„Ärztekosten-Jahresstatistik“ – so lautet der Titel eines Zahlenwerkes, das der Hauptverband der Sozialversicherungsträger jedes Jahr erstellt. Wer hat was an Honorarumsätzen mit den Krankenkassen gemacht? Die Ärzte Krone hat die neuesten Zahlen: Von „berauschend“ kann keine Rede sein.
Österreichs Bevölkerung wächst, die Zahl der Kassenärzte ist bestenfalls stabil zu nennen. Zum Jahresende 2012 gab es insgesamt 7.602 Ärzte mit Kassenvertrag. Das waren 4.098 Allgemeinmediziner und 3.263 „Allgemeine Fachärzte“ (exklusive Radiologie, Physikalische Medizin, Laboratorien und Pathologie). Im Jahr 2011 waren es 7.616 Vertragsärzte gewesen (4.101 Allgemeinmediziner und 3.253 Fachärzte).
Bei den §2-Kassenärzten gab es kaum Änderungen: Ende 2012 waren es 6.926 (2011: 6.941). Die Zahl der §2-Kassen-Allgemeinmediziner nahm von 3.935 Ende 2011 auf 3.932 Ende 2012 etwas ab, bei den Fachärzten geringfügig zu – von 2.761 auf 2.767.
Insgesamt wurde mit den Kassenärzten in Österreich im Jahr 2012 von den sozialen Krankenversicherungen eine Honorarsumme von 2.306.963.000 Euro abgerechnet. 972.851 Millionen Euro entfielen dabei auf die Allgemeinmediziner, 969.783 Millionen Euro auf die Fachärzte. Die §2-Kassenhonorare beliefen sich auf insgesamt 1.807.037.000 Euro, die Allgemeinmediziner-Honorarumsätze auf 772.565 Millionen Euro, jene der Fachärzte auf 756.161 Millionen Euro.
Von einer – auch im Finanziellen – gleichen Wertschätzung von Allgemeinmedizin und Fachärzten kann bei den Kassenhonoraren in Österreich keine Rede sein. Die in jeder Menge Sonntagsreden beschworene Bedeutung der Allgemeinmedizin für das Gesundheitswesen bildet sich auf dieser Ebene nicht ab:
Die Zuwächse bei den Kassenhonoraren (abgerechnete Beträge je Vertragsarzt) waren mit plus 3,03% von 2011 auf 2012 etwas höher als von 2010 auf 2011 (plus 2,03%), doch hier sollte man sich die Details ansehen.
Die Situation ist eher „frostig“ denn „rosig“. Der Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte in der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Dr. Johannes Steinhart, zu den Daten gegenüber der Ärzte Krone: „Wir Ärzte stehen einmal mehr vor einer Situation, in der die Ankündigungen und die Taten der Gesundheitspolitik nicht in Einklang zu bringen sind. Die Politik behauptet, den niedergelassenen Bereich stärken zu wollen, um die Spitalsambulanzen zu entlasten. Doch tatsächlich haben wir in Österreich nicht mehr, sondern immer weniger Niedergelassene mit Kassenvertrag.“
Jedenfalls – bei einer durchschnittlichen Jahresinflationsrate von 2,4% lagen die österreichischen Allgemeinmediziner bei den Kassenhonoraren deutlich unter der Teuerungsrate. Sie wurden buchstäblich „ärmer“.
Das spiegelt sich auch in den §2-Kassenhonoraren wider: Im Durchschnitt plus 3,1% von 2011 auf 2012, bei den Allgemeinmedizinern plus 1,9%, bei den allgemeinen Fachärzten plus 3,89%. Während sowohl bei den Honoraren aller Kassen als auch bei den §2-Kassen die „allgemeinen Fachärzte“ im Jahr 2012 einen etwa doppelt so hohen Honorarumsatz-Zuwachs verzeichneten als die Allgemeinmediziner, lag er bei der Versicherungsanstalt der öffentliche Bediensteten beispielsweise gar bei mehr als dem Dreifachen (plus 1,1%, Allgemeinmediziner: plus 0,31%). Das allerdings auf extrem niedrigem Niveau.
Die SVA war da eindeutig besser: Plus 3,85% im Durchschnitt pro Vertragspartner im Jahr 2012, bei den Allgemeinmedizinern plus 3,63%, bei den allgemeinen Fachärzten plus 3,12%.
Erstaunlich sind die Zahlen bei den Labors: Zum Beispiel ein Umsatzzuwachs von 19,86% bei den §2-Kassen, bei der SVA plus 29,74%.
In den vergangenen Jahren war auf Seiten der einzelnen sozialen Krankenkassen und beim Hauptverband der Sozialversicherungsträger immer wieder davon die Rede, dass die Zahl der Patienten – die Frequenzen – ständig zunähmen, man sich somit über mangelnde Honorarumsätze als Vertragspartner nicht sorgen müsse. Das stimmt nicht mehr. Hier die Zahlen zu den §2-Kassen:
Dabei stiegen die Fallzahlen nur noch ganz wenig, stagnierten oder gingen sogar zurück.
In Österreich gab es bei den §2-Patienten ein Plus von 1,02% bei den abgerechneten Fällen. Bei den Allgemeinmedizinern war das Plus mit 0,66% schon deutliche geringer, bei den allgemeinen Fachärzten lag es bei plus 1,02.
Aus alldem ergibt sich für Steinhart ein sich ständig verschärfendes Dilemma: „In einer Reihe von Fächern gibt es keine oder so gut wie keine Ärzte. Landärzte finden keine Nachfolger, weil ihr Arbeits- und Zeitaufwand in keinem vernünftigen Verhältnis zu ihren Einkünften steht. Der Verwaltungsaufwand pro Patient steigt aufgrund der Vorgaben der Kassen ständig. Doch die Honorarentwicklungen bleiben generell hinter der Teuerungsrate zurück.“
Die logischen Forderungen, so Steinhart: „Österreich braucht mehr Ärzte mit Kassenvertrag im niedergelassenen Bereich. Deren Leistungen müssen auch dem Aufwand entsprechend honoriert werden. Das Hausarztmodell muss endlich umgesetzt werden. Und die Inflation muss allen Ärzten jedes Jahr abgegolten werden, sonst bleiben sie nicht wettbewerbsfähig.“
Welche enormen Leistungen die niedergelassenen §2-Kassenärzte erbringen, ergibt sich einfach schon aus der Zahl der abgerechneten Fälle: 34.879.470.
Bei den Allgemeinmedizinern waren es 16.377.598, bei den allgemeinen Fachärzten 11.704.661.
Keine Frage: Die Arbeit für die Kassenmedizin in Österreich ist enorm.