Der Kampf gegen die Ausbreitung von SARS-CoV-2 ist ein Wettlauf gegen die Zeit. In der letzten Ausgabe haben wir ein paar Best-Practice-Beispiele gezeigt, wie Allgemeinmediziner von einem Tag auf den anderen zu einem Zeitpunkt, als das Land nach dem Shut-down noch in Schockstarre verharrte, in Eigenregie und mit viel Einfallsreichtum Zugangstriagen und Medikationsausgabe organisierten, um die Primärversorgung aufrechtzuerhalten. Die ÖGAM hat in kürzester Zeit auf der Website der Karl-Landsteiner-Universität eine Plattform zum Thema COVID-19 und Primärversorgung eingerichtet, die, den Grundsätzen der EBM-Guidelines folgend, gut gegliedert alle in der Primärversorgung relevanten Aspekte darstellt. In den letzten 2 Wochen wurde eine Reihe von Empfehlungen zum Verhalten in SARS-CoV-2-Zeiten publiziert. Fast jede Fachgesellschaft hat, fokussiert auf ihr spezifisches Patientenkollektiv, Behandlungsempfehlungen veröffentlicht; auch viele Fachärzte sind mittlerweile wieder eingeschränkt erreichbar.
Täglich erreichen uns nicht nur Meldungen von Unternehmen, die umsatteln und andere Dinge produzieren als sonst: Parfumhersteller produzieren Desinfektionsmittel, Schneider nähen Mundschutz, Sportartikelhersteller fertigen Tauchermasken zur Beatmung etc. Weltweit wird fieberhaft geforscht. Die wissenschaftlichen Journals wie etwa NEJM und JAMA haben Sonderausgaben eingerichtet, die öffentlich zugänglich sind. Plattformen teilen wissenschaftliche Erkenntnisse und bieten Open Access zu Details und Studiendaten.
Das E-Rezept, bis jetzt ob seines zähen Roll-out ein ermüdender Dauerbrenner der Berichterstattung, wird plötzlich freigeschaltet. Genial, wie schnell die Dinge funktionieren und wie alle Stakeholder über ihren Schatten springen können, wenn es notwendig ist!
Mittlerweile ist COVID-19 in vielen österreichischen Spitälern Realität, Abteilungen wurden umfunktioniert, Ärzte und Pflegekräfte aus anderen Bereichen und Fachrichtungen werden zusätzlich ins Team integriert. Und auch in der Primärversorgung quer durch Österreichs Arztpraxen ist COVID bereits Realität – und wieder sind es die Allgemeinmediziner, die hier vieles in Eigenregie organisieren müssen. Zu vielen Fragen fehlen immer noch bundesweit einheitliche etablierte Prozesse: Offenbar bezirksweise unterschiedlich erhalten etwa behandelnde Ärzte oft noch immer keine automatisierte Rückmeldung über ein Testergebnis – was die Betreuung der Betroffenen erschwert. Denn kranke Menschen bedürfen der Behandlung, mit und ohne COVID. Eine Botschaft, die seitens der ÖGAM, die von Anfang an für die Aufrechterhaltung der Primärversorgung trotz Pandemie eingetreten ist, immer wieder betont wird.
Mit und ohne COVID: Nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, auch medizinisch wird von vielen Seiten bereits eindringlich vor Kollateralschäden gewarnt. Bei allem Verständnis für Ressourcenbündelung: Parallel zum COVID-Alltag sollte auf die notwendige Abklärung und Behandlung anderer Erkrankungen nicht vergessen werden. Rheuma und Krebs sind nicht im Shut-down …