Höhere Fallzahlen, Infektionsgefahr in ganz Österreich und ein hoher Prozentsatz an schweren Erkrankungsverläufen – aktuelle Zahlen zeigen, dass es notwendig ist, die Bedeutung der FSME-Schutzimpfung auch weiterhin zu verbreiten. Die Impfraten sind in Österreich zwar durchaus hoch, jedoch ist aktuellen Angaben zufolge nur ein Drittel der Bevölkerung wirklich korrekt geimpft. Entsprechend besorgniserregende Ergebnisse einer Umfrage stellt Dr. Rudolf Schmitzberger, Leiter des Impfreferats der Österreichischen Ärztekammer, im Rahmen einer Pressekonferenz des Vereins für Impfaufklärung vor. Demnach glaubt nur jeder dritte Österreicher, dass es ein hohes Risiko für einen Zeckenstich gibt. Diese Zahl verwundert, wenn gleichzeitig 70 % der Befragten angeben, bereits von einer Zecke gestochen worden zu sein. 43 % der Personen, die 2017 nicht zur notwendigen Auffrischungsimpfung gingen, meinten, dass es noch nicht an der Zeit gewesen sei.1 Schmitzberger leitet ein gewisses Laissez-faire-Verhalten in Teilen der Bevölkerung ab. Die Ergebnisse der Umfrage unterstreichen seiner Meinung nach auch die entscheidende Rolle von Hausärzten in der Impfaufklärung und -motivation.
Im abgelaufenen Jahr ist die Zahl der FSME-Erkrankungen im Vergleich zu den Vorjahren angestiegen und liegt mit 123 Fällen erstmals seit sechs Jahren wieder im dreistelligen Bereich. Wie schon in der Vergangenheit war die Mehrheit der Patienten über 50 Jahre alt – sie machten 54 % der Betroffenen aus. Auffällig oft waren diesmal auch Kinder unter 15 Jahre betroffen (17 %). Die Verteilung ist durchaus typisch, wenn man europäische Vergleichszahlen betrachtet.43 % der erkrankten Personen wiesen eine starke Symptomatik mit Beteiligung des Zentralnervensystems auf. Auch in diesem Kollektiv war der Großteil der Betroffenen über 50 Jahre alt.2 Es zeigt sich somit, dass bei dieser Bevölkerungsgruppe ein erhöhter Motivationsbedarf für die Impfung besteht, dies auch vor dem Hintergrund, dass die Impfintervalle ab einem Alter von 60 Jahren nur noch drei Jahre betragen. In diesem Jahr sollten sich somit aus der Gruppe 60+ all jene impfen lassen, die das letzte Mal 2015 geimpft wurden.
Neben der Gruppe der älteren Menschen gilt es auch im Hinblick auf Kinder weiterhin wachsam zu sein. Nur 40 % der unter Dreijährigen sind nach aktuellem Stand geimpft1, obwohl es spezielle und gut verträgliche Kinder-Impfstoffe gibt. Der Impfplan Österreich empfiehlt die Impfung ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Vorübergehende Rötungen und Schwellungen an der Impfstelle oder Fieber sind meist harmlose und auch normale Reaktionen des Immunsystems. Generell gilt die die FSME-Impfung als eine der am besten untersuchten Impfungen.
Zeckenstiche bleiben oft unbemerkt, wie Priv.-Doz. Dr. Georg Duscher vom Institut für Parasitologie und Department für Pathobiologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien bemerkt. Oft werden nämlich bereits winzige Larven zum Blutsauger und verhindern durch einen Cocktail an Schmerzmitteln und Gerinnungshemmern, dass die gestochene Person den Stich spürt. Nicht nur die relativ großen weiblichen Zecken tragen FSME-Viren in sich. Auch die kleinen Nymphen und möglicherweise auch die Männchen kommen als Überträger infrage.