Community Nursing in Kooperation mit niedergelassenen Ärzt:innen

Was ist Community Nursing?

Internationalen Beispielen folgend zielt dieses neue Modell der sozialraumorientierten Pflege darauf ab, Bürger:innen wohnortnah, beratend und informierend zur Seite zu stehen. Speziell Senior:innen und pflegende Angehörige sollen durch diese niederschwellige und kostenlose Dienstleistung unterstützt und entlastet werden. Der Aufgaben- und Einsatzbereich einer Community Nurse orientiert sich methodisch an dem Public Health Intervention Wheel. (https://cn-oesterreich.at/service/glossar)

Community Nurses sind direkt in einer Gemeinde angesiedelt und setzen in ihrer Arbeit auf professionelle und vertrauensvolle Beziehungen zu Bürger:innen. Dies führt zur verbesserten Zugänglichkeit und Qualität der Gesundheitsversorgung von Einzelpersonen und fördert auch das Wohlbefinden der Gemeinschaft als Ganzes. Gesundheitsrisiken oder Defizite können dadurch frühzeitig erkannt werden.

Umsetzung in einer steirischen Gemeinde

Das Konzept des Community Nursings wird in der Gemeinde Hart bei Graz (5.000 Einwohner:innen) seit Dez. 2022 erfolgreich umgesetzt. Die Maßnahmen, die in diesem Gemeinde-Setting eingeführt wurden, zeigen, wie durch gemeindenahe Pflege die Gesundheitsversorgung optimiert werden kann. Eine der Kernmaßnahmen ist die persönliche Beratung sowie die Weitervermittlung und Koordination zu Pflege- und Betreuungsleistungen, die durch präventive Hausbesuche und regelmäßig angebotene Sprechstunden gewährleistet wird. Die Community Nurse führt unterschiedliche Assessments durch, die dabei unterstützen, mögliche Gesundheitsdefizite von Bürger:innen zu erkennen, jedoch auch deren Ressourcen zu erheben. Diese persönliche Begleitung zielt darauf ab, die Gesundheit der Senior:innen und die von pflegenden Angehörigen zu erhalten und zu fördern. So gibt es in der Gemeinde Hart b. Graz mittlerweile einige Senior:innen, die durch die Community Nurse zu Freiwilligen wurden und unter anderem auch bei einem von der Community Nurse initiierten Schulprojekt mitwirken.

Aus den Gesprächen mit Klient:innen und deren Familien sowie durch die umgesetzte Gesundheitsbefragung der Community Nurse zeigten sich unterschiedliche Bedarfe und Bedürfnisse von Bürger:innen. Daher setzte die Community Nurse aus Hart auf weitere präventive Maßnahmen – wie z. B. die Organisation von verschiedenen Informationsveranstaltungen für Bürger:innen: „Medikamente, Vitamine und Co“ als Beispiel wurde in Kooperation von einer lokalen Hausärztin und einer Apothekerin durchgeführt. Der Hintergrund für diese Veranstaltung war jener, dass die Community Nurse tagtäglich mit der Non-Adhärenz von Medikamenten durch Bürger:innen konfrontiert wurde. Auch gesellige Ereignisse wie Spielenachmittage für Senior:innen, um den Geist anzuregen, oder gemeinsame Mittagstische mit Musik und Gesundheitsreferaten der Community Nurse sind Teil des Angebots. Diese Aktivitäten fördern nicht nur die Gesundheit, sondern wirken gegen Einsamkeit und stärken die sozialen Bindungen innerhalb der Gemeinde.

Regelmäßige Zusammenarbeit mit lokalen Ärzt:innen

Die Effektivität des Community-Nursing-Modells in der steirischen Gemeinde basiert wesentlich auf der regelmäßigen und strukturierten Zusammenarbeit mit den lokalen Hausärzt:innen. Diese Kooperation ermöglicht es, medizinische und pflegerische Maßnahmen nahtlos zu koordinieren und die Versorgung auf die spezifischen Bedürfnisse der Patient:innen abzustimmen. Regelmäßige Telefonate sind feste Bestandteile dieser Zusammenarbeit, in denen Patientenfälle gemeinsam besprochen und Behandlungsstrategien entwickelt werden. Beispiele dafür sind: abnorme oder veränderte Vitalzeichen, Blutzuckerentgleisungen, chronische Schmerzen, Überforderung von pflegenden Angehörigen, Verwahrlosung, demenzielle Herausforderungen, Trauer, Einsamkeit, Sucht. Diese enge Abstimmung verbessert nicht nur die medizinische Versorgung, sondern fördert auch das gegenseitige Verständnis und die berufliche Weiterentwicklung aller beteiligten Gesundheitsprofessionen.

Das Netzwerk aus Community Nurses, Ärzt:innen, mobiler Hauskrankenpflege, Physiotherapeut:innen und anderen Gesundheitsdienstleistern bildet eine multidisziplinäre Versorgungseinheit, die eine umfassende Betreuung sicherstellt und die Schnittstellenproblematik in der herkömmlichen Gesundheitsversorgung effektiv adressiert.

Die Zukunft der Gesundheitsversorgung in Gemeinden

Die positive Resonanz und die sichtbaren Erfolge des Community Nursing in der steirischen Gemeinde illustrieren das Potenzial dieses Ansatzes für die Zukunft der Gesundheitsversorgung, besonders in ländlichen und kleineren urbanen Gemeinden. Durch die Verbindung von medizinischer Versorgung und gemeindenaher Pflege wird ein holistisches Gesundheitssystem geschaffen, das sowohl präventiv als auch reaktiv agieren kann.

Die kontinuierliche und integrative Zusammenarbeit zwischen Community Nurses, Ärzt:innen und anderen Gesundheitsdienstleistern ist ein Modell, das nicht nur in Österreich, sondern auch international als zukunftsweisend angesehen werden kann. Es zeigt, wie durch innovative Ansätze in der Gesundheitsversorgung die Lebensqualität verbessert und die Gesundheitssysteme effizienter gestaltet werden können. Die Erfahrungen aus dieser Gemeinde bieten wertvolle Einblicke und können als Blaupause für ähnliche Initiativen weltweit dienen.