Neues aus der Forschung

Austrian Health Report

Wie belastbar ist das österreichische Gesundheitssystem?

Der im Auftrag von Sandoz Österreich durch IFES erstmals durchgeführte Austrian Health Report 2022 kommt zu dem Ergebnis, dass ein Drittel der Österreicher:innen ihren eigenen allgemeinen Gesundheitszustand als wenig gut beurteilt – damit hat sich im Vergleich zu vor der Pandemie der Gesundheitszustand verschlechtert. Nur jede/jeder Fünfte beurteilt seinen/ihren Gesundheitszustand als sehr gut. Die positive Beurteilung des eigenen Gesundheitszustandes nimmt zudem von Westen nach Osten ab. Groß ist auch der Unterschied zwischen der Lebenszufriedenheit von jungen Menschen im Vergleich mit älteren. Die Umfrageergebnisse legen weiters den Schluss nahe, dass ein höheres Einkommen insgesamt gesünder macht: Während nämlich nur knapp ein Drittel (31 %) aller Österreicher:innen mit einem monatlichen Nettoeinkommen von über 3.500 Euro eine dauerhafte Krankheit oder ein chronisches Leiden hat, sind es in der Gruppe mit weniger als 3.500 Euro 45 %.
Weiters wurden Gesundheitsthemen wie die Auswirkungen der Pandemie bis hin zu gesundheitlichen Langzeitfolgen, Vertrauen in Arzneimittel und Belastung des Gesundheitssystems erhoben.
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Appell an Einigkeit in der Ärzteschaft

Die neue Spitze der Österreichischen Ärztekammer legt ihre Positionen zu den wichtigsten Themen im Gesundheitsbereich vor.

Nach einem aufwendigen Wahlprozedere steht das neue Präsidium der Österreichischen Ärztekammer fest. Bei einer Pressekonferenz in Wien skizzierten ÖÄK-Präsident MR Dr. Johannes Steinhart sowie die Bundeskurienobmänner der angestellten bzw. niedergelassenen Ärzte, ÖÄK-Vizepräsident Dr. Harald Mayer bzw. ÖÄK-Vizepräsident Dr. Edgar Wutscher, ihre aktuellen Positionen. Steinhart betonte, dass ein wichtiger Fokus seiner Amtszeit darauf liege, in der Ärzteschaft Gemeinsames über Trennendes zu stellen: „Die zuletzt aufgetretenen Risse in der Ärzteschaft müssen geschlossen werden, wir Ärztinnen und Ärzte müssen angesichts der Weggabelungen und der nötigen Entscheidungen, wohin es mit der österreichischen Gesundheitsversorgung geht, stark und geeint auftreten. Nur der Zusammenhalt macht uns zu einem verlässlichen Faktor.“
Als größte Herausforderungen für die nächsten Jahre sieht Steinhart die Attraktivierung des niedergelassenen Kassenbereichs, die Sicherstellung einer wohnortnahen, niederschwelligen Gesundheitsversorgung vor dem Hintergrund einer wachsenden und älter werdenden Bevölkerung, eine deutliche Entlastung der Ärzteschaft von bürokratischen Aufgaben, mehr Mittel für die Versorgung sowie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Spitalsärzt:innen. Gleichzeitig übte er Kritik an der mit viel Aufwand neu geschaffenen Österreichischen Gesundheitskasse – diese müsse endlich beginnen, österreichweit zu denken: „Von unserer Seite liegt seit fast zwei Jahren ein fertiger, einheitlicher Leistungskatalog bereit. Dieser muss unverzüglich umgesetzt werden.“ Für den niedergelassenen Bereich forderte Bundeskurienobmann Wutscher nötige Investitionen – etwa in die Gesprächsmedizin.


Affenpocken

Erste Studie zu klinischen Auswirkungen

Ende August wurde eine erste Datensammlung zu den klinischen Auswirkungen des aktuellen Affenpocken-Ausbruchs im NEJM publiziert und unter anderem von Prof. Anthony S. Fauci kommentiert. Darin wurden die Daten von 528 eindeutig infizierten Personen von April bis Juni 2022 aus 16 Ländern zusammengetragen und ausgewertet. 13 % der Betroffenen wurden hospitalisiert, meist wegen Schmerzen oder Sekundärinfektionen – Todesfall gab es keinen. Mit 98 % waren fast ausschließlich homo- oder bisexuelle Männer betroffen, 41 % waren HIV-positiv. In 95 % der Fälle ließ sich die Infektion auf Sexualkontakte zurückführen. Bei 95 % trat ein Hautausschlag auf, 73 % hatten anorektale, 41 % mukosale Effloreszenzen und 56 % Lymphadenopathie. Dazu traten häufig Fieber (62 %), Lethargie (41 %), Myalgie (31 %) und Kopfschmerzen (27 %) als prodomale Symptome auf. Die Patient:innen stammen hauptsächlich aus Westeuropa und Kanada. Aus Afrika und Asien sind keine Daten enthalten.
Quelle: Thornhill GP et al., N Engl J Med 2022; 387:679–691


Long-COVID

Muskeltraining gegen Atemnot

In einer Studie aus Großbritannien wurde das inspiratorische Muskeltraining (IMT), ein spezielles Atemtraining, als potenzielle rehabilitative Maßnahme bei COVID-19 untersucht. 281 Erwachsene (88 % weiblich), die nach einer COVID-19-Infektion unter anhaltender Dyspnoe litten (9,0 ± 4,2 Monate nach der akuten Infektion), wurden einem 8-wöchigen IMT unterzogen und zu ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie zur Atemnot, Atemmuskelkraft und Fitness vor und nach der Intervention befragt. Das IMT führte zu einer bedeutsamen Verbesserung der Atemnot und stellt den Autoren zufolge eine wirksame ambulante Rehabilitationsstrategie dar.
Quelle: McNarry MA et al., European Respiratory Journal 2022; DOI: 10.1183/13993003.03101-2021