Subjektiv oft relevant für die Beeinträchtigung der Lebensqualität und Leistungsfähigkeit sind hierbei im Alltag neben Konzentrationsstörungen und rascher kognitiver Erschöpfung vor allem die zum Teil sehr ausgeprägten Symptome eines POTS und/oder PEM/PESE.
Mittlerweile ist über den Umgang mit diesen Symptomen und über die Rückkehr in den Alltag und auch in den Sport nach COVID-19 mehr bekannt als vor 2 Jahren. Für eine grobe Einschätzung der subjektiven Einschränkung der Belastbarkeit hilft die Post-COVID-Functional-Status-Scale (hier in der Darstellung aus der S1-Leitlinie Long-COVID).
In der Leitlinie finden sich auch weitere Hinweise zur ergänzenden Anamnese, Diagnostik und Behandlungspfade. Ein Update dieser Leitlinie ist aufgrund des Wissenszuwachses in Arbeit.
Im allgemeinmedizinischen Alltag ist die genaue Anamnese und Basisdiagnostik für die eingeschränkte Belastungsfähigkeit wichtig – besteht z. B. ein POTS (oder auch autonome Dysfunktion im Sinne einer orthostatischen Hypotonie) – und klinisch einfach feststellbar durch einen Shellong-Test.
Ohne PEM/PESE bedarf es neben einfachen Coping-Strategien eines gezielten Ausdauertrainings mit zunehmender Belastungssteigerung. Besteht jedoch auch PEM/PESE, muss auf die Belastungsgrenzen Rücksicht genommen und ein gezieltes, symptomabhängiges Pacing gemacht werden, um Rückfälle in eine ausgeprägtere Symptomatik nachhaltig zu vermeiden. Geht es um die Rückkehr in den Sport bzw. körperliche Belastung, so gelten mehrere einfache „Faustregeln“: Einerseits ist die Schwere der Erkrankung für das Risiko von Folgeproblemen, Leistungseinschränkungen und Organschäden relevant. Die österreichischen sportmedizinischen Universitäts- und Landesinstitute von Wien, Salzburg und Innsbruck (ÖGSMP) entscheiden in ihrem Konsensus-Statement hier nach wie vor sehr pragmatisch zwischen asymptomatischen Infektionen, milden Infektionen mit Symptomen lediglich „oberhalb des Schlüsselbeines“ und moderaten und schweren Verläufen und geben dazu kurze Handlungsempfehlungen ab, wann ggf. eine sportmedizinische Untersuchung vor Rückkehr in den (Hoch-)Leistungssport gemacht werden sollte.
Diese Faustregel ist jedoch auch sehr gut für die Rückkehr in den Sport im Allgemeinen anwendbar: Je schwerer der Krankheitsverlauf, desto vorsichtiger ist die Rückkehr zum Sport zu gestalten. Selbst bei einer asymptomatischen Infektion sollte eine Trainingspause von etwa 3 Tagen eingehalten werden, individuell sind deutlich reduzierte Belastungen möglich, bei unauffälligem Verlauf und weiter bestehender Symptomfreiheit kann dann nach ca. 7–10 Tagen mit einem wenig intensiven bis moderaten Training begonnen werden. Bei symptomatischer Erkrankung gilt zumindest 3 Tage Symptomfreiheit und eine symptomfreie Bewältigung normaler Alltagstätigkeiten und einer Spazierstrecke von 500 m in der Ebene als Ausgangspunkt für den Trainingsbeginn. Sowohl nach dem deutschen Experten-Konsensus als auch dem Konsensus der ÖGSMP ist hier eine medizinische Freigabe bzw. Untersuchung nicht zwingend notwendig – bei Auffälligkeiten aber sofort eine medizinische Diagnostik zu empfehlen.
Ab Erkrankungen mit moderaten Symptomen sollte im Leistungssport dann eine medizinische Freigabe vor Trainingsbeginn erfolgen – die Untersuchung dazu sollte aber erst bei völliger Beschwerdefreiheit, frühestens nach 3 symptomfreien Tagen erfolgen. Das weitere Training ist individuell zu gestalten und hat eventuell bestehende Symptome zu berücksichtigen. Auf jeden Fall sollte eine Steigerung der Trainingsintensität weiter schrittweise stattfinden (Intensitätssteigerung frühestens nach 1 Woche). Vor allem bei bestehender kardialer Symptomatik soll sofort eine weitere diagnostische Abklärung zum Ausschluss einer Organschädigung/myokardialen Beteiligung bei COVID-19 erfolgen.