Die atopische Dermatitis kann grundsätzlich in jeder Lebensphase auftreten und zeigt dabei altersabhängig unterschiedliche Ausprägungen.
Der atopische Milchschorf am Kopf eines drei Monate alten Babys stellt eine Minimalvariante der atopischen Dermatitis dar, allerdings ist dieser oft begleitet von einer Wangendermatitis und bei weiterer Ausprägung auch von Ekzemherden am Körper. Besteht eine atopische Dermatitis im Kleinkindesalter, klingt diese in mehr als der Hälfte aller Fälle im Volksschulalter wieder ab.
Die Frage nach einer bestehenden Allergie der Eltern ergibt durchaus Sinn, obwohl ein alleiniges Auftreten ebenfalls möglich ist.
Oft ist die Sorge der Eltern betroffener Kinder, dass das Ekzem durch eine Nahrungsmittelallergie ausgelöst wird. Dies ist zwar bei bis zu einem Drittel der Betroffenen der Fall, nimmt aber mit zunehmendem Alter weiter ab. Besteht der Verdacht einer Nahrungsmittelallergie (bei nichtidentifizierbarem Auslöser), kann ein serologischer IgE-Screeningtest (Allergen-Mikro- oder -Makroarrays) mehr Klarheit bringen. Werden dabei Sensibilisierungen entdeckt, sollten diese durch einen Hauttest oder durch orale Provokationstests an spezialisierten Zentren auf ihre Relevanz überprüft werden, bevor übereilt diätische Maßnahmen getroffen werden.
Zwei wichtige Eckpfeiler sollten den Eltern eines betroffenen Kindes vermittelt werden: erstens die Notwendigkeit der täglichen Pflege und Rückfettung der Haut – auch bei intakter Haut zwischen den Schüben. Und zweitens die frühe Anwendung entzündungshemmender Therapien wie kortisonhaltiger Cremen.
Die richtige Anwendung von Kortisoncremen hilft effizient, Ekzeme zu reduzieren und Entzündungen zu minimieren, ohne Nebenwirkungen zu induzieren. Dies sollte rasch und intensiv erfolgen.
Um ein Wiederkehren des Ekzems zu verhindern, setzte sich das Schema der proaktiven Therapie durch. Dabei wird im Anschluss an die Akuttherapie das Steroid oder Steroidalternativen (etwa die Calcineurin-Inhibitoren Tacrolimus ab dem 2. Lebensjahr oder Pimecrolimus ab dem 3. Lebensmonat) proaktiv an 2 Tagen in der Woche über 1–3 Monate angewendet, um ein Wiedereinwandern von Entzündungszellen und damit ein erneutes Aufflackern des Ekzems zu verhindern.
Zu den aktuell zugelassenen modernen systemischen AD-Therapien, die auch bei Kindern eingesetzt werden können, zählen die „neuen“ Biologika Dupilumab (bei schwerer AD ab 6 Monaten) und Tralokinumab (ab 12 Jahren) sowie die JAK-Inhibitoren Baricitinib (ab 2 Jahren) und Upadacitinib (ab 12 Jahren).
Erklärt werden sollte auch, dass gerade bei Kindern Faktoren wie Zahnen, Infekte, Impfungen sowie positive wie auch negative emotionale Stresssituationen Ekzeme auslösen können und diese daher auch während einer erfolgreichen Therapie auftreten können. Hier bringt eine sofortige Akuttherapie rasche Abhilfe.
Die tägliche konsequente Pflege und das rasche Einsteigen mit einer effizienten Therapie wirken sich nicht nur schnell auf das Abheilen des Ekzems aus, sondern auch auf den Juckreiz, der vielen Kindern und Eltern „zerkratzte“ und schlaflose Nächte bereitet. Hier können zusätzliche Spezialschlafanzüge (Silber, Seide) Erleichterung bringen.
Häufig kommt es bei einer atopischen Dermatitis im Kindesalter zu einer Besserung der Ekzemneigung in der Zeit um die Pubertät, um dann im jungen Erwachsenenalter oft im Gesicht- und Halsbereich sowie am Rumpf und an den Händen erneut aufzutreten. Der Juckreiz – insbesondere nach sportlicher Aktivität durch Schweiß verursacht und in der Nacht – kann hier zu einem Teufelskreis (Juckreiz – Kratzen – Ekzem) führen und das atopische Ekzem unerträglich werden lassen.
Auch hier sind die konsequente tägliche Rückfettung und das frühe Einsteigen einer effizienten Therapie mit Steroiden erstes Mittel der Wahl und bringen richtig durchgeführt in den meisten Fällen eine Besserung der Beschwerden.
Die proaktive Therapie mit antientzündlichen Anwendungen kann hier ebenfalls ein Wiederaufflammen des Ekzems verhindern und auf lange Sicht sowohl den Abstand zwischen den Schüben verlängern als auch die Schwere der Ekzeme mildern.
Reicht eine intensive Lokaltherapie nicht aus, können wir mit einer Lichttherapie (UV-B 311nm), die antientzündlich wirkt, bei einem Großteil der Patient:innen den Juckreiz und konsekutiv das Ekzem mildern.
Falls diese Therapieansätze nicht den gewünschten Erfolg bringen – oder wie bei einem Teil der Patient:innen mit atopischem Ekzem sogar eine Verschlechterung hervorrufen –, stehen Immunsuppressiva (z. B. Ciclosporin) zur Verfügung. Hier sind regelmäßige Laborkontrollen notwendig, und die Anwendung sollte nicht länger als 18 Monate betragen.
Wenn auch diese Therapie nicht die gewünschte Wirkung bringt, aufgrund von Nebenwirkungen nicht weitergeführt werden oder wegen Kontraindikationen gar nicht erst verschrieben werden kann, stehen uns mittlerweile neue Medikamente zur Verfügung, die bei einem Großteil der Patient:innen eine signifikante Reduktion des Juckreizes und somit auch eine deutliche Verbesserung des Hautbildes erreichen und für Patient:innen mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis zugelassen sind.
In der Schwangerschaft kann sich ein bestehendes atopisches Ekzem verschlechtern oder bei Tendenz zu trockener Haut ein Ekzem entwickeln. Hier ist es deshalb ratsam, die Haut täglich zu pflegen und rückzufetten.
Eine äußerliche Therapie mit Kortikosteroiden kann unter Rücksprache mit den betreuenden Ärzt:innen zusätzlich zu den Pflegemaßnahmen angewendet werden.
Die Haut wird mit zunehmendem Alter dünner und trockener. Dies liegt sowohl am transepidermalen Wasserverlust als auch am Schwinden des subkutanen Fettgewebes an Körperstellen wie Unterarmen und Unterschenkeln. Wird die Hautbarriere hier zu sehr strapaziert und fehlt die nötige Rückfettung, kommt es zu Juckreiz und konsekutiv durch Kratzen zur Entstehung von Ekzemen. Deswegen ist hier ebenfalls eine intensive tägliche Rückfettung zu empfehlen, die der Entstehung solcher Ekzeme vorbeugt. Dies kann hier besonders mit harnstoffhaltigen Lotionen (Urea 10 %), welche die Feuchtigkeit in der Haut halten, erfolgen.