Neue S3-Leitlinie

Die kürzlich neu erschienene Leitlinie wurde erstmals unter Zusammenarbeit verschiedener Fachgesellschaften veröffentlicht, wodurch sowohl primär- als auch fachärztliche Auffassungen integriert sind. Während im allgemeinmedizinischen Setting die möglichst schnelle Symptomkontrolle des akuten Gichtanfalls im Vordergrund steht, rücken in der rheumatologischen Facharztpraxis eher Patient:innen mit rezidivierenden Gichtanfällen, Gelenkdestruktionen und Tophi in den Fokus. Die Senkung der Serumharnsäure zur Reduktion bzw. Elimination der Gewebeablagerungen von Harnsäurekristallen ist hier von entscheidender Bedeutung.

Diagnostik

Anamnese (plötzlich einsetzende, starke Schmerzen, frühere Anfälle), Befund (Lokalisation, Rötung, Schwellung, Überwärmung, Tophi) und Harnsäurekonzentration im Serum sichern die Diagnose Gicht, wobei in unklaren Fällen weiterführende Untersuchungen indiziert sind. Im primärärztlichen Bereich erfolgt die Diagnose eines akuten Gichtanfalls klinisch, da Gelenkpunktionen mit Polarisationsmikroskopie nicht regulär möglich sind. Ein Gicht-Diagnose-Kalkulator kann hier als Hilfestellung dienen. Im fachärztlich rheumatologischen Setting, wo nichttypische klinische Manifestationen dominieren, wird die Gelenkpunktion zur Diagnosesicherung regelhaft empfohlen.

Behandlung

Mittel der ersten Wahl in der medikamentösen Therapie eines akuten Gichtanfalls sind Colchicin, Glukokortikoide oder nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR). Bestehende Komedikation, Komorbiditäten und etwaige Kontraindikationen bestimmen die Auswahl des Medikaments. Die antiinflammatorische Therapie sollte so schnell wie möglich begonnen werden, um baldige Schmerzfreiheit zu erreichen und Gelenkschäden zu minimieren. Wenn sich die Symptomatik nicht innerhalb von 24 bis 72 Stunden verbessert, sollte eine Reevaluierung und ggf. eine Therapieanpassung erfolgen. Supportive Maßnahmen wie Ruhigstellen, Hochlagern und Kühlen des betroffenen Gelenks ergänzen die medikamentöse Therapie, auch Lebensstilmodifikationen können empfohlen werden.

Ist der Gichtanfall stark einschränkend bzw. beeinträchtigend oder kommt es zu mehr als einem Anfall/Jahr, liegt eine Indikation zu einer medikamentösen harnsäuresenkenden Therapie vor, die in der Regel mit einem Xanthinoxidase-Inhibitor erfolgt. Diese sollte innerhalb von 14 Tagen nach Symptombeginn eingeleitet werden. Im Sinne der partizipativen Entscheidungsfindung ist ausdrücklich empfohlen, die Patient:innen bereits beim ersten Gichtanfall über alle Therapieoptionen aufzuklären.