In Österreich erhältliche Influenza-Vakzine sind in der Regel tetravalent und beinhalten die in der menschlichen Population saisonal zirkulierenden Influenzaviren des Typs A mit den Subtypen H1N1 und H3N2 und des Typs B mit zwei verschiedenen Linien, B-Yamagata- und B-Victoria. Die zwei Oberflächenproteine von Influenzaviren, das Hämagglutinin (H) und die Neuraminidase (N), sind ständigen Mutationen unterworfen, ein Effekt, der als Antigendrift bezeichnet wird. Dieser Antigendrift erfordert eine regelmäßige Anpassung der Influenza-Impfstoffe, um gegen die aktuell zirkulierenden Influenzaviren wirksam zu sein. Die Anpassung erfolgt durch das globale Überwachungsnetzwerk der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zweimal im Jahr; im Frühjahr für die kommende Wintersaison der nördlichen Halbkugel und im Herbst für die kommende Wintersaison der südlichen Halbkugel.
Grundsätzlich gibt es zwei große Gruppen von Influenza-Impfstoffen, lebend-attenuierte (abgeschwächte) Impfstoffe und inaktivierte Impfstoffe.
Bei den Lebend-Impfstoffen (Fluenz® Tetra) handelt es sich um abgeschwächte (attenuierte) Influenzaviren, die sich zwar lokal vermehren können und somit eine Immunreaktion induzieren, aber keine Krankheitssymptome auslösen.
Inaktivierte Influenza-Impfstoffe sind in der Regel entweder Spaltvirus-Vakzine (z.B. Vaxigrip Tetra®, Fluarix® Tetra) oder Untereinheiten-Vakzine (z.B. Influvac® Tetra, Sandovac®, Fluvaccinol® Tetra). Spaltvirus-Impfstoffe enthalten alle Viruskomponenten, einschließlich der Oberflächenproteine Hämagglutinin und Neuraminidase; Untereinheiten-Impfstoffe hingegen enthalten fast ausschließlich Hämagglutinin und Neuraminidase.
Für ältere Personen über 65 bzw. 60 Jahre, die in der Regel bereits ein geschwächtes Immunsystem haben („Immunseneszenz“), gibt es einen adjuvantierten Impfstoff mit einem Immunverstärker (Fluad® Tetra) oder einen Hochdosis-Impfstoff (Efluelda®).
Da alle diese Impfstoffe in bebrüteten Hühnereiern produziert werden, gibt es als Alternative eine in Zellkulturen hergestellte Untereinheit-Vakzine (Flucelvax® Tetra), die besonders für Personen mit Hühnereiweißallergien empfohlen ist.
Eine weitere Neuentwicklung sind rekombinante Influenza-Impfstoffe (Supemtek®), die mittels gentechnologischer Methoden in Insekten-Zellen (Baculosystem) produziert werden und aus dem Oberflächenprotein Hämagglutinin bestehen.
Es herrscht breiter Konsens darüber, dass alle zugelassenen Influenza-Vakzine ohne Adjuvanzien für alle Alters- und Risikogruppen generell sehr sicher und gut verträglich sind. Adjuvantierte Impfstoffe sind hingegen nur für ältere Erwachsene ab 65 Jahren zugelassen, da sie mehr Nebenwirkungen haben, was den Vorteil der höheren Immunogenität wieder relativiert. Lebend-attenuierte Vakzine sind nur für Kinder und Jugendliche im Alter von 2 bis 18 Jahren zugelassen.
Die Verfügbarkeit dieser Impfstoffe in Österreich für die Saison 2021/2022 wird sich in den nächsten Wochen entscheiden. Weiterführende Informationen sowie Empfehlungen für Risikogruppen können auf der Website des österreichischen Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz unter folgendem Link abgerufen werden: www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Impfen/Impfempfehlungen-Allgemein/Empfehlung-Influenza-Impfung-(-Grippeimpfung-)-Saison-2021-2022.html.
In der vergangenen Influenza-Saison 2020/2021 war die Influenza-Aktivität rekordverdächtig niedrig, hauptsächlich vermutlich wegen der strengen Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie wie Lockdown, reduzierte soziale Kontakte und Reiseaktivitäten sowie das Tragen von Mund-Nasen-Schutz. Es kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden, wie sich die Influenza-Aktivität in der kommenden Saison 2021/2022 entwickeln wird, da diese sehr stark von den aktuellen Maßnahmen gegen COVID-19 im heurigen Herbst und Winter beeinflusst werden wird.
Unabhängig von der tatsächlichen Influenza-Aktivität in der Saison 2021/2022 ist eine Influenza-Impfung in jedem Falle aus den folgenden Gründen zu empfehlen: