Die Mikrohämaturie wird als mehrmaliges Auftreten (bei mindestens 2 unabhängigen Untersuchungen) von mindestens > 3 Erythrozyten/Gesichtsfeld im Harnsediment definiert. Bis zu 20 % der Bevölkerung weisen bei einer Routineharnanalyse Erythrozyten auf. Man unterscheidet zwischen passager und permanent auftretender Mikrohämaturie, daher ist bei positivem Erstbefund die Untersuchung nach mindestens 2 Wochen zu wiederholen. Die Anamnese und der Ausschluss von Fehlerquellen sind Grundbedingung für ein weiteres diagnostisches Vorgehen.
Anamnestisch sind bei Symptomfreiheit chronische Exposition mit Toxinen (zum Beispiel Rauchen, chemische Substanzen wie Lösungsmittel, Medikamente et cetera), familiär gehäufte Erkrankungen, wie chronische Niereninsuffizienz, Zystennieren, Harnsteinen et cetera, zu hinterfragen. Mögliche Fehlerquellen sind der Spontanharn der Frau (Menses, Zwischenblutungen, Vulvitis, Hygienedefizite) und beim Mann Verunreinigungen und chronische Reizungen im Vorhautbereich sowie vor Kurzem stattgefundener Geschlechtsverkehr und intensiver Sport. Das Ausmaß der Mikrohämaturie lässt keine seriösen Schlüsse auf Art und Stadium einer möglichen Erkrankung zu.
Mikrohämaturie
symptomatisch
asymptomatisch
Prinzipiell sollte bei isolierter asymptomatischer Mikrohämaturie bis zum 40. Lebensjahr nach Ausschluss einer Hypertonie, Proteinurie und verminderten GFR (< 60 ml/min) keine weitere Diagnostik erfolgen. Maximal kann eine Sonografie zum Ausschluss von Harnsteinen ergänzend durchgeführt werden. In der Literatur sind für diese Altersklasse bei extensiver Abklärung keinerlei Vorteile hinsichtlich Früherkennung einer eventuellen Pathologie beschrieben. Die Inzidenz einer ernsthaften Erkrankung liegt bei dieser Gruppe unter 2 %.
Ab dem 40. Lebensjahr sollte eine neu aufgetretene Mikrohämaturie jedoch einer genaueren stufenweisen Abklärung unterzogen werden, da die Wahrscheinlichkeit einer malignen Ursache bei 3–5 % (Makrohämaturie 19 %) liegt.
Anamnese
Steinleiden, Raucher!, Diabetes, Sportarten, Hypertonie, Medikamente (Gerinnungshemmer, Tumortherapie), Autoimmunerkrankungen, Zustand nach Strahlentherapie im Abdominalbereich, Dysmenorrhö, Blasenentleerungsstörungen
Erweiterte Harnanalyse
Urologische Abklärung
Gynäkologische Abklärung
Ausschluss von Regelanomalien, Tumoren, Abstrich (Infektionsausschluss/PAP), endovaginale Sonografie et cetera.
➜ Wenn bei über 40-Jährigen nach eingehender Diagnostik keine ursächliche Erkrankung festgestellt werden kann, sollte eine jährliche Kontrolle mit Harnstreifentest (Ery/Protein), Blutdruckmessung und Bestimmung der GFR erfolgen.
Literatur
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