Patient:innen mit atopischer Dermatitis leiden oft trotz Therapie an starkem Juckreiz und an der Bildung von Ekzemen.
Die chronisch inflammatorische Hauterkrankung betrifft 5 % der Erwachsenen und bis zu 15 % der Kinder. Bekannt ist, dass eine Dysbiose im Hautmikrobiom die Progression der Erkrankung herantreibt; die Rolle von Bakteriophagen in der Bakteriengemeinschaft von gesunder und entzündeter Haut ist bisher ungeklärt.
Der positive Effekt dieser Viren, die Bakterien vernichten, ist bereits aus Studien zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen bekannt. Ein Forschungsteam der MedUni Wien konnte nun erstmals zeigen, dass sich das Phageom, also die Gesamtheit aller Viren, welche die Haut besiedeln, bei gesunden Proband:innen und Patient:innen mit Neurodermitis signifikant unterscheidet.
Ihre Daten legen nahe, dass ein verschobenes Gleichgewicht zwischen Phagen und Bakterien für die Überbevölkerung mit Staphylococcus aureus bei Betroffenen verantwortlich ist. Die Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht wurde, trägt zu einem besseren Verständnis des Hautmikrobioms von Patient:innen mit atopischer Dermatitis bei.
Eine Identifizierung und gezielte Vermehrung von Bakteriophagen, die auf Staphylococcus aureus spezialisiert sind, könnte hier möglicherweise eine aussichtsreiche Therapieoption darstellen. Die Identifikation der wirksamen Phagen stellt dabei eine Herausforderung dar, da die meisten Phagen oft nur auf eine Gattung oder sogar nur eine einzelne Bakterienart spezialisiert sind. Gleichzeitig kann dieser zielgerichtete Einsatz ebenso als Chance im Kampf gegen Multiresistenzen gesehen werden, weshalb die Phagentherapie bei vielen Krankheiten zunehmend erforscht wird.