Bis Mitte 2023 wurden in Österreich über 20 Millionen Impfdosen gegen COVID-19 verabreicht, davon haben 1,7 Millionen Menschen zumindest eine Booster-Injektion (≥ 4 Impfungen) erhalten.
Wissenschafter:innen schätzen, dass allein im ersten Jahr rund 19,8 Millionen Todesfälle weltweit durch die Impfung verhindert wurden. Ein Hauptziel der COVID-19-Impfkampagne besteht weiterhin darin, Hospitalisierung, schwere Erkrankungen und Todesfälle zu reduzieren.
Die jährliche Influenza-Epidemie verlief in der Saison 2022/2023 mit geschätzt mehr als 650.000 Erkrankten in Österreich außergewöhnlich stark. Obwohl die Influenza-Impfung allgemein empfohlen ist, sank laut dem Österreichischen Verband der Impfstoffhersteller die Durchimpfungsrate in dieser Saison auf 13,6 % (von 16,9 % in der vorherigen Saison). Auch wenn die Schutzwirkung von verschiedenen Faktoren abhängig ist (individuelle Immunkompetenz, Übereinstimmung der Impfstämme mit den saisonal zirkulierenden Influenzaviren etc.), sind Geimpfte gegenüber Ungeimpften klar im Vorteil. Einerseits verläuft die Erkrankung bei Geimpften zumeist milder und kürzer, andererseits treten weniger influenzabedingte Komplikationen auf, und es kommt seltener zu einem Spitalsaufenthalt. Wie in der letzten Influenzasaison beobachtet, traten vermehrt Doppelinfektionen mit beiden Viren sowie Tripleinfektionen zusätzlich mit RSV auf. Dies unterstreicht noch einmal die Wichtigkeit der Impfungen, speziell für Personen mit gesundheitlichen Risiken für einen schweren Verlauf.
Am 5. September 2023 erschien der nationale Impfplan für 2023/2024, in dem die Empfehlungen für die COVID-19-Impfung umfassend aktualisiert wurden. Die momentan zirkulierenden Virusvarianten Omikron XBB und deren Sublinien sind untereinander recht eng verwandt, jedoch genetisch relativ weit entfernt von den Varianten, die in den ursprünglich verfügbaren Impfstoffen enthalten waren. Die verfügbaren Daten zur Wirksamkeit zeigen, dass die bis dato zugelassenen COVID-19-Impfstoffe, einschließlich derjenigen, die auf dem Wildtypvirus basieren, weiterhin Schutz vor schweren Erkrankungen bieten. Er nimmt jedoch umso mehr ab, je weiter sich die zirkulierenden Varianten von den in den Impfstoffen enthaltenen Stämmen unterscheiden.
Impfstoffe. Ende August 2023 hat die Europäische Arzneimittel-Agentur dem von BioNTech/Pfizer entwickelten, angepassten COVID-19-Impfstoff Comirnaty XBB.1.5® die Zulassung erteilt. Durch die enge genetische Verwandtschaft von Omikron XBB.1.5 mit anderen derzeit zirkulierenden Virusvarianten sollte der Impfstoff einen guten Schutz gegen COVID-19-Infektionen aufrechterhalten. Nach bisher vorliegenden Daten wird auch die neue Variante EG 5.1. („Eris“) durch diese Impfstoffe abgedeckt. Entsprechend dem Nationalen Impfgremium sollen nur noch gegen XBB gerichtete Variantenimpfstoffe zur Anwendung kommen. Da vermutlich weitere Virusvarianten auftreten werden, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass auch zukünftig weitere Anpassungen der Impfstoffe notwendig sein werden.
Es ist davon auszugehen, dass nahezu alle Personen ab dem vollendeten 5. Lebensjahr bereits mit SARS-CoV-2 in Berührung gekommen sind, entweder durch Infektion, Impfung oder beides. Dadurch hat sich in der Bevölkerung eine breite Immunität entwickelt, und eine Grundimmunisierung ist nicht mehr erforderlich. Gemäß den aktuellen Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums reicht zukünftig eine einmalige Impfung, bevorzugt im Herbst. Nur jene Einzelfälle, die bis dato noch nie Kontakt mit dem Virus hatten und erstmalig geimpft werden, sollen mit einem XBB-Komponentenimpfstoff nach dem Grundimmunisierungsschema laut Zulassung immunisiert werden.
Die höchste Priorität für eine Impfung haben Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf (Tab.), gefolgt von Personal des Gesundheitswesens. Grundsätzlich kann jede Person, die sich schützen möchte, laut Zulassung ab dem Alter von 6 Monaten geimpft werden.
Die Influenza-Impfung ist allgemein ab dem sechsten Lebensmonat empfohlen. Die Zielgruppe umfasst neben älteren Personen, Menschen mit Risikofaktoren und Beschäftigten des Gesundheitssystems auch Schwangere und (Klein-)Kinder. Für die kommende Saison 2023/2024 gibt es in Österreich erstmals ein nationales Impfprogramm. So wird die Influenza-Impfung österreichweit zu einem Selbstbehalt von 7 Euro angeboten. Die inaktivierte, tetravalente Vakzine sollte jährlich vor Beginn der kühlen Jahreszeit Ende Oktober/November verabreicht werden. In der Saison 2023/2024 werden in allen verfügbaren Impfstoffen zwei Influenza-A-Subtypen (H1N1pdm09 und H3N2) und zwei Influenza-B-Stämme (Victoria und Yamagata-Linie) enthalten sein. Wie gut die Impfstämme mit den dann tatsächlich zirkulierenden Influenzaviren übereinstimmen, ist nicht vorhersehbar, weswegen die Schutzwirkung von Saison zu Saison variieren kann. Für über 60-Jährige ist der inaktivierte, tetravalente Hochdosisimpfstoff Efluelda® empfohlen, für über 65-Jährige wird zusätzlich der adjuvantierte, inaktivierte, tetravalente Impfstoff Fluad Tetra® verfügbar sein. Diese beiden Impfstoffe werden auch (abweichend von der Fachinformation) zur Impfung von Personen über 18 Jahren mit schweren Grundkrankheiten, Immundefekten und/oder mittelgradiger oder schwerer Immunsuppression empfohlen. Bei schwerer Immunsuppression kann darüber hinaus eine zweite Impfung mit einem inaktivierten, tetravalenten Impfstoff (zweite Dosis nicht adjuvantiert, kein Hochdosisimpfstoff) erwogen werden.
Kinder ab dem vollendeten 24. Lebensmonat bis zum vollendeten 18. Lebensjahr können mit der nasalen Lebendvakzine Fluenz tetra® immunisiert werden. Es gelten die üblichen Kontraindikationen hinsichtlich Lebendimpfung (Immunsuppression oder -schwäche etc.). Laut dem aktuellen Impfplan Österreich ist die gleichzeitige Verabreichung von Influenza- und COVID-19-Impfstoffen (kontralateral) möglich.