Eine aktuelle Fallkontrollstudie bestärkt die Hypothese, dass die Multiple Sklerose (MS) durch eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) kausal ausgelöst werden könnte. Die Studie wertete die Daten von 10 Mio. Angehörigen des US-Militärs aus (Zeitraum 1993–2013). Die Militärangehörigen wurden vor der Aufnahme auf HIV gescreent. Proben wurden, sofern vorhanden, auf eine vorausgegangene EBV-Infektion untersucht. Nur 5,3 % der Proben waren EBV-negativ.
Die Forscher werteten dann aus, wie viele Personen im Verlauf an MS erkrankten und wie ihr EBV-Status war. 955 Menschen erkrankten im Verlauf ihres Militärdienstes an MS, von 801 lagen Serumproben vor, bevor die MS-Diagnose gestellt wurde. Nur einer der 801 Fälle war EBV-negativ – alle anderen Fälle traten in der Gruppe auf, die mit EBV infiziert war.
Die meisten MS-Erkrankungen traten im Median 5 Jahre nach der ersten EBV-positiven Probe auf. Die an MS-Erkrankten hatten zudem mit 97 % eine extrem hohe Serokonversionsrate, d. h., sie hatten viele Antikörper gegen EBV, während die gesunden Kontrollpersonen eine Serokonversionsrate von nur 57 % aufwiesen (p < 0,001).
Rund 70 % aller Menschen weisen eine Uromodulin-Genvariante auf, die zu einer besonders hohen Produktion des Proteins führt, das den Ruf hat, vor Harnwegsinfekten zu schützen. Wie genau das Uromodulin Infektionen mit E. coli verhindert, hat vor kurzem ein interdisziplinäres Team aus drei Forschungsgruppen aus Zürich herausgefunden. Die Wissenschafter haben untersucht, wie das Uromodulin aussieht und mit welchen Mitteln es die uropathogenen E. coli neutralisiert. Die biochemischen Untersuchungen zeigten, dass die Bakterien-Pili bestimmte Zuckerketten auf der Oberfläche des Uromodulins erkennen und extrem spezifisch und stark an diese binden. Uromodulin bildet lange Filamente, die durchschnittlich aus rund 400 einzelnen, aneinandergereihten Proteinmolekülen bestehen. Jedes Glied dieser Proteinkette enthält das charakteristische Muster aus Zuckerketten, an das Bakterien-Pili gern binden. In der Kryoelektronentomografie zeigte sich, dass die Uromodulin-Filamente die Pili der E.-coli-Bakterien regelrecht umhüllen. Dabei kann ein einzelnes Uromodulin-Filament an mehrere Pili eines Bakteriums andocken und damit die Erreger neutralisieren, indem sie ein Andocken an die Zellen im Harntrakt verhindern. Diese Erkenntnisse wurden im Fachmagazin Science publiziert und dürften künftig helfen, neue Strategien zur Behandlung von Harnwegsinfekten zu entwickeln.
Ungefähr die Hälfte der deutschen Bevölkerung über 70 Jahre leidet unter Divertikeln. Die Ausstülpungen in der Darmschleimhaut können sich entzünden (Divertikulitis), wobei die Prävalenz in jüngeren Bevölkerungsgruppen (≤ 50 Jahre) zunimmt. Gründe hierfür liegen im Lebensstil (mangelnde Bewegung, Konsum von Genussmitteln, fleischhaltige, ballaststoffarme Ernährung). Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) e. V. veröffentlicht nun erstmals gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) eine S3-Leitlinie. Diese umfasst die gesamte „patient journey“ – von der Diagnose bis zur ambulanten sowie stationären Therapie – und soll Ärzten klare, evidenzbasierte Handlungsempfehlungen geben. In der vorausgehenden S2k-Leitlinie wurde die „classification of diverticular disease“ (CDD) eingeführt, die mittlerweile im klinischen Alltag etabliert ist und auch international großen Zuspruch findet. Deshalb findet die CDD auch als wichtiges Hilfsmittel bei der Klärung der Therapie- und Versorgungsfrage Eingang in die aktuelle Leitlinie.
Was sollte bei Kindern und Jugendlichen mit Rückenschmerzen beachtet werden? Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) hat erstmals eine S3-Leitlinie zu Rückenschmerz von Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen mit spezifischer Betrachtungsweise für diese besondere Patientengruppe herausgebracht. Dabei werden für die systematische Erfassung auch die Risikofaktoren und die Diagnostik verschiedener Ursachen und Erkrankungsgruppen unter den Kindern und Jugendlichen in den Blick genommen. Die Leitlinie schließt damit eine große Lücke, denn bislang fehlten solche systematischen Empfehlungen bei Rückenschmerzen von Kindern.
Besonderes Augenmerk erfährt die Differenzialdiagnostik in den frühen Lebensjahren, um hier adäquat betreuen und unterstützen zu können. Die Leitlinie geht sowohl auf spezifische als auch auf nichtspezifische Rückenschmerzen ein. Erstmals wird auch eine systematische Analyse von sogenannten „Red Flags“ für spezifische Rückenschmerzen in dieser Altersgruppe vorgelegt. Sie gibt auch wichtige Hinweise für die Prävention des nichtspezifischen Rückenschmerzes durch körperliche Aktivität – ein zentraler Baustein zur Minderung der Chronizität im Erwachsenenalter.