auf andere Teile der Wirbelsäule ausbreiten und auch zu knöchernen Versteifungen der Iliosakralgelenke und/oder der Wirbelkörper im Rücken und somit der Wirbelsäule führen. Solch extreme Ausprägungen lassen sich aber zumeist verhindern, wenn die Erkrankung früh genug erkannt und behandelt wird. Genau an dieser Stelle kommt der Differenzierung zwischen entzündlichem und degenerativem Rückenschmerz eine so große Bedeutung zu, da die beiden Formen sich meist gut unterscheiden lassen.
Chronische Rückenschmerzen sollten auf alle Fälle weiter abgeklärt werden, da die Ursachen wie erwähnt vielfältig sein können. Die Abklärung umfasst eine genaue klinische Untersuchung und, je nach Region, spezifische klinische Tests. Der Bildgebung kommt hier eine wesentliche Bedeutung zu. Einige Pathologien (wie z. B. Wirbelgleiten oder Frakturen) lassen sich schon anhand eines konventionellen Röntgens diagnostizieren. Zur Beurteilung von degenerativen Prozessen (wie z. B. Osteochondrose, Protrusionen und Prolaps) oder entzündlichen Prozessen (z. B. Sakroiliitis, Spondylodiscitis, Spondylitis anterior) ist das MRT die Methode der Wahl. Aus internistisch-rheumatologischer Sicht ist auch eine ausführliche Labordiagnostik mit Erhebung von Entzündungsparametern, (Knochen-)Stoffwechselparametern und bei entzündlichem Rückenschmerz HLA-B27 sinnvoll. In weiterer Folge und je nach Diagnosestellung sollte eine gezielte Therapie der zuständigen Disziplin (Physiotherapeut, Orthopäde, physikalischer Mediziner, Rheumatologe) oder gegebenenfalls interdisziplinär erfolgen. Beim Vorliegen von sogenannten Red Flags sollte keine Zeit verloren und die Rückenschmerzen sollten umgehend abgeklärt werden:
Praxismemo