Die Therapie des systemischen Lupus erythematodes (SLE) sollte vor allem der Aktivität, dem Befallsmuster sowie den individuellen Bedürfnissen und Komorbiditäten von Betroffenen angepasst werden. Ziel ist dabei das Erreichen einer Krankheitsremission sowie deren Aufrechterhaltung durch das Verhindern von Schüben.
Nach aktuellen Behandlungsempfehlungen sollten sämtliche SLE-Betroffene ohne Kontraindikation eine Behandlung mit Hydroxychloroquin erhalten. Diese Empfehlung gründet auf Studien, die zeigten, dass Hydroxychloroquin sowohl die Häufigkeit von Krankheitsschüben reduziert als auch das Langzeitüberleben von Betroffenen verlängert. Bei der Hydroxychloroquin-Therapie ist zu beachten, dass es dabei zu einer retinalen Makulopathie mit irreversiblem Sehverlust kommen kann. Die Wahrscheinlichkeit der Makulopathie entspricht der lebenslangen Kumulativdosis, weshalb bei der Behandlung des SLE eine tägliche Dosis von 5 mg/kg Körpergewicht nicht überschritten werden sollte. Zusätzlich sollten engmaschige Augenkontrollen mithilfe der optischen Kohärenztomografie sowie der Computerperimetrie stattfinden.
Die hervorragende Wirksamkeit sowie die verheerenden Langzeitfolgen einer Gabe von Glukokortikoiden (GK) sind bei SLE-Betroffenen gut belegt. GK wirken schnell und werden daher vorrangig bei Krankheitsschüben eingesetzt. Die Dosierung hängt dabei von der Schwere der Organbeteiligung ab. Wichtig ist dabei das konsequente Ausschleichen der Dosis, sobald sich der Krankheitsschub besserte, sowie die Adaptierung der übrigen Immunsuppression, um weitere GK-Behandlungen zu vermeiden. Eine suffiziente SLE-Therapie ist somit auch daran erkennbar, dass eine Remission ohne häufige GK-Behandlungen oder GK-Dauertherapie erreicht wird. Studienergebnisse zeigten, dass sowohl Infektionen als auch kardiovaskuläre Ereignisse und osteoporotische Frakturen bei SLE-Betroffenen durch GK gefördert werden. Auch geringe GK-Dosen (< 7,5 mg Prednisolonäquivalent täglich) können zu einer 50%igen Erhöhung dieser Komplikationen beitragen.
Bei einem SLE mit schwerer Beteiligung lebenswichtiger Organe kommt neben den oben bereits erwähnten GK Cyclophosphamid zum Einsatz. Aufgrund der Toxizität dieses Medikamentes ist sein Einsatz üblicherweise auf eine limitierte Anzahl von intravenösen Gaben beschränkt, die durch Schemata vorgegeben sind. Weniger toxische Alternativen sind Mycophenolsäure/Mycophenolat oder Rituximab.
Um Krankheitsschübe und den Einsatz von GK zu verhindern, werden zur Langzeittherapie Azathioprin, Methotrexat, Mycophenolsäure/Mycophenolat sowie Calcineurininhibitoren eingesetzt. Aufgrund der Zeitspanne (Wochen bis Monate) bis zu einer biologischen Wirksamkeit muss ihr Einsatz vorausschauend erfolgen, und sie sind nicht zur Behandlung des akuten Schubes geeignet. Zytopenien sind relativ häufige Nebenwirkungen einer SLE-Therapie. Da auch der SLE selbst zu einer immunmediierten Verminderung von Leukozyten, Erythrozyten oder Thrombozyten führen kann, ist die Unterscheidung zwischen Medikamentennebenwirkungen und der SLE-Aktivität oft komplex. Infektionen kommen bei SLE-Betroffenen gehäuft vor und können auch durch eine immunsuppressive Therapie begünstigt werden. Auch hier ist die Unterscheidung zwischen einem Infekt und einem SLE-Krankheitsschub nicht immer einfach. Das C-reaktive Protein (CRP) ist bei SLE-Schüben – im Gegensatz zu Infektionserkrankungen – meist nicht oder nur sehr gering erhöht.
Wie bei anderen entzündlich rheumatischen Erkrankungen werden auch bei der Therapie des SLE zunehmend Biologika eingesetzt. Ein Vorteil dieser zielgerichteten Therapien ist die relativ geringe Rate an Nebenwirkungen sowie deren gute Wirkung. Belimumab hemmt beispielsweise den B-Zell-Wachstumsfaktor B-cell-activating factor (BAFF) und wird zur Verhinderung von Krankheitsschüben angewendet, insbesondere bei einer Haut-, Gelenk- oder Nierenbeteiligung. Anifrolumab hemmt das häufig erhöhte Typ-I-Interferon bei SLE-Betroffenen. Trotz guter Wirksamkeit kann Anifrolumab nur im stationären Bereich verabreicht werden, da es derzeit nicht erstattungsfähig ist. Weitere Biologika mit neuen Wirkmechanismen werden an spezialisierten Zentren wie der Med Uni Graz im Rahmen von Studien getestet. So ist zum Beispiel Efavaleukin alfa ein Biologikum, das erstmals nicht durch eine Immunsuppression, sondern durch eine Wiederherstellung des immunologischen Gleichgewichts zu einer Krankheitsremission führen könnte.