Das Herz auf Trab halten – moderne Herzschrittmacher-Therapie

In den vergangenen 65 Jahren wurde durch die Schrittmachertherapie das Leben von vielen Millionen Patient:innen verbessert und verlängert. In Österreich werden derzeit etwa 9.000 pro Jahr implantiert.

Konventionelle Herzschrittmacher

Das Schrittmachergerät (Batterie und Elektronik) wird in die sogenannte Loge links oder rechts unter dem Schlüsselbein eingesetzt. Über eine Punktionsstelle in der Loge werden je nach Bedarf des Patienten 1–3 Sonden an bestimmten anatomischen Punkten im rechten Vorhof und Ventrikel verankert. Die dort gemessene Herzfrequenz wird an den Schrittmacher übermittelt. Ist sie zu niedrig, gibt der Schrittmacher über die Sonden entsprechend schnellere Impulse ab.

HIS-Bündel-Pacing

Seit etwa 5 Jahren werden zunehmend sogenannte HIS-Bündel-Schrittmacher implantiert. Das heißt, dass die Sonde direkt am HIS-Bündel, das für die physiologische Erregungsausbreitung im Herzen essenziell ist, platziert wird. Durch die physiologische Stimulation kann das Risiko für eine schrittmacherinduzierte Herzinsuffizienz reduziert werden. Ein HIS-Bündel-Pacing bedarf einer besonders großen Erfahrung des:der Implanteur:in.

Mögliche Probleme

Bei konventioneller Herzschrittmachertherapie besteht durch die unphysiologische Stimulation ein etwa 15 %iges Risiko für die Entwicklung eine Herzinsuffizienz – v. a. bei Patient:innen mit anderen Herzerkrankungen und bei hohem Stimualtionsanteil. Die ersten Symptome (Kurzatmigkeit, schlechte Belastbarkeit, Beinödeme etc.) können sich Monate nach der Implantation, manchmal aber auch erst später zeigen.
Mit dem Herzschrittmacher liegt ein Fremdkörper im Unterhautgewebe, der drücken, schmerzen, sich entzünden oder mit Keimen besiedelt sein kann. Nur die Implantation durch eine:n erfahrene:n Operateur:in kann das Risiko solcher Probleme niedrig halten. Zusätzlich können Sonden in ihrem elektrischen Innenleben brechen und damit ihre Funktion verlieren. Sie müssen dann aufwendig entfernt oder durch eine zusätzliche Sonde ergänzt werden. Weiters können sie eine Herzklappe in ihrer Funktion behindern oder als Fremdkörper mit Keimen besiedelt werden. Die in den letzten Jahren entwickelten sondenlosen Herzschrittmacher können durch ihre geringe Größe und das Fehlen von Sonden solche Komplikationen bestmöglich hintanhalten.

Sondenlose Herzschrittmacher (Abb.)

Der derzeit einzige kommerziell erhältliche sondenlose Herzschrittmacher (MicraTM/Medtronic) ist nur 26 × 7 mm groß und zwei Gramm schwer, weshalb er direkt in den rechten Ventrikel implantiert werden kann. Der Zugang für die Implantation erfolgt hierbei über die Leiste. Die gefürchteten Infektionen von Schrittmacherkomponenten wurden bei sondenlosen Schrittmachern bisher nicht beobachtet. Sie eignen sich daher besonders für Patient:innen nach stattgehabten Infektionen oder mit besonders hohem Risiko für solche (z. B. Diabetes und Niereninsuffizienz). Sondenlose Schrittmacher sind noch nicht für alle Indikationen geeignet, werden aber ständig weiterentwickelt. So gibt es bereits eine Version des MicraTM, die eine gute Koordination zwischen Vorhöfen und Ventrikeln gewährleisten kann und die klinische Testung des AveirTM-Systems (Abbott), das mittels je einer Kapsel im rechten Vorhof und im Ventrikel stimulieren kann.

Herzschrittmacher und Magnetresonanzbildgebung

Alle neuen Herzschrittmachersysteme sind voll MR-tauglich. Die entsprechende Umprogrammierung für die Untersuchung selbst muss jedoch von einem:einer Kardiolog:in und daher meist im Krankenhaus erfolgen. Während der Untersuchung muss der:die Patient:in gut beobachtet und danach das Gerät wieder rückprogrammiert werden. Bei Unklarheiten bzgl. der MR-Tauglichkeit (z. B. neuer Generator, aber alte Sonden) soll das implantierende Zentrum kontaktiert werden. Zusätzlich gibt es sehr gute Internettools auf der Website der Schrittmacherfirmen, mittels derer man online die MR-Tauglichkeit der Geräte (mit Gerätenamen oder Seriennummer) ermitteln kann.

Herzschrittmacher und Telemedizin

Die allermeisten implantierten Geräte sind telemetrisch abfragbar – sowohl was die technische Funktionalität als auch klinische Ereignisse (wie z. B. Rhythmusstörungen) betrifft. Dies erhöht die Sicherheit für die Patient:innen und reduziert die Notwendigkeit ambulanter Kontrollen. Die Patient:innen erhalten alle 6–12 Monate Bescheid, dass alles in Ordnung ist. Bei der Detektion von Problemen werden sie vom Zentrum informiert bzw. zur ambulanten Nachsorge oder stationären Aufnahme gebeten.

Praxismemo

  1. Bei konventioneller Schrittmachertherapie liegt das Herzinsuffizienzrisiko bei etwa 15 %.
  2. Bei Zeichen einer Bakteriämie oder Rötung im Bereich der Loge soll eine Zuweisung ins Implantationszentrum erfolgen.
  3. Mithilfe von Online-Tools der Hersteller lässt sich die MR-Tauglichkeit der Geräte ermitteln.