Neues aus der Forschung

Schweres Asthma – Mögliche Allergien als Ursache abklären

Etwa 3–4 % aller Asthmaerkrankungen gehen mit einem schweren Verlauf und damit einer erhöhten Morbidität und Mortalität einher. Die pathophysiologischen Hintergründe sind vielfältig. Im Kindesalter sind häufig Allergien Auslöser, bei Erwachsenen mit schwerem Asthma ist eine Assoziation mit einer Allergie weniger eindeutig. Dennoch treten auch im Erwachsenenalter atopische Erkrankungen wie allergische Rhinitis im Kontext von schwerem Asthma auf, wie eine Arbeit von Essener Forschern zeigt. Hier bedarf es deshalb diagnostischer Maßnahmen. Diese beinhalten ein ausführliches Anamnesegespräch hinsichtlich Allergen- und Schadstoffbelastung im häuslichen Umfeld. Aber auch mögliche saisonale Faktoren (z. B. Baum- und Gräserpollen) wie auch ganzjährige Allergene (z. B. Hausstaubmilben, Tierhaare, Pilze) müssen berücksichtigt werden. Da bei allen Patient:innen die Typ-2-(T2-)hohe eosinophile Atemwegsentzündung überwiegt, ist eine Einstufung als T2-hoch oder T2-niedrig anhand der Bestimmung von Gesamt-IgE, fraktioniertem exhaliertem Stickstoffmonoxid sowie der Eosinophilenzahl im Blut oder im Sputum unverzichtbar.

Literatur: Olivier M et al., Der Pneumologe 2021; 18:366–77.
https://doi.org/10.1007/s10405-021-00409-x
Patientenleitlinie zur Nationalen Versorgungsleitlinie Asthma, 3. Auflage, 2021 Version 1
www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-002p_S3_Asthma_2022-06.pdf

Diabeteskomplikationen – Veränderte Ursachen für Krankenhauseinweisung

Diabetes geht häufig mit Gefäß- und Stoffwechselkomplikationen einher, die oft Ursache für eine Krankenhauseinweisung sind. Aber auch andere Erkrankungen – Krebs-, Lebererkrankungen und häufige Infektionen – stehen im Verdacht, Grund für eine stationäre Aufnahme von Diabetiker:innen zu sein. Britische Forscher haben jetzt das Spektrum von ursachenspezifischen Krankenhausaufenthalten bei Diabetiker:innen näher untersucht. Für ihre Analyse haben sie Daten von 309.874 Diabetiker:innen (> 18 Jahre, Typ I bzw. Typ II) der Jahre 2003–2018 im Hinblick auf die Hospitalisierung ausgewertet. Danach waren die Hospitalisierungsraten unabhängig von der Ursache bei Diabetiker:innen höher als bei Nichtdiabetiker:innen. Die Ursachen für eine Einweisung haben sich jedoch verändert: Fast alle „traditionellen“ Diabeteskomplikationen (Gefäßerkrankungen, Amputationen) – 2003 noch in 50 % der Fälle Ursache für eine stationäre Aufnahme – gingen zurück (2018 waren es nur noch 30 %). Diabetesunspezifische Erkrankungen (Krebs, Infektionen, nichtinfektiöse und nichtkrebsbedingte Atemwegserkrankungen) nahmen hingegen zu.

Literatur: Pearson-Stuttard J et al., Trends in leading causes of hospitalisation of adults with diabetes in England from 2003 to 2018: an epidemiological analysis of linked primary care records. Lancet Diabetes Endocrinol 2022 Jan; 10(1):46–57. DOI: 10.1016/S2213-8587(21)00288-6

Gesundheitsrisiko – Plastikpartikel auch im Trinkwasser

Mikro- und Nanoplastikpartikel (MNP) werden nicht nur über Lebensmittel, wie insbesondere Meereslebewesen oder Meersalz, in den Körper geschleust, auch das Trinken spielt dabei eine Rolle. Wer die empfohlenen 1,5 bis 2 Liter Wasser pro Tag aus Plastikflaschen trinkt, nimmt einer Studie zufolge allein auf diese Weise rund 90.000 Plastikpartikel pro Jahr zu sich. Wer jedoch zu Leitungswasser greift, kann – je nach geografischer Lage – die aufgenommene Menge auf 40.000 reduzieren. Außerdem wiesen Forscher:innen eine weit verbreitete Kontamination von Mineralwasser mit Xenohormonen nach, die aus PET-Flaschen (Polyethylenterephthalat) ausgewaschen werden. Xenohormone weisen eine starke östrogene Aktivität auf, die im Körper krebserregend wirken kann.

Quelle: MedUni Wien

Beratungskompetenz stärken – S2k-Leitlinie „Zöliakie“ aktualisiert

Etwa 1 % der Bevölkerung Europas ist von Zöliakie betroffen. Symptome und Erkrankungssituation sind dabei sehr variabel: Bauchschmerzen, Bläh- und Völlegefühl, chronischer Durchfall, Übelkeit oder Gewichtsverlust sind einige der Symptome, die aber häufig nicht eindeutig sind. Betroffene müssen, bis die Diagnose feststeht, mitunter einen langen Leidensweg hinter sich bringen. Unter Mitwirkung von Expert:innen aus Gastroenterologie, Kindergastroenterologie, Pathologie, Genetik, Ernährungsmedizin, Ernährungswissenschaft und Mitgliedern der Patientenselbsthilfegruppe Deutsche Zöliakie Gesellschaft (DZG) wurde jetzt die S2k-Leitlinie „Zöliakie“ aktualisiert. Im Fokus stehen Symptomatik, Differenzialdiagnostik, im Zuge deren Zöliakie erwogen werden sollte, sowie genetische Syndrome, Autoimmunerkrankungen und Konstellationen mit erhöhtem Zöliakierisiko. Die Leitlinie will damit den Weg zur gesicherten Diagnosestellung verkürzen und die Beratungskompetenz der Ärzte stärken, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Weitere Informationen zur Leitlinie unter: www.dgvs.de/wissen/leitlinien/leitlinien-dgvs/zoeliakie