Impfen geht uns alle etwas an. Durch die Immunisierung der breiten Bevölkerung können Risikopatient:innen, die selbst nicht geimpft werden können, geschützt und Steuergelder, die in der aktuellen Wirtschaftslage knapp sind, gespart werden. Dennoch zeigt Österreich im internationalen Vergleich keine Glanzleistung. Bei Diphtherie/Tetanus/Pertussis, Poliomyelitis, Masern, FSME, Influenza, HPV und Herpes Zoster wird hierzulande keine ausreichende Durchimpfungsrate (DI) erreicht. Das liegt sowohl an der Impfskepsis der Bevölkerung als auch an mangelnden niederschwelligen Angeboten.
Ein Umdenken der Impfstrategie ist auf lange Sicht notwendig. Statt der Behandlung von Krankheiten soll eine Prävention priorisiert werden. Diese soll nicht nur im Kindesalter erfolgen, sondern ein Leben lang. Konkrete Forderungen des ÖVIH beinhalten folgende Punkte: die Definition gesundheitspolitischer Ziele und ein Impfprogramm für impfpräventable Erkrankungen, ein Impfkonzept sowie den verbesserten Zugang zu kostenfreien Impfungen für alle Altersgruppen, die anonymisierte bundeseinheitliche Datenerhebung und -auswertung mithilfe des e-Impfpasses, die frühzeitige Einbindung der Impfstoffhersteller in die strategische Bedarfsplanung und Aufklärungskampagnen der öffentlichen Hand.
Die WHO hat definierte Impfziele, die auch in Österreich verbindlich festgeschrieben werden sollten. Dies betrifft unter anderem Eradikationsziele wie Masern oder HPV. Mit einer DI von 95 % könnten die Masern ausgerottet werden. Für eine Eliminierung des Gebärmutterhalskrebses plant die WHO eine weltweite HPV-DI von 90 % aller Mädchen bis 2030. Um Risikopatient:innen zu schützen, rät die WHO zu einer jährlichen DI von 75 % der vulnerablen Gruppen. Für die gerade ausklingende Grippesaison ließen sich rund 15 % der Österreicher:innen impfen.
Impfungen im Erwachsenenalter sind oft privat zu bezahlen und selten günstig. Generika gibt es keine, da der Impfstoff durch seinen Produktionsprozess definiert ist. Laut ÖVIH sollen Impfungen vom Staat jedoch nicht als Ausgaben, sondern als Investitionen angesehen werden, da durch den Schutz vor Krankheiten nicht nur die Lebensqualität der Bevölkerung zunimmt, sondern auch die Gesundheits- und Sozialwirtschaft entlastet werden können. So kann für jeden Euro, der in Impfungen investiert wird, mit einem Gewinn von 14 Euro gerechnet werden. Durch die Krankheitsprävention spart der Staat ebenfalls Geld, das für etwaige Arbeitsausfälle und Behandlungen notwendig wäre. Ein österreichweites, nach Altersgruppen gestaffeltes Impfkonzept, fokussiert auf das lebenslange Impfen, sollte eingeführt werden.
In den letzten Jahren konnte eine wachsende Skepsis gegenüber dem Impfen und der Wissenschaft an sich beobachtet werden. Durch gezielte Aufklärung kann ein Umdenken erwirkt werden. Nach positiv erfolgtem Nutzen-Risiko-Vergleich können Personen geimpft werden, um nicht nur sich selbst, sondern auch die Mitmenschen zu schützen und so einen wichtigen Beitrag zum Wohlergehen der Gesellschaft zu leisten.