Eingriffe am tiefen Rektum stellen auch für den erfahrenen Darmchirurgen immer wieder eine Herausforderung dar. Jüngste internationale Studien* weisen nach wie vor eine durchschnittlich 15%ige Dehiszenzrate auf. Auch das Stenose-Risiko ist mit durchschnittlich 8% immer noch recht hoch. Eine vielversprechende Zukunftsperspektive dürfte nun – rund 50 internationalen Studien zufolge – durch die Herstellung einer Kompressionsanastomose mit dem ColonRing® (Hersteller: NovoGi) vorliegen.
Nach der Resektion werden die Darmenden mit dem Kompressionsring, der patentierte Blattfedern aus Nitinol aufweist, verbunden. Der Applikator kann problemlos entfernt werden, weil er nicht mehr durch die Anastomose durchgeführt werden muss. Die Blattfedern pressen das im Ring befindliche Gewebe mit kontrolliertem und konstantem Druck zusammen, wobei flexibel auf unterschiedliche Gewebestärken reagiert wird. An der Ring-Außenseite bildet sich neues Gewebe, das im Vergleich zu mit Klammernähten verbundenem Gewebe eine geringere Entzündungstendenz zeigt und so den Heilungsprozess für den Patienten erleichtert und verkürzt. Nach Abschluss der Heilung scheidet der Patient den ColonRing® auf natürlichem Wege aus.
In punkto Sicherheit und Verträglichkeit im tiefen Colon sprechen sämtliche Studien eine klare Sprache: Laut neuester Compres-Studie**, an der mehrere Universitätskliniken in Europa und den USA teilnahmen, konnte die Leakage-Rate, bzw. die Dehiszenz bei der Kompressionsanastomose mit dem ColonRing® auf durchschnittlich unter 2% und somit signifikant unter den Wert, der sich bei Verwendung von Klammernahtgeräten ergibt (14–15%), gesenkt werden. Die Mortalitätsrate war mit 1,1% weniger als halb so groß.
Diese Erfahrungen bestätigen bereits die ersten Zentren, die diese Technik in Österreich praktizieren: „Unsere Beobachtungen an rund 180 Patienten haben gezeigt, dass speziell die komplikationsreichen Anastomosenim tiefen Rektum mithilfe desColonRing® sicherer vor einem nochmaligen Aufreißen geschützt werden, verglichen mit genähten oder geklammerten Verbindungen“, berichtet Chirurg Dr. Bernhard Dauser, Oberarzt am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien. An der von Univ.-Prof. Dr. Friedrich Herbst geleiteten chirurgischen Abteilung bestätigte sich bereits ein weiterer bekannter Vorteil: nachdem bei dieser Druckverschluss-Technik keine Fremdkörper an der Darmverbindung verbleiben, werden geringere Entzündungsreaktionen beobachtet.
Ein weiterer, großer Vorteil dieser neuen Kompressionsanastomose ist die praktisch nicht vorhandene Narbenbildung. „Im Vergleich zum Stapling bleibt das Darmlumen postoperativ voll erhalten, da die geringe Narbenbildung das Risiko einer Einengung senkt“, berichtet Darmspezialist Prof. Dr. Abe Fingerhut, langjähriger Chirurgievorstand am Centre Hospitalier Intercommunal in Poissy-Paris. Wie sich in Studien zeigt, bleibt der Darmdurchmesser bei durchschnittlich27 mm und somit um nahezu 9 mm größer als nach einer Klammernaht-Anastomose. „Probleme bei der Stuhlentleerung nach der Operation können dadurch minimiert werden“, weiß Dauser zu berichten.
Auch das in internationalen Studien ausgewiesene, geringere Stenoserisiko hat sich am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder bestätigt: mit nur 3% wurde bisher ein hervorragendes Ergebnis erzielt, verglichen mit internationalen Werten, die beim Klammernähen gemeldet werden.
Die richtige Anwendung neuer OP-Techniken und innovativer Instrumente will gelernt sein. „Daher freut es mich besonders, dass immer mehr in- und ausländische Chirurgen unsere Weiterbildungsveranstaltungen und Live-OPs besuchen, um sich dort intensiv u.a. mit diesen neuen Techniken auseinanderzusetzen“, lobt Fritz Schweinberger, Geschäftsführer von AFS Medical, das große Engagement österreichischer Spitzenmediziner. Schweinberger initiierte bereits 2007 die AFS-Akademie, um Ärzten die größtmögliche Unterstützung bei der Etablierung innovativer Konzepte und moderner Instrumente aus aller Welt in den heimischen Operationssälen zu bieten.
Die nächste, international besetzte Veranstaltung von AFS Medical, das Symposium „Innovations in Visceral Surgery 2012“, findet am 2. und 3. Dezember am AKH Linz statt und bietet neben Vorträgen auch eine Reihe von Live-OPs. Gastgeber ist Prim. Univ.-Doz. Dr. Andreas Shamiyeh, der die 2. chirurgische Abteilung des AKH Linz zunehmend als Zentrum für sanfte Darmeingriffe etabliert.
„Innovationsin Visceral Surgery 2012“
2./3. Dezember 2012, AKH-Linz
Themen:
Workshopleitung: Prim. Univ.-Doz. Dr. Andreas Shamiyeh, AKH Linz
Workshoporganisation: Tel.: 02253/818 01-22, www.medical.at