Durch die breite Verfügbarkeit der endoskopischen Darmkrebsvorsorge konnte sowohl die Inzidenz als auch die Mortalität an Darmkrebs in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesenkt werden.
Dafür ist vor allem die Früherkennung von (prä-)malignen Läsionen und deren endoskopische Entfernung verantwortlich.
Während ein Großteil der Krebsvorstufen im Sinne kleiner Polypen bereits direkt bei der Vorsorgekoloskopie entfernt werden kann, bedürfen größere, flache und vom Gesamtaspekt auffällige Areale einer aufwendigeren endoskopischen Therapie. Dabei kann man anhand des Erscheinungsbildes dieser Läsionen und einzelner Parameter wie Form, Oberfläche, Gefäßmuster und Ähnlichem ziemlich genau vorhersagen, ob diese bereits fortgeschrittene Krebsvorstufen beinhalten oder vielleicht sogar schon Karzinome sind. In diesem Fall ist eine komplette Abtragung in einem Stück anzustreben, was in dafür spezialisierten Zentren erfolgen soll.
Die Komplettabtragung in einem Stück ist bei (prä-)malignen Läsionen anzustreben, um einerseits eine Abtragung im Gesunden (R0-Resektion) zu gewährleisten und andererseits eine genaue histologische Analyse des gesamten tumorösen Gewebes durch den Pathologen zu ermöglichen. Größere Polypen oder solche mit invasivem Wachstum sind dabei einer klassischen Schlingenpolypektomie nur bedingt zugänglich. Auch die endoskopische Mukosaresektion (EMR), also das Aufspritzen flacher Veränderungen zwecks Generierung eines artifiziellen Polypen, unterliegt bei Frühkarzinomen oft technischen Limitationen. Eine neue technische Methode, mit der sich auch große Veränderungen in einem Stück abtragen lassen, ist die endoskopische Submukosadissektion (ESD). Dabei wird mit einem kleinen Elektromesser, das über den Arbeitskanal des Endoskops eingebracht wird, die gesamte Läsion zirkulär umschnitten und danach innerhalb der Submukosa-Schicht kontinuierlich von der Muskelschicht der Darmwand abpräpariert. Dieses Verfahren erfordert je nach Lokalisation und Größe des Frühkarzinoms eine hohe Expertise (Risiko für Blutungen oder Perforation der Darmwand!) und ist durchaus zeitaufwendig (oft mehrstündige Eingriffe!). In geübten Händen überwiegt der Nutzen freilich das Interventionsrisiko, da damit potenziell eine auch aus onkologischer Sicht kurative Resektion von Frühkarzinomen möglich ist (Voraussetzung bei Frühkarzinomen im Darm ist eine Invasionstiefe von < 1.000 µm sowie das Fehlen zusätzlicher histologischer Risikofaktoren am Resektat wie beispielsweise [Lymph-]Angioinvasion).