Mag. pharm. Jürgen Rehak: Die Verbindung von Wettbewerb und Gesundheit ist heikel. Das ist eine Kombination, die immer zu Lasten der Gesundheit der Menschen geht. Der, der verschreibt, soll nichts am Verkauf eines Medikaments verdienen – dieses Prinzip gilt in Österreich seit fast 800 Jahren und hat sich bewährt. Eine Aufweichung dieses Zugangs lehnen wir strikt ab.
Wenn eine Hausarztordination am Land nur dann finanziell interessant ist, wenn ihr die Abgabe von Medikamenten zugestanden wird, dann braucht es auch für die Ärzte andere Vergütungsmodelle. Apotheker- und Ärzteschaft gegeneinander aufzubringen, hat keinen Sinn – ihre Zusammenarbeit ist eine wesentliche Säule der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Für Hickhack zwischen Berufsgruppen ist hier kein Platz – wer das schürt, handelt unverantwortlich. Hausapotheken sind für uns zudem nur ärztliche Notabgabestellen für Medikamente. Diese vier Laufmeter kann ja niemand ernsthaft als Apotheke bezeichnen. Der Vorschlag der Ärztekammer nach mehr solchen „Notabgabestellen“ und der jüngste Wunsch der Bundeswettbewerbsbehörde nach mehr Hausapotheken bedeutet, Apotheken zu opfern, damit Ärzte mehr verdienen. Das bedeutet am Ende nicht nur weniger Apotheken, sondern auch keine Abend- und Bereitschaftsdienste.
Wenn man schon mehr Wettbewerb will, dann richtig: Dann sollen die Auflagen für Apotheken auch für Ärzte gelten, sie sollen Nachtdienste machen, bis zu 50 Stunden pro Woche geöffnet haben und Pharmazeuten anstellen. Unter diesen Bedingungen können wir gerne über Wettbewerb sprechen. Der Wunsch nach einer Hausapotheke in jeder Einarztgemeinde würde aber rund 600 der bisher 1.300 Apotheken wirtschaftlich umbringen. Die Apotheken sind ein wesentlicher Faktor im Gesundheitssystem. Stellen wir uns nur einmal vor, dass alle Menschen, deren gesundheitliche Probleme in Apotheken gelöst werden, in eine Arztordination oder Spitalsambulanz gehen. Wir haben pro Tag rund 400.000 Kundenkontakte – ein Viertel davon würde reichen, um massive Mehrkosten zu verursachen. Das fangen wir in unseren Betrieben jeden Tag auf.