Bei einem 23-jährigen Patienten bestanden seit einigen Jahren Alkoholprobleme. Nach dem Genuss einer Flasche Rum wurde er notfallmäßig stationär aufgenommen. Bei der Aufnahme war er somnolent, ansonsten kreislaufstabil und auch neurologisch ergaben sich keine Auffälligkeiten. Der Alkoholspiegel betrug 2,5 Promille. Bei fehlenden Hinweisen auf eine vitale Gefährdung erfolgte die Überwachung auf einer Allgemeinstation. Nach einigen Stunden gab der Patient Kopfschmerzen an, die auf Aspirin gut ansprachen.
Doch im weiteren Verlauf blieb der Patient leicht somnolent. Die erneut durchgeführte neurologische Untersuchung ergab wiederum keine Auffälligkeiten. Trotzdem wurde ein CCT angefertigt. Hier zeigte sich eine intrakranielle Blutung links temperoparietal mit Mittellinienverlagerung.
Daraufhin wurde der Patient in neurochirurgische Abteilung verlegt. Die Kontrolle des CT ergab keine weitere Größenzunahme der Blutung. Gleichzeitig wurde ein Angio-CT durchgeführt. Dabei wurde der dringende Verdacht auf ein Angiom geäußert, was in einer MRT-Untersuchung bestätigt werden konnte.
Am darauffolgenden Tag entwickelte der Patient einen fokalen Krampfanfall der linken Gesichtshälfte und des linken Arms. Daraufhin wurde eine antikonvulsive Therapie mit Keppra eingeleitet, worunter im weiteren Verlauf keine erneuten Krampfanfälle mehr auftraten.
Zwei Tage später erfolgt die vollständige Embolisation des Angioms. Bezüglich des klinischen Bildes zeigte sich eine leichte Besserung, doch auch zum Zeitpunkt der Entlassung war der Patient zwar zur Person, aber zeitlich und örtlich nicht orientiert.
Bei den Angiomen im Gehirn handelt es sich um seltene Gefäßmissbildungen mit einer oder mehreren zuführenden Arterien und einer oder mehreren drainierenden Venen, welche ein Gefäßknäuel bilden. Die Gefäßwände sind sehr vulnerabel und können deshalb leicht einreißen, was zu entsprechenden Blutungen führt. Angiome können grundsätzlich an jeder Stelle des Gehirns und auch im Rückenmark auftreten. Symptomatisch werden sie entweder durch Krampfanfälle oder im Rahmen einer Blutung.
Das Blutungsrisiko ist im Vergleich zu den Aneurysmen zwar geringer, aber dennoch so hoch, dass auch im Falle eines Zufallsbefundes eine operative Ausschaltung diskutiert werden sollte. Für die Therapie steht heute neben der mikrochirurgischen Entfernung auch die endovaskuläre Ausschaltung durch eine Embolisation zur Verfügung.
Bei Patienten mit einer Alkoholintoxikation sollte immer dann, wenn sich die Bewusststeinlage nicht innerhalb weniger Stunden verbessert, auch an eine zusätzliche hirnorganische Ursache gedacht werden. Dazu gehören insbesondere traumatisch bedingte subdurale oder peridurale Hämatome, aber auch eine Blutung aus einem Aneurysma oder einem Angiom ist möglich.