Die operative Therapie des grauen Stars (eine wirksame konservative Behandlung ist derzeit nicht in Sicht) hat in den letzten vier Jahrzehnten sehr große Fortschritte gemacht, die den Patienten zugutegkommen:
Da die Ansprüche an gutes Sehen (Lenken eines Kraftfahrzeuges bis ins hohe Alter, Computerarbeit, Hobby, Sport …) sehr gestiegen sind, ist die Implantation einer künstlichen intraokularen Linse (IOL) weltweit geltender Standard. Die Präzision der präoperativen Berechnung des erforderlichen Implantates ist in den letzten Jahren durch computergesteuerte Messungen und Verwendung mehrerer komplexer Formeln, die einander ergänzen, sehr nahe an die Zielrefraktion (meist Emmetropie, d.h. Normalsichtigkeit) herangeführt worden, in speziellen Situationen (etwa bei ungewöhnlicher Bulbuslänge) wird in naher Zukunft die intraoperative Wellenfrontmessung dem Chirurgen routinemäßig zur Verfügung stehen.
Ein Astigmatismus über 0,75 Dioptrien wird intraoperativ mit computergesteuerten Keratometern (Systemen zur Bestimmung der Größe und Richtung derselben) vermessen und mittels spezieller Inzisionstechniken in der Hornhaut oder torischen (astigmatismuskorrigierenden) Linsen kompensiert. Dadurch kann ein bestmöglicher Visus in der Ferne erreicht werden.
An einer kompletten Korrektur (d.h. eine Brillenfreiheit für Ferne und Nähe) wird seit über 30 Jahren intensiv geforscht, da die perfekte Akkomodation des jungen Auges (d.h. rasches Scharfstellen von Ferne auf Nähe und umgekehrt) technisch eine große Herausforderung darstellt. Sie ist mit Speziallinsen (etwa nach dem „diffraktiven“ optischen Prinzip) zu erreichen, wobei noch mit gewissen Abstrichen (etwa einem gering reduzierten Sehvermögen in der Nacht oder Lichtringen um helle Lichtquellen) zu rechnen ist, was aber meist sehr gut toleriert wird. Neueste Implantate, welche gerade finale klinische Studien durchlaufen, geben sehr vielversprechende Resultate, sodass der graue Star nun seinen Schrecken für den Patienten verloren hat.
Bei vielen Patienten wird auf Wunsch auch in einem Eingriff die Operation beider Augen durchgeführt, um eine möglichst rasche Rehabilitation zu erzielen, eine Vorgangsweise, welche sich international langsam durchzusetzen beginnt.
Wichtiges Wissen schnell vermittelt
Beim grauen Star entscheidet der Patient mit seinen subjektiven Beschwerden über den optimalen Zeitpunkt der Operation, der „Reifegrad“ der Katarakt ist nicht relevant. Eine optimale Korrektur sollte auch den Astigmatismus über 0,75 Dioptrien berücksichtigen und operativ korrigieren. Multifokale Intraokularlinsen stehen zur Verfügung, erfordern jedoch wegen einiger geringerer Nebenwirkungen eine detaillierte Patientenaufklärung und sind nicht für alle Situationen geeignet. Beidseitige Eingriffe können (bei passender Indikation) die Rehabilitation des Patienten wesentlich verkürzen.