Differenzierung und Management der chronischen Sinusitis

Die Rhinosinusitis ist eine Entzündung der Schleimhaut von Nase und Nasennebenhöhlen.
Wenn die Beschwerden länger als 3 Monate bestehen, spricht man von einem chronischen Verlauf. Man geht davon aus, dass in Europa etwa 6–10 % der Bevölkerung darunter leiden.

Symptomatik

Die Erkrankung äußert sich durch eingeschränkte Nasenatmung, Schnupfen, manchmal auch Sekretion in den Rachen, Druckgefühl oder gar Schmerzen. Zusätzlich können Einschränkungen bis zu einem vollständigen Verlust des Riechvermögens auftreten. Die Probleme gleichen in vielen Fällen einem belastenden Dauerschnupfen. Juckreiz ist eher ein Hinweis auf eine allergische Rhinitis und für die Sinusitis nicht typisch. Die Beschwerden können auch weitreichender sein und zu Konzentrationsproblemen und Schlafstörungen führen, sogar Depressionen werden in Zusammenhang mit Nebenhöhlenbeschwerden gebracht.

Ursachen und Diagnose

Akute Nebenhöhlenentzündungen werden meist durch virale Infekte ausgelöst. Bakterielle Infektionen oder Superinfekte führen zu schwereren Verläufen. Eine symptomatische Therapie mit Nasensprays, Schmerzmitteln und bei Bedarf auch Antibiotika führt meist rasch zu einer Ausheilung. Die chronische Nebenhöhlenentzündung wird heute nicht als einheitliches Krankheitsbild gesehen, sondern abhängig von den zugrunde liegenden Mechanismen und Verlaufsformen differenziert. Der chronischen Sinusitis ohne Polypen liegen häufig anatomische Engstellen zugrunde, chronische Infektionsreize (dentogen, Fremdmaterial, Pilzbälle, bakterielle Antigene) spielen eine Rolle. Bei der chronischen Nebenhöhlenentzündung mit Polypen, manchmal auch als Polyposis nasi bezeichnet, findet man immunologisch getriggerte Entzündungsreaktionen mit entsprechenden Entzündungszellen und Mediatoren (Eosinophile, Interleukin-[IL-]4, IL-5 und IL-13 sowie IgE). Diese Entzündungsreaktion ist der bei Asthma bronchiale ähnlich, das auch häufig gemeinsam mit chronischer Sinusitis vorkommt. Unverträglichkeit gegenüber antientzündlichen Medikamenten, wie zum Beispiel Aspirin, kann ebenso eine Rolle spielen.

Um eine möglichst exakte Diagnose stellen zu können, sind eine Untersuchung bei einem/einer Fachärzt:in für HNO, eine Computertomografie der Nasennebenhöhlen sowie Labor- und Gewebebefunde nötig. Die Ursachen der chronischen Nebenhöhlenentzündung sind noch nicht vollständig geklärt. Deren besseres Verständnis hat jedoch zur Entwicklung neuer Medikamente mit beeindruckenden Behandlungserfolgen geführt.

Therapie

In der Behandlung der chronischen Sinusitis gibt es Neues und Altbewährtes. Zunächst werden Nasensprays mit Kortison und Nasenspülungen eingesetzt, wodurch die Symptome oft gut kontrolliert werden können. Falls das jedoch nicht ausreicht, ist eine funktionell endoskopische Nebenhöhlen-Operation indiziert. Das Ziel ist, die entzündliche Schleimhaut zu entfernen und die meist zugeschwollenen Engstellen im Nebenhöhlensystem zu erweitern, damit eine Belüftung wiederhergestellt werden kann. Dadurch können die Beschwerden deutlich verbessert werden, eine weitere Behandlung mit Nasensprays oder Spülungen bleibt aber häufig nötig.

Bei Formen mit entsprechender Entzündungsreaktion (Typ-2-Reaktion) werden heute unter anderem die monoklonalen Antikörper Dupilumab, Mepolizumab und Omalizumab, die gegen IL-4-Rezeptor, IL-5 und Immunglobulin E gerichtet sind, eingesetzt. Diese Medikamente werden äußerst gut vertragen, Nebenwirkungen sind sehr selten. Sie erfordern eine Injektion unter die Haut alle 2–4 Wochen.

Mit einer individuell angepassten Kombination aus Lokaltherapie, Operation und systemischer Therapie können die Patient:innen in vielen Fällen ganz geheilt oder mit entsprechender lokaler oder systemischer Therapie beschwerdefrei sein.