AGES | Nano: Schlüssel und Herausforderung

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit stellt sich diesen Herausforderungen und bereitet sich gezielt auf die möglichen zukünftigen Anwendungen dieser Technologie vor. Im Rahmen der AGES-Task-Force Nanotechnologie werden alle Kompetenzbereiche der AGES miteinander vernetzt. Eingerichtet wurden Arbeitsgruppen zu Analytik, Risikobewertung und Kommunikation. Diese Gruppen stehen in Kontakt mit nationalen und internationalen Experten im Bereich der Nanotechnologie und arbeiten mit verschiedenen Organisationen auf nationaler und europäischer Ebene zusammen.

 

Anwendungen bei Lebensmitteln

Mit Hilfe der Nanotechnologie können möglicherweise die Stabilität und Lebensdauer von Lebensmitteln verbessert, die Bioverfügbarkeit von wichtigen Inhaltsstoffen erhöht sowie optische Eigenschaften, Geschmack und Konsistenz von Lebensmitteln verändert werden.

Auch die Verpackungstechnologie ist ein weiteres Anwendungsgebiet der Nanotechnologie. Nanotechnologisch optimierte Verpackungen können Lebensmittel besser schützen oder erkennen, wie frisch das Lebensmittel noch ist. Es sollen Verpackungsmaterialien entwickelt werden, die eine Unterbrechung der Kühlkette oder eine Überschreitung des Haltbarkeitsdatums anzeigen können.

 

Anwendungen bei Kosmetika

In kosmetischen Mitteln werden Nanopartikel als UV-Filter in Sonnenschutzcremes eingesetzt. Nanopartikel aus Titandioxid oder Zinkoxid, die aufgrund ihrer Kleinheit transparent sind, sorgen in der Sonnencreme dafür, dass diese keinen weißen Film auf der Haut hinterlässt, aber einen hohen Schutz der Haut vor UV-Strahlung bietet.

In Hautpflegeprodukten sollen Nanokapseln für den Schutz und den Transport aktiver Inhaltsstoffe sorgen und auch die pflegende Wirkung verbessern.

 

Anwendungen bei verbrauchernahen Produkten

In verbrauchernahen Produkten werden Nanomaterialien vielseitig eingesetzt, um Oberflächen stärker, leichter, sauberer und „intelligenter“ zu machen. So werden Nanomaterialien unter anderem in Küchengeräten, Lacken und Farben, in Produkten zur Versiegelung oder zur Reinigung von Oberflächen verwendet. Nanopartikel aus Silber werden auch in Desinfektionsmitteln und zur Oberflächenbeschichtung eingesetzt, da sie eine keimabtötende Wirkung besitzen. Des Weiteren werden spezielle Funktionstextilien entwickelt, die selbstreinigende Oberflächen besitzen oder zum Schutz vor UV-Strahlung bzw. als Wasserbarriere dienen sollen.

 

Kennzeichnung von Produkten

Lebensmittel, die künstlich hergestellte Nanomaterialien enthalten, müssen ab 2014 eindeutig gekennzeichnet werden. In der Zutatenliste wird das Wort „Nano“ in Klammer hinter der jeweiligen Zutat stehen, wie z.B. „Siliziumdioxid [nano]“.Auch Kosmetika werden ab Juli 2013 eindeutig gekennzeichnet, wenn sie unlösliche Nanomaterialien enthalten. In der Liste der Inhaltsstoffe muss hinter dem Stoffnamen in Klammern das Wort „nano“ folgen (z.B. „titanium dioxide [nano]“). Lösliche Nanomaterialien wie Liposome (Nanokapseln) und Nanoemulsionen müssen nicht gekennzeichnet werden.

 

Mögliche gesundheitliche Risiken

Die Parameter, die für die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit von Bedeutung sind, sind die Größe der Partikel, ihre chemische Zusammensetzung, die Oberflächenstruktur sowie ihre Form. Besonders freie Nanopartikel, Nanoröhrchen oder Nanofasern können durch ihre geringe Größe, ihre hohe Beweglichkeit und hohe Reaktivität gesundheitliche Risiken bergen. Eine Aufnahme von ungebundenen Nanopartikeln in den menschlichen Organismus ist über verschiedene Wege möglich: über die Atemwege, die Haut, den Magen-Darm-Trakt oder direkt über den Blutkreislauf. Wie der menschliche Organismus mit aufgenommenen Substanzen, die Nanopartikel beinhalten, verfährt, ist heute erst ansatzweise bekannt. Klar ist, dass Nanopartikel Zellmembranen verhältnismäßig leicht durchdringen können. Neben dem erwünschten kann es daher auch zu einem unerwünschten Transport von Wirkstoffen über biologische Barrieren (z.B. Blut-Hirn-Schranke) kommen.

Derzeit sind im Hinblick auf das Verhalten von Nanopartikeln im Körper und in der Umwelt noch viele Fragen offen, die als Voraussetzung für die Bewertung des gesundheitlichen Risikos von Nanopartikeln wichtig sind. Geeignete Methoden zur Ermittlung möglicher gesundheitlicher Risiken von Nanopartikeln müssen von der Wissenschaft entwickelt werden. In Folge kann dann über eine sinnvolle Risikoabschätzung und Regulierungsmaßnahmen entschieden werden.