Das Fokusthema dieser Ausgabe ist HIV. Immer noch dauert es bei vielen Betroffene mehrere Jahre, bis die Infektion entdeckt wird. Die sogenannte Late Presentation, also die Diagnose zu einem relativen späten Zeitpunkt, stellt trotz aller therapeutischen Fortschritte immer noch eine Herausforderung dar, zum einen für den Betroffenen selbst, weil die Rekonstitution des Immunsystems umso schwieriger ist, je tiefer die CD4-Zellzahl abgesunken ist, und weil deshalb ein rechtzeitiger Therapiebeginn für den Krankheitsverlauf entscheidend ist. Zum anderen natürlich in gesellschaftlicher Hinsicht: Rund 50% der Neuinfektionen erfolgen auch in Österreich durch Übertragung von Personen, die selbst von ihrer Infektion noch nichts wissen.
Zwar wird heute vielfach routinemäßig wie etwa vor Operationen auf HIV getestet, tatsächlich wird damit im Großen und Ganzen aber das falsche Patientenkollektiv erfasst, wie der Allgemeinmediziner Horst Schalk, der seit vielen Jahren auf die Betreuung von HIV-Patienten spezialisiert ist, betont. Denn wichtig ist vor allem, dass sexuell aktive Menschen erreicht werden. Und das sind nicht nur die bekannten, sogenannten Risikogruppen, so Schalk. Er berichtet von zwei Trends, die heute beobachtet werden: „Jüngere Menschen, die glauben, dass HIV etwas ist, das es nur in den 1980er- und 1990er-Jahren gegeben hat – und ältere Menschen, vorwiegend Frauen, jenseits der 50 oder 60, die neue Beziehungen eingehen und ebenfalls nicht an die Möglichkeit einer HIV-Infektion des Partners denken.“
Das Risiko einer HIV-Infektion ist also längst kein Thema mehr, das auf Junge und auf bekannte Risikokollektive beschränkt ist. Neben dem Thema HIV-Infektion im Alter kommt dem Aspekt des Älterwerdens mit HIV immer größere Bedeutung zu.