Neue ESC-Empfehlungen

Die ESC-Leitlinien 2024 für die Behandlung von Vorhofflimmern (VHF) enthalten eine Reihe neuer Ansätze und behandlungsspezifischer Empfehlungen, die helfen sollen, die weltweit steigende Zahl von VHF-Patient:innen zu behandeln. „Bis zum Jahr 2050 ist mit einer Verdopplung der Prävalenz von Vorhofflimmern zu rechnen, da die Bevölkerung immer älter wird, die Belastung durch Begleiterkrankungen zunimmt, das Bewusstsein für die Problematik besser wird und neue Technologien zur Erkennung zur Verfügung stehen“, so die Vorsitzende des Leitlinienkomitees, Isabelle C. Van Gelder (Groningen, NLD). Zentrales Thema der Leitlinien ist der neue AF-CARE-Behandlungspfad (siehe Kasten), der den früheren ABC-Pfad ersetzen soll.

Patienten-Empowerment

Die Leitlinien betonen weiters die Bedeutung der gemeinsamen Entscheidungsfindung über Behandlungen und Pflege, an der sowohl Patient:innen als auch ein multidisziplinäres Team beteiligt sind. Auch die Schulung von Patient:innen, Familienmitgliedern und Angehörigen der Gesundheitsberufe wird hervorgehoben, um sicherzustellen, dass alle in der Lage sind, die richtige Behandlungsentscheidung für alle Patient:innen zu treffen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf gleichberechtigter Versorgung: Gesundheitliche Ungleichheiten aufgrund von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Behinderung und sozioökonomischen Faktoren sind zu vermeiden.

Komorbiditäten berücksichtigen

Vorhofflimmern kann nicht isoliert betrachtet werden, wie die Leitlinien klarmachen. Eine gründliche Bewertung und Behandlung von Begleiterkrankungen und Risikofaktoren sind für alle Aspekte der Versorgung von VHF-Patient:innen entscheidend, um ein Wiederauftreten und Fortschreiten von VHF zu vermeiden, den Behandlungserfolg zu verbessern und nachteilige Folgen des VHF zu verhindern.

Routinebehandlung optimieren

Die neuen Leitlinien konzentrieren sich auch auf rezente klinische Studien, welche die Routinebehandlung von Patient:innen mit VHF zum Besseren verändern können.
Die wichtigsten Neuerungen:

  • eine breitere Anwendung einer angemessenen Antikoagulanzientherapie und die Verwendung des CHA2DS2-VA-Scores (ohne Geschlecht) zur Unterstützung der Entscheidungsfindung;
  • ein durchgängig sicherheitsorientierter Ansatz, z.B. die Verzögerung der Kardioversion, wenn die Dauer des VHF 24 Stunden überschreitet, oder die umfassende Berücksichtigung potenzieller Nebenwirkungen von Antiarrhythmika;
  • die Integration von Frequenz- und Rhythmuskontrolle, mit gemeinsamer Entscheidungsfindung bzgl. der Überweisung zur Katheter- und chirurgischen Ablation.

Abschließend stellen die Leitlinienautor:innen klar, dass bei Patient:innen mit VHF eine dynamische Evaluierung und Reevaluierung erforderlich ist: Gesundheitsteams in der Primär- und Sekundärversorgung müssen die Therapie regelmäßig neu bewerten und auf neue modifizierbare Risikofaktoren achten, die das Fortschreiten von VHF verlangsamen oder umkehren, die Lebensqualität verbessern und negative Folgen verhindern könnten. In den meisten Fällen ist eine Reevaluierung 6 Monate nach Erstpräsentation und danach zumindest einmal jährlich empfohlen.