Natürlich ist uns Ärzt:innen völlig klar, dass Gesundheitskompetenz (GK) ein wichtiger Pfeiler der Gesundheit der Menschen ist, der Knackpunkt ist immer die Umsetzung in die Praxis.
Die Medizin leistet Großartiges, aber die Umsetzung von gesundheitsfördernden Maßnahmen in der Prävention und auch bei Erkrankungen passiert zum Großteil außerhalb unserer Praxis. Wir Ärzt:innen können Wissen vermitteln, motivieren, Gesundheitsinformationen auf verschiedene Art und Weise anbieten. Letztendlich ist es leider – wie bei vielen Dingen im Ordinationsalltag – ein zeitliches Problem. Selbst bei noch so großem Engagement stößt man an die persönlichen Grenzen. Der Wartezimmerdruck verhindert leider oftmals zufriedenstellende Aufklärungen und Schulungen über Gesundheits- oder auch Krankheitsthemen.
Ich biete in meiner Praxis Schulungen und Vorträge zu gesundheitsfördernden Themen an – mit Unterstützung durch meine Mitarbeiter:innen –, und ich referiere als Leiter der Gesunden Gemeinde nicht selten über Sarkopenie, Vorsorgeuntersuchungen, Osteoporose, Impfungen u. a. Auch sogenannte Gesundheitsstraßen werden regelmäßig im Sinne eines niederschwelligen Zugangs zu Tests und Beratungen organisiert. Bei Vorträgen erreicht man viele Menschen auf einmal. Das passiert allerdings in meiner Freizeit und ist ehrenamtlich.
Eine organisatorische Herausforderung ist die Bereitstellung und ständige Aktualisierung von seriösen Informationsmaterialien – sei es in Form von Broschüren oder am Wartezimmer-TV. Die EVI-Box (www.evi.at) ist hierbei eine wertvolle Unterstützung.
Dann kommen da noch Gesundheitsangebote und Schulungen der Ordinationsmitarbeiter:innen dazu: einerseits, damit sie gesundheitlich im Sinne der betrieblichen Gesundheitsförderung profitieren; andererseits in dem Wissen, dass Mitarbeiter:innen wichtige Übermittler:innen von Gesundheitsinformationen an Patient:innen sind.
Ich mache das alles gerne, die Herausforderungen neben einer „florierenden“ Hausarztpraxis sind jedoch beachtlich. Einen gewissen – gar nicht unerheblichen – Teil an Gesundheitskompetenz können wir Ärzt:innen in der täglichen Praxis, bei Laienvorträgen oder über Medien vermitteln. GK vermitteln ist auch eines der Anliegen und Ziele der ÖGAM. In Wirklichkeit betrifft das Ziel, die GK in der österreichischen Bevölkerung anzuheben, einen bedeutend größeren Kreis – inklusive der Zielsteuerungspartner, der Personen im Bildungs- und Sozialbereich, der Interessensvertretung der Gesundheitsberufe oder der digitalen und sozialen Medien.
Die Motivation ist vorhanden, viele Projekte laufen erfolgreich – ein Beispiel dafür ist das „Gesund fürs Leben“-Projekt des Wiener Hilfswerks (Seite 4, siehe ÖGAM-InfoTalk). Bezüglich der HLS19-AT-Studie, die Herausforderungen und auch die Vorteile der Förderung der GK sowie eine Checkliste im Sinne einer Selbstreflexion für Hausarztpraxen bietet, siehe Seite 2 und 3 der ÖGAM-News.
Hoffentlich führt unser aller Anstrengung zu einer Verbesserung des Gesundheitskompetenz in Österreich!