Die Zufuhr von Nährstoffen und Energie mit der Nahrung sowie Umsatz oder Verbrauch bzw. Ausscheidung müssen sich die Waage halten. Die Beurteilung von Quantität und Qualität einer Ernährung erfolgt daher am besten anhand von fünf Ernährungsbilanzen: 1. Energie – 2. energiehaltige Nährstoffe (a. Protein,b. Fett, c. Kohlenhydrate) – 3. Wasser – 4. Elektrolyte – 5. Vitamine
Der Tagesenergieumsatz (TEU, das ist der Verbrauch an Energie in 24 Stunden, nicht die Zufuhr mit der Nahrung) wird in Kilokalorien (kcal) oder Kilojoule (kJ) angegeben (1 kcal = 4,2 kJ). Der TEU wird als Erstes berechnet, da der Nährstoffbedarf mit dem Energieumsatz zu- oder abnimmt. Der TEU setzt sich aus drei Komponenten zusammen:
Fettabnahme erwünscht: Ist, etwa bei Adipositas, eine Fettabnahme erwünscht, so soll ein Energiedefizit von höchstens 200–300 kcal/Tag angestrebt werden. Im Folgenden zwei Hinweise, die auf Essverhaltensänderungen beruhen und erlernt werden müssen, aber dann ein Leben lang beibehalten werden können: Abnehmen ist kein Diätproblem, sondern ein Lernvorgang!
Gewichtszunahme erwünscht: Im Gegensatz dazu ist bei konsumierenden Erkrankungen mit Kachexie Gewichtszunahme erwünscht. Die Ursache der Kachexie ist sehr häufig eine längerfristig negative Energiebilanz, bedingt z.B. durch Appetitmangel, wegen der Krankheit und/oder der Therapie. Eine Kalkulation des Bedarfs und eine Kontrolle der tatsächlich aufgenommenen Nahrungsenergie sind daher sehr zu empfehlen. Voraussetzung für eine Körpermassenzunahme ist eine längerfristig positive Energiebilanz. Unterstützende Maßnahmen sind:
Proteinbilanz: Eiweiß dient vor allem zur Synthese der körpereigenen Strukturen und des Proteinanteils der Enzyme sowie der Immunglobuline. Eine ausreichende Versorgung mit Protein ist daher zur Erhaltung der Strukturen (z.B. Myofibrillen) sowie der nur mit enzymatischer Katalyse funktionierenden biochemischen Reaktionen und der Immunfunktion unabdingbar. Da es kein besonderes Eiweißdepot gibt, wird bei unzureichender Versorgung das Muskeleiweiß abgebaut. Leider ist bei kachektischen Zuständen bei fortgeschrittenen chronischen oder malignen Erkrankungen nicht selten nicht nur eine energetische, sondern auch eine proteinmäßige Mangelversorgung ursächlich mitbeteiligt.
1 g Protein enthält 4,3 kcal. Davon gehen aber 25% durch die nahrungsmittelinduzierte Thermogenese verloren und weitere 5% durch die Notwendigkeit, beim Abbau von Aminosäuren Harnstoff zu synthetisieren, so dass netto nur 3 kcal/g Protein zur Verfügung stehen. Aus allen diesen Gründen wird Protein nicht primär im Energiestoffwechsel eingesetzt, sondern es werden nur die im allgemeinen Katabolismus anfallenden Aminosäuren oxidativ abgebaut. Der Anteil der aus Eiweiß stammenden Energie am TEU beträgt daher im Normalfall 10–12% (Energieprozent: En%). Für den Bedarf der Rehabilitation ist ein höherer Anteil von 15 En% zu empfehlen.
Die tatsächlich erforderliche Proteinmenge pro Tag ist dann:
Das ist unabhängig von Geschlecht und Körpergewicht. Mit Hilfe einer Nährstofftabelle wird die aktuelle Eiweißzufuhr ermittelt. Wird eine knappe Versorgung erhoben, dann kann durch vermehrten Einsatz proteinreicher Nahrungsmittel auf das Optimum korrigiert werden. Für einen Aufbau von Muskelsubstanz ist außer der ausreichenden Eiweißversorgung auch das in der Rehabilitation vorgesehene Muskelaufbautraining erforderlich.
Fett und Kohlenhydrate: Der restliche Energiebedarf wird durch diese beiden Hauptenergielieferanten abgedeckt. Wie schon erwähnt, hängt vor allem der Fettanteil davon ab, ob Körpergewicht abgenommen (bzw. gehalten) oder zugelegt werden soll. Im ersten Fall wird der Energieanteil aus Fett niedrig gehalten:≤ 30 En% (30 g/1.000 kcal), im zweiten durchaus höher, wobei pflanzliche Öle bevorzugt werden sollten.
Wasser: Der tägliche Bedarf beträgt 1 Liter pro 1.000 kcal, wobei etwa die Hälfte in der so genannten „festen“ Nahrung enthalten ist, aber 1–1,5 Liter als Flüssigkeit konsumiert werden sollten. Auch hier ist häufig ein besonderer Hinweis auf die Notwendigkeit der ausreichenden Flüssigkeitsaufnahme erforderlich.
Elektrolyte: Kritisch ist generell die Magnesiumversorgung. Der Bedarf beträgt 140 mg/1.000 kcal. Eine routinemäßige Substitution ist überlegenswert.
Vitamine: Bei gemischter Kost aus frischen Produkten ist die Vitaminversorgung gewährleistet. Ausnahme: Vitamin D, bei dem man in unseren Breiten wegen der geringen Sonneneinstrahlung generell von einer zumindest knappen Versorgung ausgehen muss. Eine routinemäßige Substitution ist empfehlenswert.