Durchfall ist ein weitverbreitetes Symptom bei Patient:innen mit primärer und sekundärer Immundefizienz und kann unterschiedliche Ursachen haben; am häufigsten ist jedoch eine Infektion der Grund. Das Erregerspektrum unterscheidet sich stark von Erkrankten mit intaktem Immunsystem. Wegen der eingeschränkten Immunabwehr ist das Risiko für komplizierte Verläufe erhöht, was in der Therapie und Prävention der infektiösen Gastroenteritis beachtet werden sollte. Gegebenenfalls ist die immunsuppressive Medikation anzupassen.
Auch bei immungeschwächten Menschen kann die infektiöse Diarrhö selbstlimitierend sein. Abhängig vom klinischen Verlauf soll die erweiterte Diagnostik stufenweise erfolgen. Dabei sind das individuelle Risikoprofil und die Reiseanamnese zu berücksichtigen; insbesondere bei Risikokonstellationen ist eine infektiologische Diagnostik empfehlenswert. Die Basisdiagnostik (Campylobacter, Salmonellen, Rota- und Noroviren) sollte dabei je nach Vorliegen bestimmter Symptome oder Risikofaktoren erweitert werden. Für T-zelluläre Defekte wie AIDS sind z. B. Infektionen mit Kryptosporidien oder Mykobakterien charakteristisch, während infektiöse Diarrhöen nach einer Stammzelltransplantation v. a. durch Adeno-, Zytomegalie- und Noroviren verursacht werden.
Die Therapie richtet sich nach dem verursachenden Erreger. Verläuft die Erkrankung unkompliziert, sollen auch bei immundefekten Patient:innen keine Antibiotika eingesetzt werden. Eine empirische Antibiose kann in Ausnahmefällen erfolgen, spezifische Antibiotika werden u. a. bei Mykobakterien und C. difficile angewendet. Bei bestätigter CMV-Infektion soll eine antivirale Therapie eingeleitet werden; diese kann auch frühzeitig bei schweren Krankheitsverläufen einer Adenovirus-Infektion erwogen werden. Prinzipiell steht bei allen viralen Enteritiden die Rehydrierung im Vordergrund, nach Möglichkeit kann zusätzlich die immunsuppressive Therapie reduziert werden. Eine antiparasitäre Behandlung ist bei immunschwachen Patient:innen nicht optimal; bei der intestinalen Kryptosporidiose ist die Verbesserung des Immunstatus die wirksamste Maßnahme. Auch hier steht die Wiederherstellung des Wasser- und Elektrolythaushaltes durch Rehydrationslösungen im Vordergrund der Behandlung.