Quälender Husten ist ein häufiger Grund, eine Arztpraxis aufzusuchen, weil er die Lebensqualität der Patient:innen erheblich beeinträchtigen kann und eine systematische Abklärung erfordert. Dieser Artikel gibt einen Überblick über Ursachen, Diagnostik sowie Therapie und liefert praktische Tipps.
Chronischer Husten ist definiert als Husten, der länger als acht Wochen anhält. Er ist ein häufiges Symptom mit vielfältigen Ursachen und schränkt die Lebensqualität der Patient:innen stark ein. Es wird angenommen, dass ungefähr 10 % der österreichischen Bevölkerung daran leiden. Eine gründliche Anamnese und Diagnostik sind entscheidend, um die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren und eine gezielte Therapie einzuleiten.
Ursachen
Die Ursachen für chronischen Husten sind vielfältig:
- Nebenwirkung von Medikamenten, insbesondere ACE-Hemmer
- Erkrankungen der Atemwege: Asthma, COPD, chronische Bronchitis, Bronchiektasen
- gastroösophagealer Reflux
- Upper-Airway-Cough-Syndrom (früher: „postnasal drip“): chronische Rhinitis/Sinusitis
- Infektionen: Pertussis, Tuberkulose
- psychogene Ursachen
- induzierbare laryngeale Obstruktion (Vocal Cord Dysfunction): oft kombiniert mit einer Erkrankung der Atemwege (Asthma) und/oder Reflux
- seltene Ursachen: z. B. Lungenfibrose, Sarkoidose, Tumoren, chronische Ohrenaffektion (Reizung des N. auricularis)
Diagnostik
Die Diagnostik des chronischen Hustens beginnt mit einer ausführlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung. Wichtig sind die Dauer und der Charakter des Hustens. Folgende groben Merkmale können die Art der Untersuchungen priorisieren:
- Husten eher trocken, Beginn mit respiratorischem Infekt, bekannte Allergie auf Inhalationsallergene, früher Asthma oder häufig Bronchitis, nächtlicher Husten: eher Husten-Varianten-Asthma oder HNO-Ursache.
- Husten eher in der Früh, öfter Halsschmerzen und/oder raue Stimme, Kitzeln im Hals, häufiges Räuspern, historisch Reflux: eher Reflux oder stiller Reflux
Abklärung
Alarmzeichen: Bei bestimmten Alarmzeichen sollte eine sofortige und umfassende Abklärung des Hustens erfolgen, um schwerwiegende Grunderkrankungen auszuschließen:
- Hämoptysen (Bluthusten)
- Heiserkeit
- Fieber
- Gewichtsverlust
- Immundefizienz
- Ruhedyspnoe oder Zyanose
Der folgende Abklärungsalgorithmus (basierend auf der Pocket Card der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie) hilft bei der systematischen Diagnostik:
- Anamnese und körperliche Untersuchung: Medikamentenanamnese (ACE-Hemmer), Dauer und Charakter des Hustens, Begleitsymptome, Saisonalität, Raucherstatus, Exposition für Noxen beruflich und privat, Allergien und Vorerkrankungen.
- Röntgen-Thorax: zum ersten Ausschluss von strukturellen Veränderungen der Lunge
- Spirometrie: Ausschluss von COPD
Bei unauffälligem Röntgen und Spirometrie:
-
- Labor: inkl. Diff.-Blutbild (Eosinophilie), Total-IgE, Allergietestung
- Überweisung Pulmolog:in: Bodyplethysmografie, ggf. Provokationstestung
– FeNO: fraktioniertes exhaliertes NO in der Ausatemluft. Korreliert mit asthmatischer Entzündung. Einfacher Test. Falls erhöht, oft guter Effekt von inhalativen Steroiden.
- empirische Therapie: inhalative Kortikosteroide zum Ausschluss von Husten-Varianten-Asthma, maximal 2–4 Wochen
- Überweisung HNO-Ärzt:in: Rhinosinusitis? Zeichen für gastroösophagealen Reflux? Verdacht auf induzierbare laryngeale Obstruktion?
- Gastroskopie und pH-Impedanzmanometrie: bei Verdacht auf stillen Reflux bzw. anamnestisch Reflux
- Überweisung zur Logopädie: induzierbare laryngeale Obstruktion (Vocal Cord Dysfunction)
- bei persistierendem Husten:
– weitere Diagnostik: CT-Thorax, Schlafapnoe-Screening
– Überweisung an ein Hustenzentrum: z. B. Chronic Cough Center, AKH Wien
Therapie
Die Therapie des chronischen Hustens richtet sich in erster Linie nach der zugrunde liegenden Ursache. Ist die Ursache bekannt, sollte sie kausal behandelt werden. Steht die Ursache noch nicht fest, kann eine rein symptomatische Therapie erfolgen. Hierbei sollte zwischen trockenem und produktivem Husten unterschieden werden.
Therapie der Ursache:
- Rauchkarenz
- Husten-Varianten-Asthma (früher spastische Bronchitis): inhalative Kortikosteroide (ICS) ggf. mit Beta-Agonisten. Normalerweise guter Effekt innerhalb von 2 Wochen. Falls kein Effekt, weitere Diagnostik
- chronische Rhinosinusitis: nasale Steroide
- gastroösophagealer Reflux: Refluxvorbeugende Ernährung, Kopfende des Bettes anheben.
– bei subjektivem Sodbrennen: Protonenpumpenhemmer (PPI), H2-Antagonisten, Antazida
– bei stillem Reflux (kein Sodbrennen): Prokinetika (Off-Label): Metoclopramid, Domperidon
- induzierbare laryngeale Obstruktion: logopädische Therapie. Oft Begleitursachen: Rauchen, Asthma, gastroösophagealer Reflux
Symptomatische Therapie:
Falls die Therapie der Grundursache des Hustens keinen Effekt aufweist, kann eine symptomatische Therapie in Erwägung gezogen werden.
- CAVE: Kodein hat keinen Stellenwert mehr in der Therapie des chronischen Hustens.
- Präparate mit Dextromethorphan und Noscapin sollten bei akutem trockenem Husten verwendet werden.
Bei trockenem chronischem Husten:
- Atemphysiotherapie: hustenvermeidende Atemtechniken
- neuromodulatorisch (Off-Label): Hydromorphon, Gabapentin, Pregabalin
Bei produktivem chronischen Husten:
- Mukolytika/Expektoranzien: Acetylcystein, Ambroxol, Phytopharmaka (z. B. Efeu, Thymian, Primel)
- Atemphysiotherapie: Abhusttechniken
Kombinierte Ursachen und Therapieresistenz
Oftmals ist eine Kombination aus leichtem Asthma und leichtem stillem Reflux die Ursache für chronischen Husten. Refluxvermeidende Maßnahmen sollten dann immer empfohlen werden: Reduktion von Gewicht und Alkoholkonsum, Kostumstellung, Kopfende des Bettes anheben. Manchmal kann eine kombinierte Therapie aus inhalativen Steroiden und Prokinetika (Off-Label) Abhilfe schaffen. Bei ausgeprägtem Reflux nach 24-h-pH-Metrie kann eine Fundoplikatio in Erwägung gezogen werden.
Idiopathischer und refraktärer Husten
In den meisten Fällen kann eine Ursache für den chronischen Husten gefunden werden (ca. 95 %). Bei 5 % der Patient:innen bleibt der Husten idiopathisch. Obwohl man die Ursache oft findet, kommt es in wenigen Fällen trotz adäquater Therapie nicht zu einer Symptomlinderung. Man spricht dann von refraktärem chronischem Husten. Hier kann der neue P2X3-Rezeptor-Blocker Gefapixant Abhilfe schaffen (zugelassen, jedoch derzeit nicht kassenerstattet).