Es gibt vielfältige Ursachen für das akute rote Auge. Oftmals lassen sich anhand der Symptomatik der Patient:innen differenzialdiagnostische Überlegungen anstellen.
Hier kommt es zu einer Gefäßerweiterung und zu einer Sekretion, die wässrig, schleimig oder eitrig sein kann. Ein vermehrter Tränenfluss ist häufig, und die Patient:innen berichten über ein Fremdkörpergefühl. Die Auslöser einer Konjunktivitis können sowohl nichtinfektiöse als auch infektiöse sein. Die Auslöser für nichtinfektiöse Konjunktivitiden sind v. a. äußere Reize oder Allergien. Hier stehen vor allem ein Brennen bzw. Jucken und vermehrtes Tränen im Vordergrund. Fehlstellungen der Lider oder eine verminderte Tränenproduktion können auch zu einer Konjunktivitis führen. Um die Beschwerden zu lindern, ist ein ausreichender Tränenersatz mit befeuchtenden Augentropfen wichtig.
Infektiöse Konjunktivitiden können durch Bakterien oder Viren verursacht werden. Bakterielle Bindehautentzündungen werden durch Staphylokokken bzw. Streptokokken bedingt und sind meist einseitig. Hier steht die mukopurulente Sekretion im Vordergrund, die oft zu gelben Krusten führt. Es kommen lokale Breitbandantibiotika wie Gentamicin oder Ofloxacin zur Anwendung. Bakterielle Konjunktivitiden sollten nach ca. drei Tagen eine deutliche Besserung zeigen.
Virale Konjunktivitiden führen zu einem wässrig-schleimigen Sekret und Juckreiz. Sie beginnen oft einseitig und können später beide Augen betreffen. Hier ist besonders die saisonal auftretende Keratokonjunktivitis epidemica zu nennen. Diese wird durch Adenoviren ausgelöst, ist hoch ansteckend und hat eine Inkubationszeit von ca. 8 bis 10 Tagen. Es kann hier nur mit topischer befeuchtender Therapie behandelt werden, und die Symptomatik kann bis zu zwei Wochen betragen. Wichtig ist die Hygieneeinhaltung und die augenärztliche Begutachtung, um eine mögliche Hornhautbeteiligung auszuschließen.
Die Hornhautentzündung ist meist mit einer Konjunktivitis vergesellschaftet. Als Symptome zur konjunktivalen Injektion kommen eine Photophobie und ein Blepharospasmus hinzu. Da eine Keratitis häufig bei Kontaktlinsenträger:innen auftritt, ist es wichtig, die Patient:innen explizit danach zu fragen. Sollte der Verdacht auf eine Keratitis bestehen, sollte eine umgehende Überweisung an einen Augenarzt/eine Augenärztin ergehen, um eine genaue Untersuchung an der Spaltlampe und die passende Therapie durchführen zu können. Auch bei der Keratitis gibt es nichtinfektiöse Ursachen, wobei v. a. der Lagophthalmus durch Lidfehlstellungen bzw. die neurotrophe Keratopathie durch eine reduzierte Hornhautsensibilität (z. B. Trigeminusneuralgie) die Ursachen sind. Eine anamnestisch gut abgrenzbare Unterform ist die Keratokonjunktivitis photoelectrica („Verblitzung“), die durch ungeschützte UV-C-Strahlung auf die Oberfläche hervorgerufen wird. Es kommt zu zunehmenden starken Schmerzen und Lichtscheu auf beiden Augen. Wichtig ist die symptomlindernde Therapie mit lokalen Tränenersatzmitteln und die orale Schmerzmedikation.
Das Epithel der Hornhaut ist nicht mehr intakt, dadurch liegen die Nervenenden der Hornhaut frei. Die Pa-tient:innen berichten v. a. von Schmerzen, einem Fremdkörpergefühl und Epiphora. Anamnestisch lässt sich der Beginn und somit die Ursache gut erheben. Sollte es zu diesen Beschwerden nach Bohren oder Flexen kommen, muss unbedingt zeitnah ein metallischer Fremdkörper durch den Augenarzt bzw. die Augenärztin ausgeschlossen bzw. entfernt werden.
Die Iritis ist die häufigste Form der Uveitis. Ist der Ziliarkörper mitbeteiligt, spricht man von einer „Iridozyklitis“. Patient:innen berichten v. a. über eine Photophobie und die Pupille reagiert aufgrund der Entzündung oft träge. Das Auge tränt vermehrt, aber im Gegensatz zur Konjunktivitis kommt es zu keiner Sekretbildung, da die Entzündung nicht oberflächlich ist. Patient:innen mit Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis haben ein erhöhtes Risiko für eine Uveitis anterior. Sollte der Verdacht auf eine Uveitis bestehen, sollte eine Überweisung zum Ophthalmologen bzw. zur Ophthalmologin innerhalb eines Tages erfolgen. Durch die Entzündung kann es zu fibrinösen Verklebungen in der vorderen Augenkammer und zu einer dauerhaften Sehverschlechterung kommen. Die Uveitis bedarf einer intensiven topischen Therapie.
Es kommt zu einer plötzlichen Einblutung unter der Bindehaut. Da die Bindehaut ein elastisches Gewebe ist, kann das Hyposphagma speziell bei Patient:innen mit Blutverdünnung zu einer zirkulären subkonjunktivalen Blutung werden. Das Hyposphagma ist schmerzfrei. Oft berichten Patient:innen über ein Hyposphagma nach einem Valsalva-Manöver (z. B. nach Toilettengang). Die Resorption kann sich über mehrere Wochen erstrecken.
Dabei handelt es sich um den akuten Winkelblock und einen der wenigen Notfälle der Augenheilkunde. Der Kammerwinkel ist hierbei verlegt, das Kammerwasser kann nicht mehr abfließen, und es kommt zu einem massiven Druckanstieg im Auge. Dieser Druckanstieg führt zu ausgeprägten Schmerzen, das Auge ist gerötet und die Patient:innen berichten über Farbringe um Lichtquellen, da die Hornhaut durch den hohen Druck aufquillt. Es kann auch zu Übelkeit und Erbrechen über einen Vagusreiz kommen. Eine gute Untersuchungsmöglichkeit des stark erhöhten Augendrucks ist die Palpation. Zeigt sich der Bulbus steinhart, müssen die Patient:innen umgehend notfallmäßig ophthalmologisch vorgestellt werden.