„Gesunde Kinder sind die gesunden Erwachsenen von morgen!“1, heißt es in einer Broschüre vom Gesundheitsministerium. So wünschen wir es uns, und gleichzeitig gibt es im Hintergrund die Sorge, „was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“. 2021/22, während der Pandemie, wurde zum Beispiel eine Lehrlingsgesundheitsbefragung durchgeführt2, und die Ergebnisse wurden in dieser Studie auch immer im Vergleich mit gleichaltrigen Schüler:innen dargestellt (diese Daten entstammen einem separaten WHO-HBSC-Survey3). Abgefragt wurde zum Beispiel emotionales Wohlbefinden –Hinweise auf eine mögliche depressive Verstimmung oder gar Depression gab es bei 28% der weiblichen und 19% der männlichen Lehrlinge, wobei es Lehrlingen gegenüber den gleichaltrigen Schüler:innen noch besser ging. Bei den weiblichen Lehrlingen nutzte etwas mehr als die Hälfte das Handy täglich 5 Stunden oder länger, bei den männlichen Lehrlingen ungefähr 40 %, es gab keine besonderen Unterschiede zu Schüler:innen. BMI-Werte, Obst- und Gemüsekonsum, Konsum von hochkalorischen Nahrungsmitteln mit niedrigem Nährstoffgehalt, Bewegung und Sport sind in dieser Studie ebenfalls nachzulesen. Insgesamt bietet die Lektüre Anlass genug, um uns Gedanken darüber zu machen, was wir selbst in unserer Praxis tun könnten, um die Gesundheitskompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken.
Stichwort Gesundheitskompetenz: Wie ist es um das Wissen über Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen bestellt? Wo holen sie sich ihre Informationen? Sind es in erster Linie die Eltern, Freund:innen, Lehrer:innen, Social Media? Sind verfügbare Informationen altersgerecht aufbereitet und verständlich? Ziehen die Kinder daraus die Schlüsse und setzen die Aktionen, die förderlich für eine gesunde Lebensweise sind? Dazu liegt eine interessante Studie von 9–13-Jährigen aus Tirol vor4: Zwischen Mai und Anfang Juli 2022 wurden 780 Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren aus 34 Tiroler Schulen zu Ernährung, Bewegung und psychosozialer Gesundheit befragt. Erste Informationsquelle der Kinder sind in allen Bereichen immer noch die Eltern. Am zweithäufigsten werden für die Themen Ernährung und Bewegung das Internet und diverse Apps genutzt, wie z. B. Google, YouTube, WhatsApp, Instagram oder TikTok. Mit zunehmendem Alter (9-/10-jährige Kinder vs. 13-jährige Kinder) steigt die Nutzung digitaler Informationsquellen, während Eltern/Stiefeltern, Großeltern, Lehrer:innen und Trainer:innen an Bedeutung verlieren. Anders verhält es sich bei der psychosozialen Gesundheit: Hier sind digitale Quellen eindeutig weniger wichtig als Personen – nach den Eltern werden Freund:innen, dann Großeltern und Geschwister beigezogen.
Der Grundgedanke der Prävention ist es, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, damit eine Schädigung gar nicht erst passiert – das ist viel besser, als ein einmal aufgetretenes Gesundheitsproblem behandeln zu müssen.
Ein beliebtes Instrument in der Prävention stellt die Vorsorgeuntersuchung für Erwachsene dar. Anhand der erhobenen Befunde erfolgt eine ärztliche Beratung, genau zugeschnitten auf die Person, die dadurch motiviert wird, noch mehr für die eigene Gesundheit zu tun. Analog dazu könnte also in einer Vorsorgeuntersuchung für Kinder ebenfalls Wissen kompetent vermittelt werden – insbesondere dann, wenn die Hauptinformationsquelle der Kinder – die eigenen Eltern – gleichzeitig kompetent mitinformiert wird. Auf den folgenden Seiten findet sich ein Überblick über vorhandene Angebote in Österreich, inklusive eines Modells, das von der SVS entwickelt wurde.