Seit Anfang des Jahres sind Faxgeräte im Gesundheitswesen verboten, weil sie als Kommunikationstool nicht datenschutzkonform sind. Das Verbot wurde bereits 2012 beschlossen, bislang galten Übergangsfristen, seit 1. Jänner 2025 dürfen Faxe nur noch in strengen Ausnahmefällen genutzt werden – und genau das sorgt seither für Chaos und Unmut unter Gesundheitsakteur:innen, denn eine einheitliche Alternative gibt es noch nicht. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) bietet zwar Systeme an, sie sind laut der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) aber häufig mit bereits vorhandenen Systemen inkompatibel, „zu kompliziert“ und vor allem in Spitälern nicht nutzbar.
Von der ÖGK heißt es dazu, dass das Gesundheitspartnerportal gp-portal.at (GPP) „universal nutzbar und kostenfrei“ sei. Es gäbe in Österreich zahlreiche verschiedene Krankenhaus- und Ordinationssoftwaresysteme, man arbeite aber seit Go-live der ersten Version an der laufenden Optimierung. Auch entsprechende Schnittstellen zu den Softwaresystemen seien in Analyse. Abgesehen davon gebe es noch die Plattform FTAPI, die laut ÖGK „zu 100 Prozent in allen Bereichen einsetzbar“ ist. Obwohl das Faxverbot seit Anfang des Jahres gilt, muss bis spätestens Ende Juni 2026 eine Alternative zum Fax her – ab da gelten selbst die Übergangsbestimmungen nicht mehr, und es kann bei Nichteinhaltung des Gesetzes zu Strafen kommen.
„Für die Zukunft braucht es einen intensiven Ausbau der Services der Sozialversicherung einerseits, die aber nichts kosten dürfen, und andererseits einen weiteren Ausbau der ELGA hin zu einer integrierten Versorgung, die auch die Bürger:innen erreicht.“
Um die Herausforderungen des Faxverbotes zu besprechen, lud die Ärztekammer nun zu einem Gipfeltreffen ein, an dem auch Vertreter:innen der ELGA und von Patientenorganisationen teilnahmen. Weitgehende Einigkeit herrschte darüber, dass idealerweise bereits vorhandene Strukturen wie ELGA genutzt werden. „Für die Zukunft braucht es einen intensiven Ausbau der Services der Sozialversicherung einerseits, die aber nichts kosten dürfen, und andererseits einen weiteren Ausbau der ELGA hin zu einer integrierten Versorgung, die auch die Bürger:innen erreicht”, sagte Dr. Alexander Moussa, Leiter des Referates E-Health in Ordinationen der ÖÄK.
Aufgrund des Zeitdrucks und mangelnder zufriedenstellender Alternativen hat eine Arbeitsgruppe der Ärztekammer Salzburg bereits im Vorjahr eine eigene Lösung entwickelt: „MedSpeak“ ist eine vom Salzburger Gesundheitsfonds geförderte, kostenfreie geschlossene Kommunikationsplattform für Angehörige von Gesundheitsberufen mittels einer frei verfügbaren Open-Source-Messenger-Software. „ELGA plant derzeit ein ähnliches System, ist aber erst am Anfang der Entwicklung. Denn ELGA hat erst nach dem Faxgeräteverbot den offiziellen Auftrag bekommen, eine Lösung zu entwickeln“, erklärte DI Dr. med. Harald Kornfeil, Arzt für Allgemeinmedizin, Medizininformatiker und Datenschutzbeauftragter sowie EDV-Referent der ÄK Salzburg. Letzteres bestätigt auch ELGA-Geschäftsführer Dr. Stefan Sabutsch: „Seitens der diversen Stakeholder:innen im Gesundheitsbereich wurde in den letzten Wochen eine Vielzahl unterschiedlicher Einzellösungen zur Faxablöse zum Einsatz gebracht.“ Das sei aber auch das Problem: „Die Frage ist, welche Lösung man jetzt einheitlich einsetzt.“ Die ELGA GmbH sei jene Kompetenzstelle, an der einheitliche digitale Lösungen für alle Akteure im österreichischen Gesundheitssystem konzipiert werden. „Daher haben die Eigentümer der ELGA GmbH – Bund, Länder und Sozialversicherungen – im Jänner 2025 beschlossen, dass die ELGA GmbH ein Konzept für eine datenschutzrechtlich konforme, hochsichere, einheitliche, standardisierte Lösung zur gerichteten Kommunikation entwickeln soll. Diese Lösung soll nicht nur Dokumente, Bilder und Audio übertragen können, sondern auch eine Chat-Funktion enthalten. Sie soll über einheitliche Schnittstellen potenziell in alle Systeme eingebaut werden können.“
„Die Eigentümer der ELGA GmbH – Bund, Länder und Sozialversicherungen – haben beschlossen, dass die ELGA GmbH ein Konzept für eine datenschutzrechtlich konforme, hochsichere, einheitliche, standardisierte Lösung zur gerichteten Kommunikation entwickeln soll.“