Die Rolle des Mikrobioms

Etwa jede 10. Person in Industrieländern leidet an chronischer Insomnie, die durch anhaltende Ein- und/oder Durchschlafstörungen charakterisiert ist, die zu Einschränkungen im Alltagsleben führen. Aus Public-Health-Sicht ist darüber hinaus die obstruktive Schlafapnoe von Bedeutung, die fast eine Milliarde Menschen weltweit betrifft.

Chronische Insomnie

Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass Insomnie über die Aktivierung des Immunsystems – der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse und des neuroendokrinen Systems – zu Veränderungen im Darmmikrobiom führt. Darüber hinaus hat die Schlaflosigkeit Auswirkungen auf bakterielle Metaboliten, wodurch das Ungleichgewicht im Darm verursacht wird, das zur Zerstörung der Darmbarriere und zu einer erhöhten Permeabilität führen kann. Das Darmmikrobiom seinerseits beeinflusst Neuronen im Darm und damit das zentrale Nervensystem durch die Freisetzung von Neurotransmittern und Entzündungsfaktoren, wodurch sich die Symptome der Insomnie wiederum verschlechtern können und ein Teufelskreis entsteht.

Obstruktive Schlafapnoe

Die obstruktive Schlafapnoe ist oftmals mit Adipositas, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck oder gastroösophagealem Reflux vergesellschaftet. Die Erkrankungen selbst bzw. deren Medikation haben einen signifikanten Einfluss auf das Mikrobiom im Darm. Außerdem scheint die Schwere der obstruktiven Schlafapnoe eine Rolle zu spielen, wie eine schwedische Studie an 3.570 Erwachsenen zeigte: Die Darmflora hatte eine umso geringere Diversität und unterschied sich auch weniger zwischen den Proband:innen, je ausgeprägter die Schlafstörung war.

Behandlungsansätze zur Verbesserung des Darmmikrobioms umfassen Probiotika, TCM, Transplantation fäkaler Mikrobiota, Ernährungsmaßnahmen und Bewegung, die alle den Schlaf durch die Freilassung von Neurotransmittern und mikrobiellen Metaboliten im Darm verbessern sollen, die Unterschiede in der rezenten wissenschaftlichen Literatur sind jedoch groß. In diesem aufstrebenden Forschungsfeld ist jedenfalls weiterführende Forschung notwendig, um das Potenzial des Mikrobioms als diagnostisches und therapeutisches Ziel für die Behandlung von Schlafstörungen und seine möglichen Auswirkungen auf die Psyche zu untersuchen.