In der arteriellen Hypertonie ist die medikamentöse Therapie gut etabliert, es kam in den letzten 10 Jahren jedoch keine neue Wirksubstanz hinzu. In Ermangelung neuer Medikamente fokussiert man sich zunehmend wieder auf die wesentlichen Faktoren in der Behandlung dieser Erkrankung und damit auch auf eine effektive Diagnostik.
Im Rahmen der SPRINT-Studie aus dem Jahr 2015 wurden Patienten unbeobachtet in einem separaten Raum einer Dreifachmessung des Blutdrucks mithilfe eines automatischen Messgerätes unterzogen und der Mittelwert der zweiten und dritten Messung wurde als Blutdruckwert herangezogen. Diese Methode hat Eingang sowohl in die europäischen als auch in die internationalen Richtlinien gefunden und hat die Einfachmessung beim Arzt abgelöst.
Zusätzlich wird die Blutdruckselbstmessung des Patienten zu Hause als einer der wichtigsten Pfeiler der adäquaten Diagnose und Behandlung des Bluthochdrucks vorgegeben. Wir wissen, dass eine korrekt durchgeführte Blutdruckselbstmessung zu Hause der 24-Stunden-Blutdruckmessung, welche den Goldstandard der Diagnostik darstellt, nahezu ebenbürtig ist.
Für eine verwertbare Blutdruckselbstmessung muss auf mehrere Grundvoraussetzungen geachtet werden (Tab. 1).
Die Messung sollte in Ruhe stattfinden, sitzend mit einer adäquat angebrachten Blutdruckmanschette in richtiger Manschettengröße. Arme und Beine sollten hierbei nicht verschränkt werden. Es sollten keine zusätzlichen Tätigkeiten (telefonieren, essen, körperliche Bewegung) durchgeführt werden und es sollte 1 bis 2 Minuten nach Erstmessung eine Zweit- sowie in derselben Art und Weise eine Drittmessung durchgeführt werden. Der Mittelwert der zweiten und dritten Messung wird als zu wertender Blutdruckwert angesehen.
Die größten Fehlerquellen bei der Selbstmessung sind die fehlende Ruhezeit bzw. die Selbstmessung im Rahmen stressiger Situationen, welche zwangsläufig höhere Werte bedingen. Blutdruckmessgeräte sollten regelmäßig validiert werden, da sich auch hier über die Jahre Fehlerquellen einschleichen. Der große Vorteil der Blutdruckselbstmessung zu Hause liegt im fehlenden „Weißkitteleffekt“, da sich allein durch die Anwesenheit in einer Arztpraxis und verstärkt durch das Sehen des Arztes im weißen Mantel bei ca. einem Drittel aller Patienten Blutdruckerhöhungen einstellen. Des Weiteren sind bei longitudinalen Blutdruckverläufen durch Heimmessungen Unterschiede über die Tageszeiten, Wochentage (Wochenende/Arbeitstage) und Jahreszeiten ersichtlich.
Zunehmend erreichen moderne technische Geräte, welche vor allem am Handgelenk getragen werden (Uhren, Herzfrequenzmesser, Fitnessmonitoringbänder), den medizinischen Alltag. Insbesondere zeichnet sich in Zukunft eine validierte EKG-Messung mittels Smartwatches ab. Da der Blutdruck jedoch auf dem mechanischen Konzept des vorübergehenden Verschlusses einer Armarterie beruht, ist dies aktuell durch die verfügbaren Geräte nicht möglich und kann damit weiterhin nur mit den bereits vorhandenen Blutdruckmessgeräten durchgeführt werden. Neueste Untersuchungen sagen der Blutdruckmessung im Ohr eine mögliche Zukunft voraus.
Die Behandlung einer arteriellen Hypertonie basiert darauf, dass wir den mittleren Blutdruck, welchem der Organismus über das gesamte Jahr ausgesetzt ist, behandeln, nicht jedoch den Blutdruck in Extremsituationen von psychischem und körperlichem Stress. Dies ist auch dem Patienten darzulegen, da Blutdruckspitzen in Stresssituationen häufig nicht einer antihypertensiven, sondern einer stressreduzierenden Therapie bedürfen.
Es ist außerdem wichtig, zu erwähnen, dass die Grenzwerte der Diagnosestellung und die Zielblutdruckwerte einer Therapie nicht ident sind (Tab. 2, 3).
Zunehmend nimmt auch das Telemonitoring von Blutdruckmesswerten Einzug in die Behandlung der arteriellen Hypertonie. In einem österreichischen Pilotprojekt mit der BVAEB wurden Patienten mit erhöhten Werten im 24-Stunden-Blutdruck über drei Monate telemedizinisch durch eine Pflegeperson und einen verantwortlichen Arzt betreut. Es wurden täglich zwei Blutdruckmesswerte übertragen, und das Befinden wurde dokumentiert. Erste Ergebnisse zeigen hier ein überdurchschnittlich häufiges Erreichen der Zielwerte nach drei Monaten bei dieser Patientengruppe.
Die telemedizinische Betreuung ersparte sowohl dem Patienten als auch dem Arzt Zeit; ein persönlicher Kontakt ist jedoch durchwegs möglich und gegeben. Somit konnten die Vorteile der Selbstmessung mit intensiver medizinischer Betreuung ermöglicht werden.