Kinder sind besonders gefährdet

Noroviren sind die häufigsten Auslöser nichtbakterieller Durchfallerkrankungen und stellen bei Säuglingen und Kleinkindern nach Rotaviren die zweithäufigste Ursache einer akuten Gastroenteritis dar. Im Unterschied zum Rotavirus ist gegen Noroviren derzeit noch keine Impfung verfügbar.

Hohe Infektiosität, gehäuftes Auftreten

Noroviren sind unbehüllte Einzelstrang-RNA-Viren, die der Familie der Caliciviridae zugeordnet werden. Sie erkennen humane Blutgruppenantigene als Rezeptoren und infizieren im Dünndarm die resorbierenden Darmepithelzellen. An Noroviren erkrankte Menschen sind hoch ansteckend, bereits geringe Viruszahlen von 10 bis 100 Virionen sind für die Infektion einer weiteren Person ausreichend. Die Übertragung kann direkt fäkal-oral oder vomitus-oral über den Kontakt mit Stuhl oder Erbrochenem erfolgen, wobei mitunter hohe Konzentrationen von 106 bis 108 Viruspartikeln/g Stuhl ausgeschieden werden. Da während des Erbrechens virushaltige Tröpfchen verbreitet werden, kann es dabei auch zu einer indirekten Übertragung via Aerosol kommen. Infizierte bleiben auch nach der akuten Erkrankungsphase ansteckend, die Ausscheidung von Noroviren über den Stuhl erfolgt über 7 bis 14 Tage, mitunter über Wochen.

Weitere Infektionsquellen sind kontaminierte Lebensmittel (z. B. mit virushaltigem Wasser gewaschenes oder bewässertes Obst und Gemüse oder durch Noroviren ausscheidende Personen) sowie mit Noroviren verunreinigte Gegenstände oder Flächen, wenn diese oder die Hände anschließend – wie bei Kindern häufig – mit dem Mund in Kontakt kommen. Ein Zusammenhang zwischen dem Nachweis von Noroviren bei Tieren und Norovirus-Erkrankungen bei Menschen ist derzeit nicht erkennbar.

Infektionen mit Noroviren können prinzipiell zu jeder Jahreszeit auftreten, allerdings ist eine Häufung in den Wintermonaten (Oktober bis März) zu beobachten. Typisch für Noroviren ist außerdem ein gehäuftes Auftreten von Erkrankungsfällen in Form von Ausbrüchen z. B. in Kindergärten, Schulen oder Heimen.

Krankheitsverlauf von asymptomatisch bis schwer

Die Inkubationszeit bis zum Auftreten von Symptomen beträgt zwischen 6 und 50 Stunden.
Der Krankheitsbeginn erfolgt meist plötzlich, Erkrankte leiden typischerweise für 12 bis 48 Stunden an starken Durchfällen und heftigem Erbrechen, dazu kommen meist Übelkeit, Kopf-, Bauch- und Muskelschmerzen sowie ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl und eventuell leichtes Fieber. Eine akute Norovirus-Gastroenteritis verläuft in der Regel ohne Komplikationen und selbstlimitierend, schwere Verläufe und Komplikationen wie z. B. starke Exsikkose oder metabolische Alkalose sind eher selten, kommen aber vor und können eine Hospitalisierung notwendig machen. Insbesondere Säuglinge und Kinder sollten aufmerksam im Hinblick auf mögliche Komplikationen beobachtet werden. Nach einer Infektion mit Noroviren kommt es zu einer nur kurzzeitigen Immunität von 6 bis 14 Wochen.

Keine routinemäßige Erregerdiagnostik

Eine Erregerdiagnostik soll bei Gastroenteritiden nur dann durchgeführt werden, wenn sich aus dem Ergebnis erwartungsgemäß medizinische, organisatorische oder melderechtliche Konsequenzen ergeben. Eine sorgfältige Anamneseerhebung ist die wichtigste Grundlage der Diagnostik und sollte klinische, demografische und epidemiologische Faktoren erfassen, die Rückschlüsse auf die Infektionsquelle und Transmissionsketten erlauben (z. B. Nahrungsmittelanamnese, Erkrankungen im sozialen Umfeld), Risikofaktoren für eine andere schwere Infektion oder einen schweren Verlauf darstellen oder eine epidemiologische Häufung erkennen lassen. Wenn Begleiterkrankungen bestehen, Blut im Stuhl oder hohes Fieber auftritt sowie bei gehäuftem Auftreten kann der Nachweis mittels Noroviren-Schnelltest oder Norovirus-PCR-Test erfolgen. Bei Verdacht auf eine lebensmittelbedingte Norovirus-Infektion besteht in Österreich Meldepflicht.

Behandlung symptomatisch

Eine kausale antivirale Therapie für Norovirus-Infektionen steht nicht zur Verfügung. Die Behandlung erfolgt rein symptomatisch und hat – wie auch bei durch andere Erreger verursachten Gastroenteritiden – das Ziel, den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust ausreichend zu substituieren. Dies erfolgt am besten mittels oraler Rehydrationslösungen; ungeeignet sind reine Fruchtsäfte, Leitungswasser oder Limonade (z. B. Cola). Zusätzlich zur oralen Rehydration können insbesondere bei ausgeprägter Diarrhö Antidiarrhoika, die der gestörten intestinalen Sekretion entgegenwirken und die Darmtätigkeit normalisieren, erwogen werden. Das Antidiarrhoikum Racecadotril wirkt antisekretorisch, soll den Flüssigkeitsverlust durch die Diarrhö vermindern und kann Studien zufolge bei Kindern zusammen mit der Rehydration zu einem besseren und schnelleren Therapieergebnis führen. Von restriktiven Diäten oder gar Teepausen wird in Leitlinien abgeraten. Die Betroffenen dürfen alles Gewohnte und Tolerierte essen, Stillkinder sollen Muttermilch von Beginn an parallel zur oralen Rehydrationslösung erhalten. Bei hohem Fieber, Anzeichen eines starken Flüssigkeitsverlustes oder anderer Komplikationen, ausbleibender Besserung nach zwei Tagen sowie generell bei sehr kleinen bzw. jungen Säuglingen mit Gastroenteritis soll eine stationäre Aufnahme erwogen werden.