Die primäre Hyperhidrose tritt ohne systemische Störungen, ohne Auslöser oder andere Erkrankungen auf.
Die Schweißdrüsen liegen in normaler Größe und Zahl vor und scheinen eine funktionelle Störung zu haben, wobei das Problem vor allem auf eine erhöhte Aktivität des Sympathikus zurückzuführen ist. Acetylcholin fungiert hier als Neurotransmitter zwischen den Nervenendigungen und den Schweißdrüsen. Um das Ausmaß genau zu beziffern, ist sowohl eine Quantifizierung des Schweißes (> 10 mg/5 min) als auch eine Einteilung in Schweregrade (Grad 1 bis 4) möglich. Die sekundäre Hyperhidrose zeigt zumeist generalisiertes Schwitzen durch eine vorhandene Grunderkrankung und zusätzlich andere Symptome.
Es gibt eine Vielzahl an möglichen Behandlungen, die je nach anatomischer Lokalisation der Hyperhidrose, Schweregrad und Leidensdruck empfohlen werden können. Methantheliniumbromid wirkt anticholinerg und wurde schon seit den 1950er-Jahren in Tablettenform (50 mg /Tag) zur Therapie der Hyperhidrose eingesetzt. Das Präparat wirkt über eine Hemmung der muskarinergen Acetylcholin-Rezeptoren und blockiert somit die neuronale Aktivierung der Schweißdrüsen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit, Benommenheit, Sehstörungen, Beschwerden beim Urinieren, Verstopfung und Steigerung der Herzfrequenz. Bei generalisierter Hyperhidrose kann ein Therapieversuch unternommen werden (unter genauer Nutzen-Nebenwirkungs-Analyse). In Bezug auf anatomisch fokale Areale kommen die im Folgenden beschriebenen weiteren Therapien in Frage.
Als Basistherapie der ersten Stufe wirken lokale Aluminiumchlorid-Deodorants, -Cremen oder -Sprays, wobei ein 2-mal tägliches Auftragen vor Reinigung und Trocknung der Haut (morgens und abends) wichtig ist. Es gibt einige kommerziell erhältliche Produkte am Markt. Lokale Methenamin-Produkte sind ebenfalls kommerziell erhältlich und aufgrund ihrer Galenik in Salbenform auch gut zur fokalen Therapie der Hände und Füße geeignet. In Europa seit 2022 neu zugelassen ist Glycopyrroniumbromid, ein sehr gut wirksames Anticholinergikum, das verschreibungspflichtig ist. Es ist für die schwere Hyperhidrose in den Achseln zugelassen.
Bei niedergelassen Ärzt:innen gibt es weitere Therapiemöglichkeiten, die in den Praxen durchgeführt werden, wie z. B. intradermale Botulinumtoxin-Injektionen. Die Wirkung tritt in der Regel nach 3–7 Tagen ein und ist nach 6 Monaten bereits wieder erloschen. Es kann hier auch zu kompensatorischem Schwitzen in anderen Bereichen des Stammes kommen, und die Kosten der Botulinumtoxin-Injektionen werden von den Krankenkassen nicht ersetzt.
Auch lokale Behandlungen mit bestimmten Geräten werden von spezialisierten Ärzt:innen angeboten. Hier gibt es die Mikrowellen-Therapie, bei der nach Anästhesie die schweißtragenden tiefen Hautschichten stark aufgeheizt werden – bei gleichzeitiger Kühlung der Oberfläche. Durch die Hitzeeinwirkung kommt es zu einer Zerstörung der Schweißdrüsen. Es gibt alternative Geräte, die mit Laser, Ultraschall oder fraktioniertem Radiofrequenz-Needling das gleiche Ziel haben, nämlich die Reduktion der Schweißdrüsen-Sekretion durch lokalisierte Zerstörung der Schweißdrüsen. In der Regel kommt es nach Anwendung dieser Methoden nicht zu einem kompensatorischen Schwitzen. Publizierte Vergleichsstudien in Bezug auf die Effizienz dieser Geräte fehlen, und auch hier gibt es keinen Kostenersatz durch die Sozialversicherungen. Darüber hinaus können die Schweißdrüsen-Saugkürettage, eine Liposuktion oder exakte Exzision (durch spezialisierte Chirurg:innen durchgeführt) erwogen werden. Als Ultima Ratio kann noch die endoskopische transthorakale Sympathektomie angeführt werden, insbesondere wenn die Hyperhidrose im Gesicht sowie an den Achseln und Händen auftritt und bereits alle vorgeschlagenen alternativen Therapien versucht wurden. In Anbetracht der möglichen und vorher nicht abzuschätzenden Komplikationen wird die Methode als letzter Therapieweg empfohlen.
Hier kommt zusätzlich zu allen bereits erwähnten lokalen Cremen, Salben oder Sprays auch die Leitungswasser-Iontophorese als sehr gute Therapie-Alternative in Frage. Es gibt sogenannte Heimgeräte, die sowohl mit Gleich- als auch Wechselstrom arbeiten. Eine (Teil-)Refundierung durch die Krankenkassen ist bei dieser Therapie zumeist möglich. Die Behandlung muss allerdings dauerhaft erfolgen, 1–2 Anwendungen pro Woche sind in der Regel notwendig. Bei der multifokalen schweren Hyperhidrose sind auch orale anticholinerge Therapien möglich – mit strenger Nutzen-Nebenwirkungs-Abwägung. Mögliche systemische Nebenwirkungen umfassen Obstipation, Benommenheit und Schlafstörungen. Kontraindikationen sind Blasenentleerungsstörungen. Für die Betroffenen sind Scham und Angst die permanenten Gefühlsbegleiter.
Insbesondere in der warmen Jahreszeit und im Sommer leiden die Betroffenen doppelt, da das Schwitzen zunimmt und durch weniger Bekleidung nicht gut verborgen werden kann. Das Thema übermäßiges Schwitzen als medizinisches Problem zu erkennen und empathisch anzusprechen ist ein wichtiger Grundpfeiler im Arzt-Patienten-Verhältnis und sicher auch eine Voraussetzung für das Gelingen der Therapie.