Die Standesvertreter:innen der niedergelassenen Ärzteschaft warnen nachdrücklich vor einem Zusammenbruch des Kassenbereiches – und fordern Reformen. Aktuell sei es in einigen Bundesländern so, dass die österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) als Verhandlungspartnerin inexistent ist, meinte Dr. Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann des niedergelassenen Bereiches, bei einer Pressekonferenz, an der Vertreter:innen der niedergelassenen Ärzteschaft aus allen Bundesländern teilnahmen. Trotz Gespräche könne die ÖGK angesichts des „riesigen Finanzlochs“ kein verbindliches Angebot vorlegen. „Daher verlange ich von der kommenden Bundesregierung ein klares Bekenntnis zum öffentlichen, solidarischen Gesundheitssystem – und zwar nicht nur in Worten, sondern auch in Taten“, forderte Wutscher. Es brauche einen Krisengipfel mit Sozialversicherung, Politik und Ärztekammer, um eine nachhaltige Lösung zu erarbeiten.
Die ÖGK rechnet für heuer mit einem Minus von 900 Millionen Euro. Weitere Forderungen der Bundeskurienobleute waren deshalb Soforthilfen durch den Bund zur Stabilisierung der ÖGK, eine prioritäre Behandlung der Gesundheitsversorgung in den laufenden Regierungsverhandlungen, nachhaltige Strukturreformen zur Attraktivierung der Verträge und mehr Transparenz in der Finanzgebarung der ÖGK. Prof. Dr. Dietmar Bayer, stellvertretender Bundeskurienobmann, setzte sich für einen Ausbau der Digitalisierung und Telemedizin ein. Obmann-Stellvertreterin Dr.in Naghme Kamaleyan-Schmied betonte, dass es ohne faire Honorare und moderne Leistungen nicht möglich sein werde, die Ärzt:innen langfristig im System zu halten.
Die Vertreter:innen der Bundesländer forderten darüber hinaus die Zulassung der Medikamentenabgabe in Ordinationen sowie die Abschaffung des Arzneimittel-Bewilligungs-Services (ABS). „Ein Runder Tisch mit Sozialversicherung, Politik und Ärztekammer ist schnellstmöglich zu organisieren, um eine nachhaltige Lösung zu erarbeiten“, appellierte ÖÄK-Vizepräsident Wutscher an die Politik.
„Daher verlange ich von der kommenden Bundesregierung ein klares Bekenntnis zum öffentlichen, solidarischen Gesundheitssystem – und zwar nicht nur in Worten, sondern auch in Taten.“