Die COPD ist eine heterogene fortschreitende Erkrankung der Lunge, aktuelle Analysen gehen von einer globalen Prävalenz von 10,3% bei steigender Tendenz aus. Rauchen gilt als relevantester Risikofaktor und ist in Ländern mit hohem sozioökonomischem Status für etwa 70% aller COPD-Erkrankungen verantwortlich. Die COPD weist eine hohe Mortalität sowie Morbidität auf und stellt laut aktuellen WHO-Berichten die dritthäufigste Todesursache weltweit dar.
Es ist bekannt, dass ein Großteil der COPD-Patient:innen nicht diagnostiziert und entsprechend auch nicht behandelt ist. Dementsprechend gibt es weltweit Bestrebungen, anhand von Awareness- und Screeningprogrammen die Diagnostik der COPD zu verbessern.
Die chronische Verengung der Atemwege, definiert als ein Post-Bronchodilator-FEV1-FVC-Verhältnis von <0,7, gilt laut aktuellen Vorgaben der Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) neben der typischen klinischen Symptomatik (Belastungsdyspnoe, chronischer Husten) und Anamnese (Rauchen, exogene Belastung) als Diagnosekriterium für eine COPD. Diese Krankheitsdefinition bündelt heterogene Krankheitspräsentationen unter dem Begriff COPD und eignet sich nicht zur Früherkennung der Erkrankung. Dementsprechend gibt es Bestrebungen, alternative diagnostische Ansätze wie etwa bildgebende diagnostische Kriterien zu entwickeln, um die COPD in einem früheren Stadium, idealerweise vor Auftreten klinischer Beschwerden und irreversibler Lungenschädigungen, zu diagnostizieren.
Am Anfang jeder COPD-Behandlung sollte die Meidung von Risikofaktoren stehen. Das Anstreben einer Nikotinkarenz ist hierbei von zentraler Bedeutung. In Österreich stehen unterstützend verschiedene Einrichtungen zur Verfügung, wobei als österreichweit kostenfrei nutzbare Einrichtung das Rauchfrei Telefon zu erwähnen ist. Weiters sind prophylaktische Maßnahmen, insbesondere Schutzimpfungen, relevant, wobei neben dem risikoadaptieren Einsatz der Influenza-, SARS-CoV-2-, Pneumokokken- und RSV-Impfungen auch ein Pertussis-Impfschutz zu beachten ist.
Aktuelle therapeutische Konzepte zielen darauf ab, den COPD-Erkrankungsphänotyp möglichst umfassend zu erfassen und daraus folgende Behandlungspfade (engl. „treatable traits“) individualisiert zu adressieren (Abb.1).
Die medikamentöse Initialtherapie der COPD orientiert sich an Symptomlast und Exazerbationshäufigkeit und wird durch die GOLD-Klassen A, B und E beschrieben. Die Basis der medikamentösen Therapie stellen inhalative Broncholytika dar, wobei derzeit vorwiegend lang wirksame antimuskarinerge Substanzen (LAMA) und langwirksame Beta-Mimetika (LABA) eingesetzt werden.
Antientzündliche Therapien wie inhalative Kortikosteroide, orale Phosphodiesterasehemmer oder subkutan verabreichte immunmodulatorische Antikörper (z.B. Anti-Interleukin-Rezeptor 4 oder Interleukin-5-[R-]Antagonisten) stellen für eine Subgruppe von COPD-Patient:innen eine Therapieoption dar. Wichtig ist hierbei, dass letztere Therapiestrategien nur bei entsprechend vorliegendem Phänotyp (Entzündungssignatur, Exazerbationsphänotyp) eingesetzt werden sollten, da ansonsten neben einer fehlenden Wirksamkeit auch mit vermehrten therapieassoziierten Nebenwirkungen (z.B. respiratorische Infektionen) zu rechnen ist.
Neben der Symptomkontrolle stellt die Verhinderung von COPD-Exazerbationen ein wesentliches Therapieziel dar.
Analog zur Etablierung der Basistherapie sollte die Exazerbationsbehandlung möglichst zielgerichtet erfolgen und neben der Intensivierung der broncholytischen Therapie sowie sekretolytischen Maßnahmen im Bedarfsfall antientzündliche Konzepte wie eine kurzfristige systemische Steroidtherapie (idealerweise ≤5 Tage), Antiinfektiva und eine Ventilationsunterstützung mittels nichtinvasiver Beatmung, beinhalten. Ein aktuelles Beispiel für eine biomarkeradaptiere Exazerbationsbehandlung liefert die ABRA-Studie, die zeigte, dass bei Vorliegen einer eosinophilen Entzündung eine antientzündliche Therapie mit einem Anti-IL-5-R-Antagonisten der Standardtherapie mit einem systemischen Steroid überlegen sein könnte. Die medikamentöse Therapie sollte stets in ein multimodales Behandlungskonzept eingebunden sein, wobei Atemphysiotherapie, Langzeitsauerstofftherapie, Atemnotmanagement und die Adressierung von Komorbiditäten (e.g. Herzinsuffizienztherapie, Ernährungstherapie, Behandlung von Depression) zu erwähnen sind. Als Ultima Ratio stehen interventionelle Verfahren wie die Lungenvolumenreduktion oder Lungentransplantation zur Verfügung.