Es sind 45 Seiten, die kurz nach ihrem Erscheinen bereits für heftige Debatten sorgen: Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hat ihren zweiten Teilbericht zum Gesundheitswesen vorgelegt und analysiert darin den Markt hinsichtlich einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum.
Die BWB fordert dabei eine Aufwertung und gezielte Förderung von Allgemeinmedizinern – im Bereich der Ausbildung und durch die Setzung finanzieller Anreize sowie „eine Angleichung der Zulassungsvoraussetzungen von ärztlichen Hausapotheken mit öffentlichen Apotheken“, eine Weiterentwicklung von Primärversorgungseinheiten (PVE), um eine möglichst umfassende Versorgung sicherzustellen, sowie „zeitgemäße Regelungen für bewilligungspflichtige mobile Abgabeeinrichtungen und hinsichtlich Filial-apotheken“. Eine effektive und für alle zugängliche Gesundheitsversorgung sei wichtig für die Bevölkerung und müsse sichergestellt werden, argumentiert Generaldirektor Dr. Theodor Thanner: „Es kann nicht sein, dass durch künstliche Wettbewerbsbarrieren die medizinische Versorgung – insbesondere im ländlichen Raum – leidet. Die Wahlfreiheit der Patienten und ein schneller Zugang zu medizinischen Leistungen und Medikamenten muss gewährleistet sein. Aufgrund der derzeitigen Gesetzeslage ist eine effektive und wettbewerbskonforme medizinische Versorgung in bestimmten Regionen in Österreich nicht gegeben.“
Die Österreichische Ärztekammer fühlt sich durch den Bericht jedenfalls im Hinblick auf den Ausbau von ärztlichen Hausapotheken vollinhaltlich bestätigt. Die Empfehlungen der Experten würden exakt den Vorstellungen entsprechen, die die Ärztekammer schon seit Langem einfordert, sagt der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres. „Im Mittelpunkt muss immer die Versorgung der Patienten, insbesondere in strukturschwachen ländlichen Regionen, stehen. Dazu gehören der Hausarzt und die Apotheke, die zurecht in kleineren Gemeinden beim Arzt angesiedelt ist, um alten und kranken Menschen lange Anfahrtswege zur nächsten Apotheke zu ersparen.“ Ähnlich argumentiert der Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, MR Dr. Johannes Steinhart, der ebenfalls für die ersatzlose Streichung von Mindestentfernungen bei der Bewilligung von Hausapotheken eintritt. „Ziel der Politik muss es sein, im Interesse der Patienten Rahmenbedingungen für eine bestmögliche medizinische Versorgung zu schaffen“, betont Steinhart. Dem stand bislang der „Mindestentfernungspassus“ im Apothekengesetz diametral entgegen. Steinhart erwartet sich nun von der Politik, den diesbezüglichen Empfehlungen der Experten auch „raschest möglich“ nachzukommen.