Erhöhter Blutdruck ist seit Jahrzehnten ein Primärfokus der Demenzforschung. Die Evidenz dazu zeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen arterieller Hypertonie, kognitivem Verfall und Demenz gibt.
So zeigte sich etwa in der SPRINT-MIND-Studie bei 670 Patient:innen (Durchschnittsalter 67 Jahre), welche mit zerebraler Magnetresonanztomografie evaluiert wurden, dass eine intensive Behandlung der arteriellen Hypertonie (Zielwert: 120 vs. 140 mmHg systolisch) das Auftreten von „white matter lesions“ minimierte und es zu einer geringeren Reduktion der Hirnmasse kam. Eine signifikante Risikoreduktion einer Demenzentwicklung konnte jedoch in einer ebenfalls aus dem SPRINT-Kollektiv stammenden Population im Behandlungszeitraum von knapp über 3 Jahren nicht nachgewiesen werden.1, 2 Demgegenüber zeigte sich bei Patient:innen mit Hypertonie im mittleren Lebensalter (45–65 Jahre) verglichen mit normotonen Patient:innen ein um 49 % höheres Risiko, Demenz zu entwickeln. Im höheren Alter verstärkte eine Hypotonie dann dieses Risiko zusätzlich.3
Die meisten Studien zu diesem Thema erhoben den Blutdruck bisher ausschließlich zu einem Zeitpunkt und nicht über eine längere Zeitspanne. In einer Studie aus dem Jahr 2022 wurde schließlich die longitudinale Assoziation zwischen Hypertonie und Demenz erhoben. Ein hoher kumulativer Langzeit-Blutdruck war dabei mit kognitivem Verfall, einem erhöhten Demenzrisiko sowie einer insgesamt erhöhten Mortalität bei ansonsten gesunden Erwachsen in einem Alter von über 50 Jahren verknüpft. Für „middle-aged“ und ältere Erwachsene ist deshalb eine adäquate Langzeit-Kontrolle sowohl des diastolischen als auch des systolischen Blutdrucks empfehlenswert. Laut derzeitiger Studienlage könnten sich diese Maßnahmen positiv auf die Neurokognition und auch auf die Lebenserwartung auswirken.4
Laut deutscher Alzheimer-Gesellschaft leben derzeit etwa 55 Millionen Menschen mit Demenz. Bis 2030 wird diese Zahl auf 78 Millionen ansteigen. Inzwischen ist Demenz die siebthäufigste Todesursache weltweit. Da derzeit noch keine effektiven Behandlungsmethoden zu Verfügung stehen, ist es umso wichtiger, die modifizierbaren Risikofaktoren zu identifizieren, um eine Demenzentwicklung zu verzögern beziehungsweise auch gänzlich zu verhindern.5
In einer neuen Awareness-Kampagne setzt sich die Österreichische Gesellschaft für Hypertensiologie (ÖGH) unterstützt durch die Pharmaindustrie dafür ein, der breiten Bevölkerung die Bedeutung eines gesunden Blutdrucks zur Demenzprävention ins Bewusstsein zu rufen. Die wichtigsten Eckpunkte der Kampagne sind dabei: die regelmäßige Kontrolle und gegebenenfalls Senkung des Blutdrucks bereits im mittleren Lebensalter und die Förderung von blutdrucksenkenden Lebensgewohnheiten. Priv.-Doz.in Dr.in Julia Ferrari, Präsidentin der Österreichischen Schlaganfall Gesellschaft, hält in diesem Zusammenhang fest: „Bluthochdruck ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Hirngefäßerkrankungen. Somit ist die optimale Einstellung des Blutdrucks sowohl im Sinne der Primär- als auch der Sekundärprävention unbedingt erforderlich.“5