Neue Therapie gegen Abstoßungsreaktion

Etwa 330 Nierentransplantationen finden jährlich in Österreich statt. Entwickelt das Immunsystems des Empfängers Antikörper gegen das Transplantat, kann es zu einer häufigen Komplikation – der antikörpervermittelten Abstoßungsreaktion – kommen. Diese kann zum Funktionsverlust des Organs führen und eine erneute Dialyse oder nochmalige Transplantation erforderlich machen. Bislang stand keine Therapie zur Verfügung. Eine im New England Journal of Medicine publizierte kleine Phase-II-Studie unter der Leitung von Wissenschafter:innen der MedUni Wien macht Hoffnung: Die Substanz Felzartamab, ein monoklonaler CD38-Antikörper, hat sich als sichere und hoch wirksame Therapieoption gegen die antikörpervermittelte Abstoßungsreaktion nach einer Nierentransplantation erwiesen.

In die Studie eingeschlossen wurden 22 Patient:innen, die zwischen den Jahren 2021 und 2023 am Wiener AKH oder an der Berliner Charité eine antikörpervermittelte Abstoßung entwickelten. Die Studie wurde randomisiert, doppelblind und placebokontrolliert durchgeführt. Die Patient:innen erhielten 9 Infusionen über 6 Monate und wurden danach 6 Monate nachbeobachtet. Die mittlere Zeit zwischen Nierentransplantation und Studieneinschluss betrug 9 Jahre. Zum Verlust des Transplantats kam es bei einer Person in der Placebogruppe. Nach den 6 Monaten zeigten 9 von 11 Patient:innen (82 %) keine morphologischen Zeichen einer Abstoßungsreaktion, verglichen mit 2 von 10 Personen (20 %) in der Placebogruppe. Die vielversprechenden Ergebnisse könnten einen Durchbruch in der Therapie der antikörpervermittelten Abstoßungsreaktion nach Nierentransplantation darstellen, wie die Erstautorin anmerkt. Darüber hinaus könnte Felzartamab zukünftig auch bei anderen Spenderorganen sowie bei Xenotransplantationen eingesetzt werden, weist der Letztautor auf die enorme Bedeutung der Studie hin. Eine multizentrische Phase-III-Studie ist bereits in Planung.