Mehr als ein harmloses Symptom

Bei rund 1 % der Schwangeren tritt die schwerwiegende Form, die Hyperemesis gravidarum, auf. Sie ist gekennzeichnet durch bereits in der Frühschwangerschaft auftretendes Erbrechen mit Übelkeit, wodurch die Nahrungsaufnahme nur stark eingeschränkt möglich ist und in der Folge Dehydration, Elektrolytveränderungen sowie ein Gewichtsverlust von mehr als 5 % auftreten.

Hilfe nötig

In vielen Fällen erhalten Schwangere, die an starker Übelkeit leiden, keine adäquate Therapie. So zeigt eine englische Studie1 aus dem Jahr 2019, dass nur 38 % der Schwangeren, die ins Krankenhaus aufgenommen wurden, im niedergelassenen Bereich eine antiemetische Therapie erhalten haben.
Neben Lifestyle-Maßnahmen wie z. B. dem Meiden bestimmter Trigger – etwa unangenehmer Gerüche, fettreicher oder scharfer Speisen – werden auch regelmäßige, kleine, kohlenhydrat- und proteinreiche Mahlzeiten und eine ausreichende Trinkmenge empfohlen. Weitere Möglichkeiten sind Ingwer, Akupunktur oder Akupressur sowie die Einnahme von Vitamin B6.

Pharmakologische Therapie

Als medikamentöse Therapiemaßnahmen2 stehen u. a. H1-Antihistaminika wie z. B. Doxylamin in Kombination mit Pyridoxin sowie Dimenhydrinat zur Verfügung. Weitere Möglichkeiten sind das Phenothiazin Promethazin, das allerdings deutlich sedierender wirkt als die genannten H1-Antihistaminika, sowie der Dopamin-Antagonist Metoclopramid, der allerdings aufgrund des Risikos von extrapyramidalen Nebenwirkungen keine Erstliniensubstanz darstellt. Auch der Serotonin-Antagonist Ondansetron kann eingesetzt werden, um Übelkeit zu lindern, allerdings mit einem sehr gering erhöhten Risiko für Gaumenspalten.

Hyperemesis gravidarum

Für Hyperemesis gravidarum gibt es keine etablierten Therapieschemata. Erschwerend kommt hinzu, dass in Studien verschiedene Definitionen benutzt werden, was die Vergleichbarkeit der pharmakologischen und nichtpharmakologischen Interventionen erschwert. In den meisten Fällen hat sich gezeigt, dass eine Kombinationstherapie am effektivsten ist, da die alleinige Gabe von H1-Antiemetika nicht wirksam war. Zusätzlich ist in vielen Fällen eine intravenöse Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution notwendig und sinnvoll. Hierbei sollte auch an die Substitution von B-Vitaminen gedacht werden, da bereits eine Woche mit schwerem Erbrechen und Nahrungskarenz zu einem Thiaminmangel führen kann, der sich u. a. als Tachykardie und Muskelschwäche manifestieren kann. Bei therapierefraktären Verläufen können Glukokortikoide wie z. B. Methylprednisolon, Prednisolon oder Hydrocortison versucht werden.