Ein Jahr nach überstandener COVID-19-Infektion klagen zwei Drittel der Patient:innen über Erkrankungen des Nervensystems, berichteten Expert:innen anlässlich der ÖGN-Tagung in Graz. „Das Virus wirkt zum Teil also als Brandbeschleuniger der pathologischen Prozesse. Es gibt demnach mehrere Möglichkeiten, wie die Coronaviren das Nervensystem schädigen können: Teils infizieren sie direkt das zentrale Nervensystem, verursachen Gefäßentzündungen, öffnen die Blut-Hirn-Schranke und führen zur Bildung kleiner Blutgerinnsel, die etwa Äderchen im Gehirn verstopfen, wie sein Kollege Priv.-Doz. Dr. Raimund Helbok von der Medizinischen Universität Innsbruck herausgefunden habe“, so der Neurologe Univ.-Prof. Dr. Christian Enzinger, Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Graz. Mögliche indirekte Auslöser seien systemische Infektionen, überschießende Reaktionen des Immunsystems und Sauerstoffmangel. Die häufigsten neurologischen Symptome ein Jahr nach einer Coronavirusinfektion seien Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Geruchs- sowie Geschmacksstörungen, Vergesslichkeit und Kopfschmerzen. Patient:innen klagen auch über Gliedmaßenschwäche, Schwindel, Halluzinationen, Tinnitus und Ohnmachtsanfälle. Nur bei 12 % der Patient:innen sind solche neurologischen Beschwerden vorher nicht bekannt gewesen. Sie wurden demnach meist durch COVID-19 verstärkt, aber nicht ursprünglich ausgelöst.
Quelle: Pressekonferenz der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie, 16. 5. 2022
Die Patient:innenleitlinie zur COPD gibt Betroffenen und deren Angehörigen einen Überblick über Möglichkeiten von Therapie und Diagnostik sowie Hinweise zum eigenständigen Umgang mit der Erkrankung. Die Publikation liegt jetzt in überarbeiteter Form vor. Grundlage ist die „Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) COPD“. Auf Basis aktueller Studien gibt die NVL Empfehlungen zur Untersuchung und Behandlung der Erkrankung wieder. Nunmehr wurde die allgemein verständliche Version dieser Leitlinie überarbeitet und aktualisiert. Expert:innen und Personen aus der Selbsthilfe prüften den Text fachlich.
Studien belegen, dass Diabetes bei Männern die Samenqualität vermindert. Über die Auswirkungen von Antidiabetika auf die Fertilität und Reproduktionsfähigkeit ist allerdings noch wenig bekannt. Angesichts der Tatsache, dass Typ-2-Diabetes immer häufiger auch bei jüngeren Männern diagnostiziert wird, suchen Wissenschafter:innen nach Antworten, etwa auf die Frage, ob ein Zusammenhang zwischen einer Antidiabetikatherapie bei „Vätern in spe“ und dem Risiko eines Geburtsfehlers bei den Nachkommen besteht. Das untersuchte jetzt ein dänisches Forscher:innenteam in einer prospektiven Beobachtungsstudie. Es analysierte dazu Daten von 1.116.779 Einzelkindern von Müttern ohne Diabetes oder Hypertonie, die im Zeitraum 1997–2016 zur Welt gekommen waren. Die Nachkommen galten als exponiert, wenn ihr Vater während der Spermiogenese ein oder mehrere Rezepte für ein Diabetesmedikament einlöste. Danach hatten 3,3 % einen oder mehrere schwere Geburtsfehler. Nahmen die künftigen Väter im Zeitraum der Spermatogenese Metformin ein, ergab sich ein Risikoanstieg für Fehlbildungen von 40 %. Vor allem bei Jungen traten genitale Fehlbildungen auf.
Literatur: Wensink MJ et al., Preconception Antidiabetic Drugs in Men and Birth Defects in Offspring. A Nationwide Cohort Study. Ann Intern Med 2022 May; 175(5):665–673. DOI: 10.7326/M21-4389. Epub 2022 Mar 29.