Gottfried Novacek: Colitis ulcerosa beginnt fast immer im Mastdarm und steigt unterschiedlich weit nach oben. Man unterscheidet zwischen einer Proctitis ulcerosa, einer linksseitigen und einer extensiven Colitis ulcerosa. Die erste Form ist nur auf den Mastdarm beschränkt, im zweiten Fall reicht die Entzündung maximal bis zur linken Kolonflexur und bei einer extensiven Colitis ulcerosa über diesen Punkt hinaus.
Prinzipiell gibt es zwei Hauptformen von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, das sind Morbus Crohn sowie Colitis ulcerosa. Die wichtigsten Symptome bei beiden Formen sind Durchfall und Bauchschmerzen. Bei Colitis ulcerosa kommen deutlich häufiger Blutbeimengungen bis hin zu blutigem Durchfall vor. Blut im Stuhl ist immer ein Alarmsymptom, auch für den Betroffenen selbst, und somit Anlass, einen Arzt aufzusuchen. Folglich ist auch die Zeit, die im Allgemeinen zwischen Beginn der Beschwerden bis zur Diagnose vergeht, bei Colitis ulcerosa doch etwas kürzer als beim Morbus Crohn.
Das Erste, was gemacht werden sollte, sind eine Blutabnahme und Stuhluntersuchungen. Gerade bei kurzdauernden Beschwerden kann es sich natürlich auch um einen Infekt handeln. Sehr hilfreich ist auch das Calprotectin im Stuhl, das ein sehr verlässlicher und feiner Entzündungsparameter ist. Wenn allerdings vom Patienten gleich Blut im Stuhl angegeben wird, sollte sehr rasch eine Koloskopie erfolgen.
Die Therapie der Colitis ulcerosa hängt von verschiedenen Faktoren ab: im Wesentlichen von der Ausdehnung der Erkrankung und der Intensität der Entzündung. Die Basistherapie bei milden bis moderaten Formen ist der Wirkstoff Mesalazin. Es kann oral oder rektal verabreicht werden, da es lokal wirkt. Manchmal ist auch eine Kombination von oral und rektal sinnvoll. Das ist die Basistherapie, die aber nicht immer ausreicht. Sollte der Einsatz von Kortison erforderlich sein, so sollte diese Therapie nie langdauernd oder immer wiederkehrend erfolgen.
Ist ohne Kortison kein ausreichender Therapieerfolg zu erzielen, ist eine Behandlung mit immunsuppressiv wirksamen Medikamenten erforderlich. Das sind einerseits die schon lange zur Verfügung stehenden Purinanaloga Azathioprin und 6-Mercaptopurin. Das sind aber andererseits vor allem die Biologika. Die ersten Biologika für die Therapie der CED waren die TNF-alpha-Blocker. Zugelassen für die Colitis ulcerosa in der EU aus dieser Kategorie sind Infliximab, Adalinumab und Golimumab. Ein weiteres Biologikum, jedoch mit einem anderen Wirkprinzip, ist Vedolizumab. Die Biologika haben gemeinsam, dass sie parenteral verabreicht werden müssen. Sie gelten als die wirksamsten derzeit verfügbaren Medikamente zur Behandlung der Colitis ulcerosa. Manchmal ist auch eine Kombination dieser Vertreter mit einem Purinanalogen erforderlich. Die sehr schwere Colitis ulcerosa ist ein bedrohliches Krankheitsbild und erfordert natürlich eine stationäre Aufnahme.
Morbus Crohn kommt eher bei Frauen vor, die Colitis ulcerosa zeigt ein leichtes Übergewicht bei Männern. Der Krankheitsbeginn bei Colitis ulcerosa ist durchschnittlich ein paar Jahre später als bei Morbus Crohn. Dennoch kann bei beiden gesagt werden, dass sie meist im jungen Erwachsenenalter auftreten; zunehmend aber auch im Jugend- und Kindesalter, und somit ist zu erwarten, dass die Häufigkeit von CED insgesamt bei uns noch nicht ihren Höhepunkt erreicht hat.
Patienten mit einer Colitis ulcerosa sollten regelmäßige Koloskopien haben, in Abhängigkeit von Krankheitsdauer, Ausdehnung der Erkrankung und Schwere des Verlaufes, weil die Krankheit mit einem erhöhten Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken, vergesellschaftet ist beziehungsweise sein kann. Konkret sollte ab dem 6. bis 8. Erkrankungsjahr spätestens alle 4 Jahre eine Koloskopie erfolgen, in manchen Situation auch in kürzeren Intervallen. Darauf sollte auf jeden Fall Wert gelegt werden.