Personalisierte Medizin: Die Ende 2011 aktualisierten GOLD-Guidelines wurden in Richtung personalisierter Medizin adaptiert. Im diagnostischen Duktus folgt nach Feststellung der irreversiblen Atemflusslimitierung bereits die individuelle Symptomausprägung, quantifiziert mittels COPD Assessment Test (CAT) oder Modified Medical Research Council Scale (mMRC). Als weitere Determinante wurde eine jährliche Exazerbationsrate ≥ 2 als Grenzwert für Hochrisikopatienten in den Diagnosepfad eingeführt. Mittels dieser drei Charakteristika wird schließlich die Zuteilung in unterschiedliche Risikoklassen getroffen. Erste Studien mit dieser Stratifizierung zeigten, dass sich bei Anwendung von CAT und mMRC die Gruppenzuteilung nicht vollständig deckt und somit die Grenzwerte überdacht werden müssen.
Akute Exazerbation: Mit Fortschreiten der COPD nimmt die Spanne zwischen den einzelnen Exazerbationen schrittweise ab. Des Weiteren korreliert die Häufigkeit der akuten Exazerbationen mit der Inzidenz an Mykardinfarkten. Praktisch untermauert wurden diese Beobachtungen durch Resultate des europaweiten COPD-Audits, welches international eine Re-Hospitalisierungsrate binnen 90 Tagen nach Exazerbation von 35%, in Österreich sogar von 40%, attestiert.
Therapie: In puncto Therapie wurden in den neuen Guidelines die zwei primären Therapieziele in der COPD betont. 1. Risikoreduktion. 2. Reduktion der Krankheitslast. Innovative pharmakologische Ansatzpunkte reichen von neuen lang wirksamen Anticholinergika (z.B. Glycopyrronium), über ultralang wirksame β-Agonisten (z.B. Indacaterol), kombinierte lang wirksame Anticholinergika/inhalative Kortikosteroide, duale anticholinerg/β-agonistische Substanzen, Biologicals mit zielgerichteter Wirkung gegen Entzündungsmediatoren und schließlich ca. ein halbes Dutzend Substanzen mit neu erkannter bronchodilatatorischer Wirkung.
Gesondert wurde noch auf die Steroidresistenz eingegangen, welche durch Zigarettenrauch negativ, durch Theophyllin und Makrolidantibiotika positiv beeinflusst werden kann. Seitens der nicht-pharmakologischen COPD-Therapie wurden vielversprechende Daten aus der bronchoskopischen Lungenvolumenreduktion präsentiert. Nach endobronchialer Dampfablation sowie Ventil- und Coil-Implantation zeigten sich signifikante Verbesserungen von Lungenfunktion und körperlicher Leistungsfähigkeit. Entscheidend für den Therapieerfolg ist jedoch eine sorgfältige Patientenselektion, da sich ein substanzielles Ansprechen auf das heterogene oberlappenbetonte Emphysem beschränkt.
„Small airway disease“: Eine Renaissance feiert die „small airway disease“ bei obstruktiven Atemwegserkrankungen. So wurden Hyperreagibilität, Inflammation und Remodelling der kleinen Atemwege bei Asthmatikern festgestellt und ein Zusammenhang zu dynamischer Überblähung und schlechter Symptomkontrolle nachgewiesen. Als therapeutische Konsequenz wurde ein Benefit von Kombinationspräparaten in kleinster Partikelformulierung für Überblähung und Asthmakontrolle gezeigt.
Als Novum im Armamentarium gegen Asthma bronchiale ist die Effektivität eines neuen monoklonalen Antikörpers gegen IL-5 zu nennen. So belegte eine randomisiert-kontrollierte Studie für Mepolizumab im Vergleich zu Placebo eine signifikante Verringerung von sowohl Eosinophilie im Serum als auch jährlicher Exazerbationsfrequenz bei schwerem eosinophilen Asthma.
Klassifizierung: Nach nunmehr zehn Jahren wurde die überarbeitete ATS/ERS-Klassifizierung der idiopathischen interstitiellen Pneumonien (IIP) vorgestellt. Grundsätzlich wird eine Unterteilung in „major“, „rare“ und „unclassifiable“ erfolgen. In der Gruppe der „major“ IIPs wird weiters stratifiziert in „chronisch fibrosierende“, „akut/subakute“ und „rauchassoziierte“ Formen. In der ersten Subgruppe wird die „idiopathic“ NSIP als eigenständige Entität aufgenommen, die präferenziell bei Frauen mittleren Alters ohne Raucheranamnese auftritt und eine gute Langzeitprognose aufweist.
In puncto Diagnostik wurde der Stellenwert eines multidisziplinären Vorgehens unter Beteiligung von Pneumologen, Radiologen und Pathologen betont und die zentrale Rolle des HRCT als initiales Diagnostikum untermauert. Die chirurgische Lungenbiopsie sollte jenen Patienten vorbehalten werden, die klinischradiologisch nicht das eindeutige Bild der IPF/UIP bieten. Die Rolle der BAL in der IIP-Diagnostik wurde weiter entkräftet und der Einsatz der transbronchialen Lungenbiopsie sollte sich auf den Ausschluss einer Sarkoidose beschränken.
Abschließend gaben noch Daten aus der aktuellen Mortalitätsstatistik der WHO Anlass zur Ernüchterung, da sich die „chronic respiratory diseases“ erstmals mit 7% in der Liste der globalen Killer auf Platz 6 wiederfinden.