Ein entscheidender Schritt zur notwendigen Anerkennung eines Fachgebietes ist nun Realität geworden!
Man muss sich vorstellen, dass in der Vollversammlung der Österreichischen Ärztekammer in Schruns/Vorarlberg am 19. Juni 2004 der Beschluss zur Etablierung eines Facharztes/einer Fachärztin für Allgemeinmedizin gefasst wurde. In weiterer Folge war viel Überzeugungsarbeit nötig; sowohl innerhalb der Ärzteschaft als dann auch gegenüber der Politik und dem Ministerium.Die Allgemeinmedizin beinhaltet eine sehr weite Palette von Aufgabenbereichen und stellt keinesfalls nur die kleine Summe der bestehenden Sonderfächer dar.Die WHO hat schon 1978 in ihrer Konferenz die Allgemeinmedizin dahingehend definiert, dass diese für die „primäre Gesundheitsversorgung“ zuständig ist. Damit wird auch unterstrichen, dass der überwiegende Teil der Versorgung gerade in einem regional sehr aufgegliederten Land wie Österreich als „Primärversorgung“ durch Allgemeinmediziner:innen erfolgen muss. Primärversorgungseinheiten sind in Ballungszentren eine gute Lösung. Diese werden aber nie die Gesamtversorgung sicherstellen können.
Natürlich wird sich auch hier die Versorgung weiterentwickeln, und die Bundessektion der Allgemeinmediziner:innen hat schon 2014 in „Das Team rund um den Hausarzt“ zu einer umfassenden Versorgung in einem multiprofessionellen Team bekannt.
Im Rahmen der Primärversorgung ist der/die Hausärzt:in die erste Kontaktstelle für Menschen mit gesundheitlichen Problemen. Hier muss jedem/jeder bewusst sein, dass dies sowohl körperliche als auch psychische Probleme sein können. Der/die Hausärzt:in kennt in den allermeisten Fällen das Umfeld der Erkrankten. Er/sie kann die optimale Behandlung durchführen und koordinieren. Aber genauso wichtig ist die gesamtheitliche und kontinuierliche Betreuung. Es zeigt sich ja täglich in der Praxis, wie wichtig diese ganzheitliche Betreuung ist. Es beginnt beim Baby, zum Kind, zum Erwachsenen und geht bis hin zum Greis. Alle können individuell und in der Familie betreut werden.
Der/die Hausärzt:in ist die persönliche und jederzeit zugängliche Kontaktstelle für viele Probleme in den allermeisten Lebenslagen. So haben Fachärzt:innen für Allgemein- und Familienmedizin diese weitreichenden Aufgaben, die nur diese Fachgruppe in der Gesamtheit der Betreuung wahrnehmen kann.
Diese umfassen die Vorsorge, die Gesundheitsförderung und die Nachsorge. Die Früherkennung von Krankheiten ebenso wie die medizinische Basisversorgung und die Behandlung diverser Erkrankungen sind eine wesentliche Teilaufgabe. Ebenso ist die allgemeinmedizinische Betreuung behinderter, chronisch kranker und alter Menschen ein wichtiger Teil. Hausärzt:innen leiten Rehabilitationsmaßnahmen ein, sie beraten über die effiziente Nutzung von Ressourcen des Gesundheitssystems und koordinieren die Zusammenarbeit mit anderen Fachärzt:innen sowie mit Angehörigen anderer Gesundheitsberufe.
Dies alles geschieht zum Wohl der Patient:innen und erspart diesen viele unnötige Wege und Bemühungen.
All diese Punkte waren auch Teil der Begründung, warum das Parlament einstimmig die wichtige Einführung und Anerkennung der Ausbildung „Facharzt für Allgemein- und Familienmedizin“ beschlossen hat.
Ein Zeichen der Wertschätzung dieses Faches und ein Mosaikstein bei der Verbesserung und Attraktivierung der fachärztlichen kassenmedizinischen Versorgung. Mit weiteren Maßnahmen können wir eine Reduktion der offenen Kassenstellen erwarten.
Insgesamt wird dies aber auch der Forderung der jungen Mediziner:innen gerecht, die im Rahmen von Befragungen und einer Studie geantwortet haben, dass die Einführung der Facharztausbildung auch zu einer Attraktivierung des Berufsbildes Allgemeinmedizin führen wird. Damit werden sich dann auch mehr Allgemeinmediziner:innen entsprechend ausbilden und den schönen und interessanten Beruf vor allem in der Niederlassung ausüben.